Aus der aktuellen Ausgabe

Zur Bedeutung und Wertung praxisüblicher Tränentests

Alle in einer Praxis durchführbaren Tests zur Prüfung der Tränensekretion haben den Nachteil, dass sie, isoliert betrachtet, nur eine eingeschränkte Aussage über Ursache, Zustand des Auges und therapeutische ­Konsequenz eines Tränenmangelsyndroms erlauben. Erst die Kombination der Daten von Spaltlampenbefund, Schirmertests, Tränenfilmaufreißzeit, Tränenmeniskus, Anfärbbarkeit, Pachymetrie und Thermometrie erlaubt eine saubere Diagnosestellung und ein darauf aufbauendes, adäquates therapeutisches Vorgehen. Dr. Hans-Walter Roth (Ulm) diskutiert die Bedeutung und Wertigkeit ­praxisüblicher Tränensekretionstests.

Gehirn und Auge

Entwicklung der kortikalen Informationsverarbeitung in der Netzhaut (Teil 1)
Das Gehirn entwickelt pränatal neben der Struktur des Auges drei zelluläre Körnerschichten zwischen den ­Grenzmembranen der Retina. Diese können diffraktiv-optisch mit den drei, den Fotorezeptoren lichtwärts ­vorgelagerten zellulären Phasengittern Funktionalitäten der kortikalen Informationsverarbeitung übernehmen. Dr. Norbert Lauinger, Institut für Optosensorik, Wetzlar, erläutert in Teil 1 seines Beitrages, wie die ­Raumgitteroptik die Fotochemie der Rezeptorenpigmente beziehungsweise die Lage der Gipfel der ­spektralen Hellempfindlichkeitskurven der vier Fotorezeptoren im Spektrum bestimmt sowie Grundlagen der ­Ortsfrequenzfilterung in der Netzhaut, die zu den Visusdaten führt.­

Hypothermiebehandlung: Protektiver Effekt auf retinale Ganglienzellen

Studie am Organkulturmodell der Schweineretina
Die als therapeutische Hypothermie bezeichnete gezielte Absenkung der Körpertemperatur wird bereits seit geraumer Zeit bei herzchirurgischen Eingriffen und bei Schlaganfällen routinemäßig zur Reduktion degenerativer Prozesse eingesetzt. Außerdem konnte an kultivierten ischämischen Rinderaugen ein protektiver Effekt der ­Hypothermie nachgewiesen werden. Basierend auf diesen Tatsachen wurde im Rahmen einer Studie der ­protektive Einfluss der Hypothermie auf die retinalen Ganglienzellen in einem neu etablierten Degenerations­modell der Schweineretina untersucht. Priv.-Doz. Dr. Stephanie C. Joachim, Ana M. Maliha (M. Sc.), Hannah Döpper (M. Sc.) und Dr. Sven Schnichels stellen die Daten vor.

Zur Geschichte der Sympathischen Ophthalmie

Die seltene Sympathische Ophthalmie (SO) ist eine beidseitige granulomatöse Uveitis, die nach durchbohrender Augenverletzung oder operativem Eingriff bereits nach fünf Tagen bis 50 Jahre später auftreten kann. 1583 wurden durch Bartisch erstmals Symptome geschildert, die vermutlich erste erfolgreiche Behandlung wird Eisenbarth 1716 zugeordnet. Genaue Beschreibungen mit Prognose der SO stammen von Mackenzie 1840 in London und von Ammon 1843 in Dresden. Fuchs gelang 1905 der exakte histologische Nachweis. Priv.-Doz. Dr. Manfred Jähne, FEBO (Schneeberg) berichtet auch über drei bekannte Persönlichkeiten (Johann der Blinde, Louis Braille, König Georg V. von Hannover), die an der SO erblindeten sowie abschließend über die Einmischung der Staatssicherheit der DDR wegen eines an SO erkrankten Kindes.

Das Fernglas

Serie zur Sammlung Roth (Folge 83)
Die ersten optisch brechenden Linsen aus Glas oder Bergkristall dienten als Lesesteine, Lupen oder in ein Brillengestell gefasst erst einmal als Sehhilfen im Nahbereich. Besonders die hochtransparenten, klar durchscheinenden Gläser aus Murano waren zum Ausgleich der Altersweitsichtigkeit sehr begehrt. Ihr Schliff wurde mit der Zeit immer präziser, ihre Abbildungsqualität besser. Auch entdeckte man jetzt die optischen Gesetze solcher Linsen. Irgendwann einmal muss ein Okulist oder Alchemist, wie man damals den Wissenschaftler nannte, erkannt haben, dass die Kombination zweier Konvexgläser, in ihrer optischen Achse hintereinander gehalten, ferne Dinge näher und größer erscheinen ließ. Der deutsch-holländische Brillenmacher Jan Lippershey soll der Erste gewesen sein, manche schreiben die Erfindung des so genannten 
Teleskops oder Fernrohr wiederum anderen zu.

„Augenerkrankungen sind Volkskrankheiten“

Ergebnisse der Gutenberg-Gesundheitsstudie im Überblick
Die Gutenberg-Gesundheitsstudie ist eine bevölkerungsbasierte, prospektive, monozentrische Kohortenstudie zur Untersuchung verschiedener Erkrankungen. Das Hauptziel dieser bisher größten deutschen epidemio­logischen Studie ist, belastbare Daten zu liefern, um die individuelle Risikovorhersage für die jeweiligen Krankheits­bilder zu verbessern. Von 2007 bis 2012 wurden 15.010 Studienteilnehmer im Alter von 35 bis 74 Jahren untersucht, die repräsentativ für die Bevölkerung in der Region Mainz sind. 2017 wurde die Fünf-­Jahres-Nachuntersuchung abgeschlossen und mittlerweile ist die Zehn-Jahres-Untersuchung angelaufen. Dr. Alexander K. Schuster, Dr. Stefan Nickels und Prof. Norbert Pfeiffer (Mainz) geben einen Überblick über die Ergebnisse in Bezug auf Augenerkrankungen.

Intraokulare Entzündung bei Multipler Sklerose

Eine unterschätzte Problematik?
Während die Assoziation zwischen Multipler Sklerose (MS) und Neuritis nervi optici seit langem bekannt ist, steht die Koinzidenz mit intraokularen Entzündungen seltener im Blick. Dabei weisen Patienten mit MS ein etwa zehnfach höheres Risiko für eine intraokulare Entzündung auf. Umgekehrt können sich bereits frühzeitig Anzeichen für die neurologische Erkrankung durch den Augenbefund ergeben. Welche Bedeutung der Zusammenarbeit ­zwischen Augenarzt und neurologischen Kollegen zukommt, stellen Prof. Uwe Pleyer, Dr. Enken Gundlach und Priv.-Doz. Dr. Klemens Ruprecht dar.

Keratoplastik bei mykotischer Keratitis – wann und wie?

Die Prognose der mykotischen visusbedrohenden Keratitis, die oft zu spät diagnostiziert wird und zu einem protrahierten klinischen Verlauf führen kann, hängt sowohl vom Zeitpunkt der Diagnosestellung als auch von der Einleitung einer adäquaten konservativen und chirurgischen Therapie ab. Loay Daas, Prof. Arne Viestenz, Dr. Shady Suffo, Dr. Corina Spira-Eppig, Dr. Elias Flockerzi und Prof. Berthold Seitz zeigen anhand von ­Beispielen den Diagnosezeitpunkt und die Krankheitsdauer als prognostisch wichtige Faktoren auf und stellen die frühzeitige Durchführung sowie die Wahl eines ausreichend großen Transplantatdurchmessers bei einer ­Keratoplastik à chaud als eine effektive Behandlung der mykotischen Keratitis dar.

Gründungsjubiläum: 125 Jahre Universitäts-Augenklinik Rostock

Anlässlich des Gründungsjubiläums hatte Prof. Anselm Jünemann als Direktor der Augenklinik zu dem Symposium „Augenheilkunde im Wandel der Zeit – 125 Jahre Augenklinik der Universität Rostock“ Anfang Dezember in die Hansestadt mit der ältesten Universität im Ostseeraum eingeladen. Dr. Udo Hennighausen (Hamburg) berichtet über die Jubiläumsveranstaltung.

Kontaktlinsenanpassung bei Kindern

Bis vor einigen Jahren war die Kontaktlinsenanpassung bei Kindern auf medizinische Indikationen beschränkt. Doch auch junge und jugendliche Brillenträger wünschen zunehmend optisch korrigierende Kontaktlinsen oder versorgen sich selbst mit Billiglinsen. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte daher eine Kontaktlinsenanpassung möglichst frühzeitig, gut kontrolliert und mit höchster Qualität des Materials stattfinden. Das ideale Alter hierfür liegt bei Kindern zwischen dem sechsten und dem elften Lebensjahr, für Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Dr. Dorothea Kuhn (Riedlingen), stellvertretende Vorsitzende des Ressort Kontaktlinsen des BVA, erläutert, worauf bei der Kontaktlinsenanpassung bei Kindern zu achten ist.