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Die Augensprache eines ­völlig gelähmten Mannes

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas (1802-1870) beschrieb in seinem Werk „Der Graf von Monte Christo“ das Krankheitsbild eines alten Mannes, das in neurologischen und neuroophthalmologischen Publikationen Locked-in-Syndrom genannt wird. Dumas beschrieb den alten kranken Mann als einen „Leichnam mit lebendigen Augen.“ Dass es sich in der Erzählung nicht um eine Phantasievorstellung von Dumas gehandelt haben kann, sondern auf reellen Beobachtungen beruht haben muss, erläutert Prof. Dieter Schmidt (Freiburg).

Die Bezeichnung Locked-in-Syndrom wurde 1966 von Plum und Posner eingeführt. Es handelt sich um Unterbrechungen beider kortikospinaler Bahnen, so dass eine Tetraplegie entsteht. Läsionen mit Trennung des kortikobulbären Trakts führen zu Paralysen der VII., IX. bis XII. Hirnnerven.

Erhaltene Augen- und Lidbewegungen bei vollständiger Körperlähmung

Bei einem Locked-in-Zustand sind die Patienten tetraplegisch und stumm. Sie können keine Bewegungen des Kiefers, des Gaumens, der Zunge und des Kopfes ausführen. Nur Lid- und Augenbewegungen sind noch möglich, mit denen sie noch kommunizieren, denn sie sind im Besitz ihrer geistigen Kräfte. Die häufigste Ursache eines Locked-in-Syndroms ist ein Verschluss der A. basilaris (Forti et al. 1982). Meistens handelt es sich um eine Schädigung des ventralen Pons-Areals infolge eines vaskulären Verschlusses. Mehrere Ursachen eines Locked-in-Syndroms kommen infrage: Schädel-Hirn-Trauma, Hirnstamm-Infarkt, Hirnstamm-Enzephalitis, pontine Myelinolysis, multiple Sklerose.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Mai 2024.

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