Berufsverband mit neuer Führungsspitze
Für den Berufsverband der Augenärzte (BVA) beginnt eine neue Ära. Nach acht Jahren löst Prof. Dr. Bernd Bertram Dr. Uwe Kraffel als Vorsitzenden ab und startet mit einem neuen Vorstand in seine Amtszeit. Von Angela Mißlbeck.
v.l.n.r: Dr. Klaus Heckmann, Dr. Kaweh Schayan-Araghi, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Prof. Dr. Bernd Bertram und Dr. Stephan Schneider.
Spannung bis zum letzten Augenblick: Wer die anstehende Wahl zum Vorsitzenden des Berufsverbands der Augenärzte gewinnen wird, war im Vorfeld der Delegiertenversammlung Anfang November nicht abzusehen. Schließlich machte der bisherige Vize und Herausforderer Prof. Dr. Bernd Bertram das Rennen gegen Amtsinhaber Dr. Uwe Kraffel mit 43 zu 23 Stimmen. Kraffel verzichtete auf eine Kandidatur zum stellvertretenden Vorsitzenden. Diese Entscheidung rief bei einigen Delegierten Bedauern hervor. Sie verwiesen auf die guten Kontakte Kraffels ins System der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), die Bertrams Kontakte zur Ärztekammer ergänzen würden. Andere Delegierte wiederum begrüßten Kraffels Entscheidung mit Blick auf die Zusammenarbeit im Vorstand. Kraffel kam mit dem Verzicht auf die Kandidatur Bertram entgegen, der bereits im Vorfeld geäußert hatte, dass sein Wunschpartner für den Stellvertreter-Posten im Fall einer Wahl zum Vorsitzenden der 68-jährige Dr. Klaus Heckmann aus Wiesbaden sei. Dem neuen BVA-Vorstand gehört zudem wie bisher Dr. Kaweh Schayan-Araghi an, neu ist der Bayreuther Augenarzt Dr. Stephan Schneider. Zum wissenschaftlichen Vorstandsmitglied wurde einstimmig Prof. Dr. Norbert Pfeiffer gewählt, der seit 1995 die Augenklinik der Universität Mainz leitet.
DER AUGENSPIEGEL:
Herr Professor Bertram, was sind die größten Herausforderungen für den BVA-Vorstand im nächsten Jahr?
Prof. Dr. Bernd Bertram:
Hauptthemen des neuen Vorstandes werden_ voraussichtlich ähnliche sein wie schon in der letzten Legislaturperiode. Wir müssen den BVA noch mehr als die starke berufspolitische Interessenvertretung aller Augenärzte etablieren und dabei die auseinanderdriftenden Interessen und Untergruppen wieder unter das Dach des BVA zurückzuholen. Forcieren sollten wir augenärztliche Genossenschaften und Netze mit enger Anbindung an den BVA. Natürlich kämpfen wir weiter für ein angemessenes Honorar aller Augenärzte. Hier sind vor allem vermehrte Einnahmen außerhalb des gedeckelten KV-Honorars anzustreben. Weiterhin sollte die Freiberuflichkeit mit Selbstbestimmung beim ärztlichen Handeln gestärkt werden, die über eine zunehmende Steuerung durch Verwaltungen, Konzerne und Krankenkassen bedroht ist. Hierbei spielt auch der Bürokratieabbau eine Rolle. Aktiv begleiten muss der BVA die Gründung des neuen Facharzt-Spitzenverbandes, da wir dringend eine effektivere Vertretung der niedergelassenen Fachärzte in Deutschland brauchen.
DER AUGENSPIEGEL:
Bei welchen Aufgabenfeldern halten Sie neue Akzente in der Politik des BVA-Vorstands für notwendig?
Prof. Dr. Bernd Bertram:
Da ich schon in den letzten acht Jahren als 2. Vorsitzender maßgeblich die BVA-Politik mitbestimmt habe, konnte ich alle mir wichtig erscheinenden Akzente bisher schon einbringen. Mit dem neuen Vorstand möchte ich mehr Akzente auf die Themen gemeinsame Interessenvertretung aller Augenärzte unter dem Dach des BVA und augenärztliche Verträge außerhalb des EBM setzen.
DER AUGENSPIEGEL:
Was dürfen die niedergelassenen Augen_ärzte von der neuen Vorstandszusammensetzung erwarten?
Prof. Dr. Bernd Bertram:
Der neue BVA-Vorstand setzt sich zusammen aus vier berufspolitisch erfahrenen Niedergelassenen, die sich schon seit vielen Jahren erfolgreich für den BVA engagieren, bisher schon bei der Vorstandsarbeit eingebunden waren und auch gut zusammenarbeiten. Hinzu kommt Prof. Dr. Pfeiffer, der schon mehrfach positive Ideen für die augenärztliche Berufspolitik vorgebracht hat und auf dessen Mitarbeit wir uns freuen.