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Zum 2. MedTech–Forums in Brüssel

Medizinische Versorgung verbessern
Anlässlich des 2. MedTech–Forums in Brüssel diskutierten EU-Kommissionsmitglieder, internationale Politiker, Mitarbeiter der Industrie für Medizinprodukte und Ärzte über die Notwendigkeit eines breiteren Zugangs zu modernen Medizinprodukten. Ziel sei: eine bessere medizinische Versorgung der Patienten sowie verbesserte Arbeitsbedingungen für Ärzte. Veranstalter war der Europäische Dachverband der Medizinprodukteindustrie, Eucomed. Ein Bericht von Dr. Sibylle Scholtz.

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Wie schon im Vorjahr war auch zum 2. MedTech-Forum mit Prof. Dr. Gerd U. Auffarth ein Augenarzt als Referent zur politischen Debatte über den „Zugang zur erstklassigen Behandlung“ und der Frage „Welche Maßnahmen sind für Ärzte, Patienten und Industrie nötig?“ eingeladen.

Giulia Del Brenna, Mitglied der Europäischen Kommission und zuständig für medizinische Hilfsmittel, betonte anlässlich der Ungleichbehandlung im Gesundheitssystem eindringlich, dass der Zugang der Patienten zum medizinischem Fortschritt als Priorität sichergestellt werden müsse. Ergänzend muss als wichtiger Punkt festgehalten werden, dass der Patient über die verfügbaren Möglichkeiten informiert wird. Sie skizzierte auch den gemeinsamen Denkprozess von DG-Unternehmen, der Industrie und den Interessenvertretern der Hersteller medizinischen Hilfsmittel, der darauf abziele, künftige Herausforderungen der Industrie abzuschätzen, die Balance zwischen den Bedürfnissen der Patienten und den Budgetzwängen des Gesundheitssystems des betreffenden Mitgliedsstaates herzustellen sowie den Wettbewerb und die Innovation auf diesem Sektor zu ermutigen.

Dr. Pavel Hrobon, ehemaliger tschechischer Vize-Gesundheitsminister, wandte ein, dass die Diskussion über die Ungleichbehandlung im Gesundheitswesen auf EU-Ebene oft die einfache Tatsache ignoriere, dass einige Länder signifikant geringere Ressourcen für Investitionen hätten als andere. Infolge dessen sei die Ungleichheit im Gesundheitssystem eher eine interne Frage der Mitgliedsstaaten als eine wechselseitige. Das Thema Patientenrechte müsse in der EU realistisch diskutiert werden, mit konkreten Vorschlägen, welche erzielbaren Ergebnisse in allen Länder erreicht werden könnten.

Prof. Dr. Gerd U. Auffarth, Kommissarischer Leiter der Universitäts-Augenklinik in Heidelberg, informierte die Anwesenden über die Problematik, dass Patienten bei Kataraktoperation oft nicht über die Möglichkeit informiert würden, auch eine verbesserte, moderne Intraokularlinse wählen zu können. Und die Entscheidung für eine verbesserte Linse bedeute, nicht nur die zusätzlichen Kosten für die gewählte Intraokularlinse bezahlen zu müssen, sondern in diesem Fall auch den ohnehin erforderlichen Eingriff. Auffarth kritisierte, dass Regelungen wie diese, die eine Zuzahlung nicht gestatten würden, überholt seien. So hätten in den Vereinigten Staaten, wo Zuzahlungen erlaubt sind, Patienten eine größere Auswahl an Intraokularlinsen. Ungefähr 10 Prozent der amerikanischen Kataraktpatienten würden sich für eine der neueren Intraokularlinsen zur Korrektur der Presbyopie entscheiden, während es in der EU lediglich ein Prozent sei. Dies hänge direkt mit der finanziellen Belastung für europäische Patienten zusammen, da diese den vollen Preis für die OP und das Implantat zahlen müssen, statt nur die zusätzlichen Kosten für die verbesserte Linse. Auffarth forderte die EU auf, ihre Mitgliedsstaaten zu einer größeren Wahlmöglichkeit für den Patienten zu ermutigen und dem Patienten eine größere Wahlmöglichkeit einzuräumen.

Dieses Thema wurde voriges Jahr zum ersten Mal im EU-Parlament vorgebracht und anlässlich des 2. MedTech-Forums anhand eines anschaulichen Beispiels aus der Augenheilkunde konkreter behandelt und überzeugte so auch EU-Parlamentarier und Gesundheitsminister.

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