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Verleihung der Junius-Kuhnt-Medaille 2010

Rund 600 Teilnehmer trafen sich Mitte April in Hannover zum jährlichen „Makula-Update“ und diskutierten zwei Tage lang über aktuelle Themen auf dem Gebiet der Netzhauterkrankungen. Zum vierten Mal in Folge wurde im Rahmen dieser Veranstaltung die Junius-Kuhnt-Medaille verliehen. Von Katica Djakovic.

Wer für seine Anreise nach Hannover von vornherein auf den Zug statt das Flugzeug gesetzt hatte, hatte gut daran getan, denn der Ausbruch des isländischen Vulkans und dessen Aschewolke legte den Flugraum über Deutschland lahm. Entschädigt für anreisebedingte Unannehmlichkeiten wurden die Teilnehmer mit dem hochklassigen Tagungsprogramm und einem besonderen Veranstaltungsort: Im Expo-Park in Hannover fand vor zehn Jahren die erste Weltausstellung in Deutschland statt und der Deutsche Pavillon, der als Herzstück der Expo 2000 galt, beherbergte das diesjährige Makula-Update.

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Links: Veranstaltungsort des diesjährigen Makula-Updates war der Deutsche Pavillon auf dem Expogelände in Hannover. Mitte: Ein Höhepunkt der zweitägigen Tagung war das Consilium Diagnostikum. Rechts: Übergabe der Junius-Kuhnt-Medaille an Prof. Paulus T.V.M. de Jong (rechts) durch Dr. Anja Pfeffermann und Prof. Dr. Frank G. Holz.

Die zweitägige Veranstaltung spannte den Themenbogen von Risikofaktoren und Pathogenese bei AMD über klinische Relevanz verschiedener Untersuchungsmethoden sowie der AMD-Therapie im praktischen Alltag bis hin zur Therapie des Diabetischen Makulaödems und anderer vaskulärer Retinaerkrankungen. Neben den rund 30 Vorträgen hochkarätiger Referenten bot sich den Teilnehmern ausreichend Gelegenheit zum Austausch wie etwa beim Makula-Diagnostikkurs und dem Consilium Diagnostikum.

Junius-Kuhnt-Award

Mit dem Junius-Kuhnt-Award, der gemeinsam von der Universitäts-Augenklinik Bonn und der Novartis Pharma GmbH verliehen wird, wurde in diesem Jahr der Niederländer Prof. Paulus T.V.M. de Jong für „seine herausragende Leistung in der Erforschung der AMD“ ausgezeichnet. Wie Prof. Dr. Frank G. Holz in der Laudatio ausführte, wirkte de Jong von 1989 bis 2008 als Principal Investigator an der „Rotterdam Eye Study“ mit, einer Studie, der nicht nur zahlreiche bedeutende Erkenntnisse zu den Risikofaktoren der AMD zu verdanken sind, sondern die vielen Forschern auch „methodisches Rüstzeug an die Hand gegeben“ habe. Prof. de Jong leitete bis 2002 als Direktor das Netherlands Ophthalmic Research Institute (NORI) und setzt sich bis heute an der inzwischen in Netherlands Institute of Neuroscience (NIN) umbenannten Forschungseinrichtung als Senior Researcher mit epidemiologischen und genetischen Fragestellungen zur AMD auseinander.

In seiner Junius-Kuhnt-Lecture, die Prof. de Jong zum Thema „Alters-Makula-Dekompensation − Vom Anfang bis zum letzten Risikofaktor“ hielt, regte er an, über die Begrifflichkeit der AMD neu nachzudenken: Zum einen gäbe es nicht nur altersbedingte, sondern auch juvenile Makulaerkrankungen, zum anderen erscheine ihm das Wort Degeneration nicht aussagekräftig genug, so dass er mittlerweile den Begriff Dekompensation oder Desorder bevorzuge. De Jong zeigte in seiner Lecture einen neuen Risikofaktor für AMD auf: Untersuchungen hätten gezeigt, dass die tägliche Einnahme von Aspirin das Risiko für AMD möglicherweise steigere. Die große weltweite Aspirinproduktion und den wachsenden Konsum müsse man wachsam beobachten, schloss de Jong seinen Vortrag.

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