ARVO-Meeting 2007 in Ft. Lauderdale (Teil 2)

Internationaler Austausch im Zeichen der VEGF-Inhibitoren
Zur diesjährigen Tagung der ARVO (Association for Research in Vision and Optics) in Ft. Lauderdale mit mehr als 10.000 Kongressteilnehmern aus aller Welt, standen eine Vielzahl von Beiträgen über VEGF-Inhibitoren sowie deren Einsatz bei der Behandlung der über die AMD hinausgehenden Indikationen im Mittelpunkt. Dr. Sabine H. Baumert fasst im zweiten Teil des Kongressberichtes Beiträge zu infektiologischen Aspekten, Glaukom und Uveitis/Immunologie zusammen.

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Die Arbeitsgruppe um Bykhovskaya und Kollegen, Doheny Eye Institute/Los Angeles, untersuchten den Effekt von Ranibizumab auf Visus und zentrale Netzhautdicke im OCT nach vorangegangener Behandlung mit anderen VEGF-Inhibitoren im Vergleich zu unbehandelten Patienten. Insgesamt wurden 18 Patienten mit Lucentis im Mittel mit drei Injektionen behandelt. Sieben Patienten waren zuvor gänzlich unbehandelt, 11 Patienten hatten sich zuvor einer Therapie mit Macugen und/oder Avastin unterzogen. In einem Follow-up nach 2,8 Monaten hatten sich drei Patienten im Visus und in der zentralen Netzhautdicke verschlechtert, fünf Patienten blieben unverändert, bei elf Patienten jedoch konnte eine deutliche Visussteigerung verzeichnet werden. Im Vergleich zwischen unbehandelten und bereits vorbehandelten Augen ließ sich feststellen, dass in den unbehandelten Augen die Visusverbesserung wesentlich deutlicher ausfiel als in den vorbehandelten Augen. Kritisch muss hier angemerkt werden, dass diese Ergebnisse auch durch einen längeren Krankheitsverlauf mit ausgeprägterer Schädigung in der Gruppe der behandelten Patienten zu erklären sein kann.

In der Frage der Prophylaxe der neovaskulären AMD durch Veränderung nutritiver Faktoren stellten Augood und Mitarbeiter retrospektive Ergebnisse einer multizentrischen Studie aus sieben europäischen Ländern vor, in der der Einfluss von Fisch-ölen und Omega-3-Fettsäuren auf die Entstehung einer AMD untersucht wurde. Bei 2.278 Personen, davon 105 mit
manifester AMD, wurden die Ernährungsgewohnheiten analysiert. Dabei zeigte sich im Ergebnis, dass sich bei denjenigen Personen, die sich mindestens einmal pro Woche mit Fisch ernährten, das Risiko später an einer AMD zu erkranken, nahezu halbiert.

Der toxische Einfluss von Alkohol und Nikotin auf die Entstehung einer chorioidalen Neovaskularisation wurde von Kalippian und Kollegen, Jones Eye Institute, Universität Arkansas, am Rattenmodell untersucht. Die Tiere wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 erhielt nur Alkohol als toxisches Agens, die Gruppe 2 nur Nikotin und Gruppe 3 eine Kombination aus Alkohol und Nikotin. Während sich unter Nikotin das CNV-Risiko um den Faktor 2 erhöhte, lag er bei alleiniger Alkoholfütterung um den Faktor 3,4 und kombinierter Alkohol-/Nikotingabe sogar um den Faktor 3,5 höher als bei mit Wasser ernährten Tieren.

Infektiologische Aspekte

Anderson und Mitarbeiter untersuchten die Endophthalmitisrate nach intravitrealer Injektion nach Verwendung eines zweiprozentigen Lidocain-Gels. In einer retrospektiven Studie wurden 379 Injektionen bei 188 Patienten ausgewertet. In 120 Fällen wurde Ranibizumab, in 119 Fällen Macugen und in 91 Fällen Triamcinolon injiziert. In keinem einzigen Fall konnte postoperativ nach Verwendung eines zweiprozentigen Lidocain-Gels eine Endophthalmitis festgestellt werden, so dass Lidocain-Gel neben anderen etablierten topischen Anästhesietechniken als sichere Methode empfohlen werden kann.

In einer retrospektiven Studie untersuchten Flynn und Kollegen das Auftreten, Management und Visus-Outcome von Candida-Endopthalmitiden nach Kataraktoperation. Ausgewertet wurden alle Patienten, bei denen in der Zeit zwischen 1980 und 2006 nach erfolgter Kataraktoperation eine kulturell gesicherte Candida-Infektion registriert worden war. Insgesamt wurden fünf Patienten identifiziert. Die Candida-Endophthalmitis entwickelte sich in einem Zeitraum zwischen sieben und 60 Tagen. Die damalige Sehschärfe reichte von 0,1 bis Fingerzählen. Bei vier Patienten konnten sich perstierende oder wiederkehrende Endophthalmitiden trotz antimykotischer intravitrealer und systemischer Therapie eruieren lassen. Alle Patienten waren initial mit einer Vitrektomie und Amphotericin B behandelt worden. Vier Patienten erhielten anschließend orale Antimykotika, bei vier Patienten wurde zudem ein IOL-Wechsel notwendig. Die finale Sehschärfe schwankte zwischen 0,5 und Lichtscheinwahrnehmung. In allen Fällen konnte die Infektion letztlich zum Stillstand gebracht werden, jedoch zeigten sich abschließend äußerst variable Visusergebnisse.

Als sichere Option in der Endophthalmitis-Therapie wurde von Kernt und Koautoren, Universitätsaugenklinik München, der Einsatz von intravitrealem Moxifloxacin gewertet. Moxifloxacin ist ein Fluochinolon der vierten Generation und deckt die meisten grampositiven wie negativen Erreger ab, die eine Endophthalmitis verursachen können. Es wird als sicher und effektiv angesehen in der topischen wie systemischen Anwendung, jedoch existieren für die intravitreale Anwendung bislang nur wenige gesicherte Daten. In der vorliegenden Studie wurde dies in einer zellkulturellen Studie aufgegriffen. Primäre humane retinale Pigmentepithelzellen und ARPE 19-Zellen wurden mit Moxifloxacin-Konzentrationen von 10 µg/ml bis 1000 µg/ml behandelt. Mögliche toxische Effekte wurden nach 24 und nach 48 Stunden bewertet. Vor Behandlung mit Moxifloxacin wurden die RPE-Reihen zudem mit TNF-alpha, Lipopolysacchariden und Interleukin behandelt. Die Ergebnisse zeigten, dass Moxifloxacin nur in Konzentrationen oberhalb von 250 µg/ml ungünstige Effekte im Hinblick auf die Zellproliferation beider Zelltypen aufweist, niedrigere Konzentrationen jedoch keinen Einfluss haben. Geschlussfolgert wird, dass Moxifloxacin in mittleren Konzentrationen um 150 µg/ml sich für den intravitrealen Einsatz eignet und in der Endophthalmitis-Behandlung als sicher und wirksam eingestuft werden kann.

Die Penetrationsfähigkeit von peroral appliziertem Moxiflox-acin in den menschlichen Glaskörper wurde von Singh und Kollegen, Medical College of Georgia untersucht. In einer prospektiven Studie mit 32 Patienten, die sich einer Vitrektomie unterzogen, wurden vier Gruppen gebildet. Die erste Gruppe erhielt kein Moxifloxacin, die zweite Gruppe erhielt eine Einmaldosis von 400 mg Moxifloxacin oral drei Stunden vor dem Eingriff, die dritte Gruppe bekam 14 Stunden vor OP 400 mg und drei Stunden vor OP nochmals 400 mg Moxifloxacin, die vierte Gruppe erhielt an vier Tagen vor der OP täglich 400 mg Moxifloxacin und eine weitere Dosis drei Stunden präoperativ. Die demographischen Daten (Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Rasse, Indikation zum Eingriff) unterschieden sich nicht zwischen den einzelnen Gruppen. Es konnte festgestellt werden, dass die Konzentrationen von peroral appliziertem Moxifloxacin am höchsten in der Gruppe mit zweifacher Applikation sind, wobei jedoch in allen Gruppen die minimale Hemmkonzentration erreicht wurde. Diese Angaben gelten derzeit jedoch nur für einen nicht entzündlich veränderten Glaskörper und bedürfen weiterer Untersuchungen.

Mögliche Interaktionen zwischen Silikonöl und Perfluorkarbonflüssigkeit mit Antibiotika in der Behandlung der Endophthalmitis untersuchten Fitz und Kollegen, Vitreoretinal Surgery/New York. In dieser Laborarbeit wurde zunächst ein Vancomycin-empfindlicher Bacillus cereus-Stamm rekultiviert. Die Nährmedien wurden mit einer Schicht von Silikonöl oder Perfluorkarbon überzogen und erst dann Vancomycin zugefügt. Unter beiden Flüssigkeiten blieb trotz Anwesenheit von Vancomycin die Infektion aktiv, so dass geschlussfolgert werden muss, dass beide Substanzen im Fall einer Infektion im Rahmen eines vitreoretinalen Eingriffs eine ernste Barriere zwischen Netzhaut und Antibiotikum darstellen können. Der Einsatz einer solchen Tamponade nach endophthalmitis-induzierter Vitrektomie sollte daher wohl überlegt sein.

Eine retrospektive Übersicht über die möglichen Ursachen einer gramnegativen Endophthalmitis stellten Wals und Mitarbeiter von der University of Pittburgh/USA zusammen. Insgesamt
wurden 24 Fälle, 17 mit Endophthalmitis, 7 mit ursprünglicher Keratitis eruiert. 64,7 Prozent traten nach chirurgischen Maßnahmen auf, 23,5 Prozent waren traumatischer Genese und 11,8 Prozent erfolgten aufgrund endogener septischer Streuung. Nur 29,5 Prozent aller postoperativen gramnegativen Endophthalmitiden waren auf eine Kataraktoperation zurückzuführen. Ein kausaler Zusammenhang mit einer infektiösen Keratitis konnte von den Autoren ebenfalls ausgeschlossen werden. Die isolierten und kultivierten Erreger waren meist resistent gegenüber Vancomycin, jedoch sensibel gegenüber Ceftazidin und/oder Amikacin.

Glaukom

Sollte im Rahmen der filtrierenden Chirurgie routinemäßig eine Iridektomie durchgeführt werden? Diese Frage diskutierten Monteiro de Barros und Kollegen vom Wills Eye Institute
des Jefferson Medical College/Philadelphia. Sie werteten 75 Patienten aus, die sich ein Jahr zuvor einem filtrierenden Eingriff unterzogen hatten. In 57 Prozent wurde eine periphere Iridektomie angelegt. In der Nachbeobachtungszeit ließen sich zwischen beiden Gruppen hinsichtlich des IOD keine statistisch signifikanten Unterschiede feststellen, allerdings zeigten sich in der Gruppe ohne periphere Iridektomie postoperativ deutlich weniger post-inflammatorische Zeichen, so dass die Autoren auch unter dem Aspekt der verbesserten Wundheilung eher für eine filtrierende Operation ohne periphere Iridektomie plädieren.

Die Zusammenhänge zwischen nächtlichen Schwankungen des intraokularen Drucks und Hypoxie mit Schlaf-Apnoe-Syndrom untersuchten Azrak und Kollegen, Louisana State
University/Shreveport. Mehrere Studien zeigten in der Vergangenheit einen positiven Zusammenhang zwischen dem Intraokulardruck und einer Schlaf-Apnoe. Für die Studie wurden 26 Patienten in einem Schlaflabor untersucht. Während der gesamten Untersuchung wurde eine Pulsoxymetrie durchgeführt. Die erste Druckmessung erfolgte zwischen 17 und 18 Uhr mit dem Tonopen-Tonometer sowie zwei bis vier mal während der Schlafperiode. Die letzte Messung erfolgte um 7 Uhr morgens. Insgesamt wurden 20 Patienten in die Studie einbezogen. In der Auswertung konnten jedoch keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem intraokularen Druck und der nächtlichen Sauerstoffsättigung festgestellt werden.

Die Rolle des VEGF und des placentaren Wachstumsfaktors PIGF für das Glaukom und die Narbenbildung nach filtrierender Operation untersuchten van de Vel und Mitarbeiter, Katholische Universität Leuven/Belgien in Zusammenarbeit mit der Universität Changun/China. Es wurden Kammerwasserproben von Glaukompatienten sowie gesunden Probanden entnommen und mit dem Elisa-Test die VEGF- und PIGF-Konzentration bestimmt. Beide Faktoren waren in der Glaukomgruppe signifikant höher als der gesunden Vergleichsgruppe. Im Serum beider Gruppen fanden sich hingegen keine Unterschiede. In einem Zellstimulationstest konnte zudem nachgewiesen werden, dass VEGF durchaus in der Lage war, das Wachstum der in der Tenonschicht enthaltenen Fibroblasten zu stimulieren. Es kann daher geschlussfolgert werden, dass eine Therapie mit VEG-Inhibitoren durchaus die Narbenbildung nach filtrierender Operation unterdrücken oder vermeiden kann.

Pugh und Mitarbeiter, University of South Carolina, verglichen Einjahresergebnisse nach alleiniger Kataraktoperation mit denen nach kombinierter Kataraktoperation und endoskopischer Zyklophotokoagulation. In der Gruppe der kombinierten Kataraktoperation/Zyklophotokoagulation konnte gegenüber der Gruppe mit alleiniger Kataraktoperation ein signifikant niedrigerer IOD postoperativ nachgewiesen werden, während andere untersuchte Parameter wie Sehschärfe und Refraktionsstatus sich in beiden Gruppen nicht unterschieden. In keiner Gruppe traten postoperativ Fälle von Bulbushypotonie auf.

Weitere Themen

Bacon und Kollegen vom Royal Free Hospital London/UK berichteten über eine erfolgreiche Aspirin-Behandlung der Riesenzellarteriitis. Die Riesenzellarteriitis ist oft assoziiert mit irreversiblen okulären und cerebralen ischämischen Schäden. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sich unter ASS-Therapie bei der Riesenzellarteriitis seltener ischämische Veränderungen nachweisen lassen. Erfasst wurden 124 Patienten mit Riesenzellarteriitis in drei britischen Zentren, bei denen die Diagnose nach Biopsie histologisch gesichert war. In zwei Gruppen unterteilt ließ sich in der Gruppe der mit ASS behandelten Personen verglichen mit der Gruppe der unbehandelten Personen kein signifikanter Unterschied feststellen hinsichtlich des Auftretens cerebraler Ischämien oder Thromboembolien, so dass im Hinblick auf eine Riesenzellarteriitis eine präventive Funktion des ASS nicht gegeben ist und damit auch nicht als dringliche Therapieempfehlung gelten muss.

Harada und Kollegen, University of Occup & Environ Health , Kitakyushu-Shi/Japan untersuchten die postoperative Vorderkapselschrumpfung bei Pseudoexfoliatio lentis mit und ohne Kapselspannring. In der ersten Gruppe wurde die Kataraktoperation ohne Kapselspannring durchgeführt, in der zweiten Gruppe wurde ein Kapselspannring (CTR 98A, Handelsname Lucid) nach der IOL-Implantation eingesetzt. Die Vorderkapselöffnung wurde jeweils an der Spaltlampe am ersten postoperativen Tag, nach vier, acht und 12 Wochen ausgemessen. In Gruppe 1 ließ sich bereits nach vier Wochen eine deutliche Abnahme der Vorderkapselöffnung nachweisen, in Gruppe 2 trat diese verzögert nach 12 Wochen auf. Im Resümee kann der CTR die Vorderkapselschrumpfung demnach zwar verzögern, letztlich aber nicht verhindern.

Puell Marin und Kollegen untersuchten den Einfluss so genannter gelber Linsen ( Lumior 1 oder 2, Essilor ) bei AMD auf das photopische und mesopische Sehvermögen. Bei 18 Patienten, bei denen beide Augen operiert worden waren, wurde die Sehschärfe unter den Bedingungen des hohen Kontrastes (96 Prozent) und des niedrigen Kontrasts (5 Prozent) unter photopischen wie mesopischen Bedingungen bestimmt. Unter photopischen Bedingungen zeigte die untersuchte gelbe Linse eine verbesserte Sehschärfe in Ferne und Nähe mit hohem Kontrastsehvermögen, jedoch zeigten sich keine signifikanten Unterschiede der Kontrastsensitivität unter Blendungsbedingungen.

Den Einsatz von Avastin in der Behandlung chorioidaler Neovaskularisationen bei okulärer Histoplasmose untersuchten Schadlu und Mitarbeiter von Ophthalmology & Sciences, Washington University School of Medicine/Montana. Sie untersuchten 28 Patienten mit einer CNV bei okulärer Histoplasmose, die sich einer intravitrealen Avastin-Therapie unterzogen. Einige dieser Patienten hatten bereits eine fehlgeschlagene photodynamische Therapie hinter sich. Die Follow-up-Zeitspanne betrug 22,4 Monate, im Mittel wurden 1,8 Injektionen verabreicht. Am Ende der Untersuchung hatte sich der Visus bei 14 Prozent der Patienten entweder verschlechtert oder war gleich geblieben. In 71 Prozent hatte er sich jedoch signifikant verbessert, so dass auch bei diesem Krankheitbild Avastin als adjuvante Therapie seine Berechtigung findet.

Auch der topischen Anwendung von Avastin gilt inzwischen zunehmendes Interesse. Dies gilt vor allem in der Behandlung von kornealen Neovaskularisationen. So berichten Harooni und Kollegen, Medical College of Georgia/Augusta über eine retro-spektive Kontrolle von fünf Patienten mit progredienter kornealer Neovaskularisation im Rahmen einer Transplantatabstoßung
nach perforierenderoder lamellärer Keratoplastik sowie bei neurotrophischer Keratitis. Sie verabreichten 0,01 Kubikzentimeter verdünnten Avastins mit einer Einzeldosis von 1,25 mg in ein bis vier Einzelgaben. Bei 3/5 Patienten konnte eine deutliche Regression erzielt werden, bei einem Patienten kam es zu keiner Veränderung und ein Patient schloss das Follow-up nicht ab. Trotz der kleinen Fallzahl und des relativ kurzen Beobachtungszeitraums erscheint Avastin jedoch auch in der Behandlung von Erkrankungen der okulären Oberfläche eine interessante Option, deren weitere Erforschung sich lohnen könnte.

Die systemischen und intraokularen Wirkstoffspiegel nach topischem Avastin untersuchten Parisi und Kollegen von der Mayo Clinic, Rochester/Minnesota. In einer tierexperimentellen Studie an Kaninchen sollte erforscht werden, ob topisch appliziertes Avastin in die Vorderkammer zu penetrieren vermag. Die Kaninchenaugen wurden vier mal täglich mit Avastin-Tropfen behandelt. Nach unterschiedlichen Applikationszeiten wurden die Tiere getötet und Kammerwasser- und Blutproben entnommen. Bereits nach viermaliger topischer Applikation konnten signifikante Bevacizumab-Spiegel im Kammerwasser nachgewiesen werden. Ob definitiv signifikante Serumspiegel entstehen, ist noch Gegenstand laufender Studienreihen.

Die Effektivität der kombinierten Anwendung von subkonjunktivalem Avastin und topischem Mitomycin C in der Behandlung des squamösen Bindehaut-Karzinoms untersuchten Ballalai und seine Arbeitsgruppe, Federa University Sao Paulo. Die Behandlung erfolgte bei sechs Patienten im Anschluß an eine durch Impressionszytologie gesicherte Diagnose. Alle Patienten erhielten 25 g/0,01 ml Avastin und 14 Tage später topisches 0,02 prozentiges Mitomycin C. Unter der genannten Behandlung kam es bei fünf Patienten zu einer partiellen Reduktion der Tumormasse und bei einem Patienten zu einer vollständigen Regression. Als Nebenwirkung der MMC-Behandlung trat lediglich eine milde Hyperämie auf, weitere vor allem Avastin-bezogene Nebenwirkungen konnten nicht beobachtet werden.

Über die alleinige Anwendung von topischem Mitomycin C als effektive Behandlung okulärer Neoplasien berichteten Dolan und seine Mitarbeiter vom Gartnavel University Hospital/Glasgow. In einer retrospektiven Studie wurden in den letzten fünf Jahren 38 Patienten ausgewertet, die aufgrund einer Oberflächenneoplasie (konjunktivales Melanom, erworbene Melanose, squamöses Karzinom, Carcinoma in situ, Papillome, Naevi und Pterygium) mit 0,04 prozentigem Mitomycin C behandelt worden waren. Die Therapie belief sich auf eine vier mal tägliche topische Applikation über einen Zeitraum von drei Wochen, gefolgt von einer dreiwöchigen Pause und dann wieder einem dreiwöchigen Behandlungszyklus mit vier mal täglicher Applikation, unterstützt mit topischen Steroiden und Benetzungsmitteln. In etwa der Hälfte der Fälle wurde MMC als alleiniges Therapeutikum eingesetzt, bei den restlichen Patienten als Adjuvans nach chirurgischem Eingriff. In 76,3 Prozent der Fälle konnten in der abschließenden Beurteilung günstige Auswirkungen auf die Tumorregression festgestellt werden.

Zur erfolgreichen Behandlung einer krebsassoziierten Retinopathie mit Alemtuzumab lieferten Espandar und Kollegen vom Anderson Cancer Center/Houston einen Beitrag. Sie berichten in einer Kasuistik von einem Patienten, bei dem eine tumorassoziierte Retinopathie und Optikusneuropathie mit Visus- und Gesichtsfeldverlusten trotz diverser Therapien wiederholt auftrat und sich erst nach Anwendung von Alemtuzumab mit einer anhaltenden Visussteigerung stabilisierte. Inzwischen ist die Patientin in der Weltliteratur mit einer Zeitspanne von acht Jahren die am längsten eine mit einer Retinopathie assoziierte Tumorerkrankung überlebende Patientin. Die Autoren empfehlen, bei jedem Erwachsenen mit unklaren Visus- und Gesichtsverlusten differentialdiagnostisch auch an eine tumorassoziierte Retinopathie zudenken. Die Bedeutung von Alemtuzumab in der Behandlung dieser Erkrankung muss sich jedoch noch in ausgedehnteren Studienkollektiven erweisen.

Augustin und Kollegen, Klinikum Karlsruhe, stellten eine Studie mit 104 Patienten mit Triple-Therapie bei exsudativer AMD vor. Sie behandelten diese Patienten mit einer Dreifachtherapie mit PDT, Dexamethason und Avastin intravitreal. 16 Stunden nach erfolgter PDT wurden 800 µg Dexamethason und 1,5 mg Avastin injiziert. Follow-ups erfolgten alle sechs Wochen. Die durchschnittliche Beobachtungsdauer betrug 40 Wochen. Bei den meisten Patienten konnte nach erfolgter Triple-Behandlung eine signifikante und stabile Visussteigerung nach nur einem Behandlungszyklus erreicht werden. Dies könnte auch von der Kostenseite her eine interessante Option darstellen im Vergleich zu anderen Mono- und Kombinationstherapien, die öfter und damit kostenträchtiger verabreicht werden müssen.

Den Einfluss systemisch verabreichten Avastins in unterschiedlichen Dosierungen auf die neovaskuläre AMD untersuchten Prager und Kollegen in einer Gemeinschaftsarbeit der Universitäten Wien und Bascom Palmer Eye Institute/Miami. In einer prospektiven Kohortenstudie wurden 14 Augen mit 5 mg/kg und 16 Augen mit 2,5 mg/kg Avastin behandelt. Bei allen Patienten wurden drei Infusionen mit jeweils zweiwöchigen Intervallen verabreicht. Wenigstens alle vier Wochen wurden bestkorrigierter Visus, OCT und Fluoreszenzangiographie kontrolliert. In beiden Gruppen konnten sechs und 12 Monate nach Applikationsbeginn vergleichbare Ergebnisse mit signifikanter Visussteigerung erzielt werden. Die Reduktion der zentralen Netzhautdicke fiel sogar in der 2,5 mg/kg-Gruppe noch günstiger aus als in der Vergleichsgruppe. Die i.v.-Applikation könnte in Zukunft eine vielversprechende Alternative darstellen bei Patienten mit bilateraler exsudativer AMD.

Auch über unerwünschte Begleiterscheinungen einer Therapie mit VEGF-Inhibitoren wurde berichtet und diskutiert. Verdy und Mitarbeiter stellten eine Arbeit über Zusammenhänge
zwischen neovaskulärer AMD, Hypertension und kardiovaskulären Risiken vor. In einer multizentrischen Studie wurden hierzu 380 Patienten kontrolliert und ausgewertet. 179/380 wiesen eine behandlungsbedürftige Hypertension auf. Eine chronische hypertensive Retinopathie bestand bereits vor Behandlungsbeginn bei 100/380 Patienten. Dennoch traten in einem Follow-up von zwei bis 13 Monaten bei keinem Patienten unerwünschte Nebenwirkungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine Thromboembolie auf.

Uveitis / Immunologie

Über das Auftreten akuter chorioidaler Ischämien in Assoziation mit einer toxoplasmoseinduzierten Retinochorioiditis berichteten Khairallah und Kollegen, Fattouma Bourguiba,
Monastir/Tunesien. Sie beschrieben in einem Patientenkontingent von 23 erkrankten Patienten acht Fälle mit nekrotischer Retinochorioiditis, alten Narben, schwerer Netzhautablösung, retinalen Blutungen und multiplen fleckförmigen Fluoreszeinblockaden. Innerhalb von zwei bis sechs Wochen kam es bei allen Patienten jedoch zu einer Erholung der gestörten chorioidalen Perfusion. Bei zwei Patienten entwickelten sich in der Folgezeit jedoch bleibende retinale Narben, verbunden mit einer residualen Visusminderung.

Die Langzeitverläufe und das therapeutische Management bei Patienten mit serpinginöser Chorioiditis verfolgten Miserocchi und Mitarbeiter von der Unversität San Raffaele/Mailand. Retrospektiv wurden 20 Patienten mit bilateralem Befall in einem Follow-up von 44 Monaten ausgewertet, die systemisch mit Steroiden und zusätzlichen Immunsppressiva
behandelt worden waren. Sieben Patienten erhielten lediglich ein Immunsuppressivum und 13 Patienten unterzogen sich einer Mehrfachtherapie. Die durchschnittliche Behandlungsdauer zog sich über 32 Monate hinweg. Drei Patienten entwickelten eine subretinale Neovaskularisation. Bei vier Patienten verschlechterte sich der Visus bis zum Ende der Untersuchung trotz aggressiver Therapie, bei den übrigen Patienten verbesserte und stabilisierte sich der Befund allmählich und anhaltend. Obwohl unter der Mehrfachtherapie vereinzelt bleibende Verschlechterungen auftreten, scheinen unter der Kombinationsbehandlung entzündliche Verläufe seltener wiederzukehren als unter einer Monotherapie.

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