Interview mit Dr. Armin Scharrer anlässlich der DOC 2024
„Das Gesundheitswesen ist kein ökonomiefreier Raum“
Vom 20. bis 22. Juni tagt in Nürnberg der 36. Internationale Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC). DER AUGENSPIEGEL sprach anlässlich der Jahrestagung mit Dr. Armin Scharrer (Fürth), DOC-Präsident und 1. Vorsitzender des Beirats Bundesverband Deutscher Ophthalmochirurgen e.V. (BDOC), über die wissenschaftlichen Themen der Tagung sowie berufspolitische Belange der Ophthalmochirurgie.
Herr Dr. Scharrer, zum diesjährigen DOC-Kongress finden sich einige neue Programmangebote, so auch das Symposium „KI in der Augenheilkunde“. Neben der Vorstellung verschiedener KI-Anwendungen in der Augenheilkunde geht die Keynote Lecture der Frage nach, was Künstliche Intelligenz in der Medizin darf und was nicht. Wo verläuft Ihrer Meinung nach die Grenze?
Diese Frage beschäftigt mich sehr. Ich kann Ihnen darauf keine konkrete Antwort geben. Dies ist der Grund, warum ich Frau Prof. Franziska Mathis-Ullrich eingeladen habe, in einer Keynote Lecture „KI in der Medizin – was darf sie und was nicht?“ diese Frage zu beantworten. Prof. Mathis-Ullrich leitet an der FAU ein Forschungslabor, das sich der Erweiterung des Anwendungsbereichs modernster, chirurgischer Robotik verschrieben hat, um eine sichere und wirksame Diagnose, Behandlung und Unterstützung von Patienten mit einem menschenzentrierten Ansatz zu ermöglichen. In diesem Labor betreibt sie in enger Zusammenarbeit mit medizinischen Experten und der Industrie wissenschaftliche Grundlagenforschung für die Zukunft der klinischen Praxis. Sie glaubt, dass der positive Einfluss, den diese intelligenten Maschinen auf die menschliche Gesundheitsfürsorge haben werden, in Zukunft noch zunehmen wird, vor allem, wenn mehrere Disziplinen, wie Sensoren, Aktoren, Kognition und maschinelles Lesen kombiniert werden.
Ebenfalls neu im Programm ist ein Symposium zu „Nachhaltigkeit in Augenheilkunde und Augenchirurgie“. Mit welchen Maßnahmen kann das gelingen?
Augenoperationen wie Kataraktoperation und IVOM sind sehr häufige Operationen in der Medizin. Aus diesem Grunde sind wir Augenchirurgen der Nachhaltigkeit ganz besonders verpflichtet. Wir haben große Chancen in Augenheilkunde und Augenchirurgie, die Zukunft umweltfreundlicher zu gestalten. Eine Vielzahl von praktischen Möglichkeiten bietet sich an. Die Vielzahl von Einmalartikeln, die wir bei unseren Operationen brauchen und verbrauchen, muss reduziert werden. Das Verpackungsmaterial, das wir täglich verwenden, muss reduziert werden, vielleicht könnten auch Einmalartikel, Abdecktücher oder Kittel nicht einzeln verpackt werden? Wir müssen die Vielzahl von Einmalinstrumenten reduzieren, bestimmte Dinge wie Instrumente und Kassetten wieder resterilisieren, unnötiges Material weglassen und schädliche Substanzen wie PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) durch weniger schädliche ersetzen.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Juni 2024.