Universitätsklinik Gießen
Verabschiedung von Prof. Dr. Herbert Kaufmann
Prof. Dr. Herbert Kaufmann, langjähriger Leiter der Universitäts-Augenklinik Gießen, hielt Ende Juni seine Abschiedsvorlesung. Kaufmann wurde, aus Köln kommend, 1978 nach Gießen berufen, zunächst als Direktor der Abteilung für Strabologie, ab 2001 nach der Emeritierung von Prof. Dr. K. W. Jakobi als Leiter der Universitäts-Augenklinik. 2006 trat er in den Ruhestand, führte aber kommissarisch die Klinik weiter bis April 2007. Mit Kaufmann zieht sich einer der renommiertesten Strabologen aus der Augenheilkunde zurück. Ein Beitrag von Dr. Hannsjürgen Trojan.
Prof. Dr. Herbert Kaufmann (links) und
der hessische Innenminister Volker Bouffier.
„Ein Urgestein unseres Fachbereiches“ sei Kaufmann, so Dekan Prof. Wolfgang Weidner in seiner einleitenden Würdigung der Persönlichkeit und Verdienste des scheidenden Strabologen, dessen Weggang eine große Zäsur für die Klinik bedeute. Gut 200 Gäste, unter ihnen der hessische Innenminister Volker Bouffier, lauschten im mehr als ausgefüllten Hörsaal den Grußworten der Redner, die die Verdienste Kaufmanns noch einmal unterstrichen. Für die Leitung einer Klinik sei es zu wenig, nur ein guter Wissenschaftler zu sein. Vielmehr müsse auch menschliche Kompetenz vorhanden sein, die eine Führungspersönlichkeit auszeichne, um von den Mitarbeitern akzeptiert zu werden. Und dies sei bei Kaufmann in hohem Maße der Fall gewesen, so Weidner.
„Ich habe Sie stets bewundert“, wandte sich Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Mainz, als Vizepräsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) an Kaufmann, bevor Prof.
Dr. Joachim Esser, Essen, anschließend Glückwünsche der Bilschowsky-Gesellschaft überbrachte, der Kaufmann von 1979 bis 2001 als Präsident vorgestanden hatte. Kaufmanns Lehrbuch sei für Generationen von Augenärzten einem Gesetzestext vergleichbar. Neben seinen wissenschaftlichen Meriten habe Kauffmann auch immer ein großes soziales Engagement gezeigt, beispielsweise über viele Jahre als hessischer Landesblindenarzt.
Prof. Dr. Peter Kroll, Direktor der Augenklinik Marburg schilderte persönliche Erinnerungen an die gemeinsame Assistentenzeit in Bonn. Kaufmanns damaliges Markenzeichen sei gewesen: Tut lässig, trägt Khaki und raucht Camel. Während der letzten Jahre sei Kaufmann ein starker Befürworter der Schwerpunktsverteilung der Hessischen Augenkliniken gewesen. So wurden die Schwerpunkte Frankfurt für die Vorderen Augenabschnitte, Gießen für die Neuroophthalmologie und Strabologie und Marburg für die Hinteren Augenabschnitte gelegt.
Prof. Dr. Werner Seeger, Ärztlicher Geschäftsführer des Universitäts-Klinikums Gießen-Marburg rühmte den Stellenwert der Augenheilkunde in Gießen, an der Kaufmann großen Anteil habe.
Kaufmann selber rückte in seinem Festvortag die Bedeutung der Strabologie in der Augenheilkunde in das richtige Licht. Schließlich sei das erste Buch über die Augenheilkunde, mit 700 Seiten aus dem 15. Jahrhundert schon mit vielen strabologischen Leckerbissen angefüllt gewesen und somit als das erste Lehrbuch der Strabologie anzusehen Er berichtete weiter über die Verdienste von Graefes auf dem Sektor Strabologie. Schließlich habe er sich über die Strabologie habilitiert. Auch die Gießener Augenklinik habe sich schon seit vielen Jahren sehr intensiv um die Strabologie gekümmert. Zu Zeiten von Cüppers und auch noch heute sei sie die einzige Augenklinik, die sich ausschließlich mit dieser Thematik befasse. Heute würden pro Jahr 5.000 operative Eingriffe durchgeführt, davon 1.200 Schieloperationen an insgesamt 2.800 Muskeln, und damit soviel wie in keiner anderen deutschen Augenklinik, so Kaufmann und betonte, wie wertvoll die gute Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Orthoptistinnen ist. Schließlich seien diese die am besten ausgebildeten Helfer in der Praxis, so die Anerkennung für seine Mitarbeiter, denen er abschließend ebenso wie seinen Kollegen und dem Klinikum dankte.
Die Mitarbeiter hätten Kaufmann als motivierenden Klinikchef mit natürlicher Autorität erlebt, der für seine Mitarbeiter jederzeit ansprechbar gewesen sei, entgegnete abschließend Prof. Dr. Michael Gräf, der derzeitige kommissarische Leiter der Klinik. Schließlich habe Kaufmann fünf Kollegen über das Thema der Strabologie habilitiert. „Sie haben einen Teamgeist geformt, der eine gute Basis für die Zukunft ist“.