Übersehene Einflußgrößen bei der IOL-Anpassung

Zu Pupillenweite und variablem Shape-Factor
Bei der Anpassung von Intraokularlinsen (IOL) können Effekte auftreten, die durch die Berechnung mit Formeln übersehen werden können. Die Alternative zu Formeln mit Anpassungsparametern ist die sogenannte Strahldurchrechnung, heute meist als Raytracing bezeichnet. Prof. Dr. Dr. Paul-Rolf Preußner erläutert Pupillenweite und variablen Shape-Factor als oft übersehene Einflußgrößen bei der IOL-Anpassung.

IOL wurden in der Vergangenheit meist mittels im mathematischen Sinn geschlossenen, analytischen Formeln berechnet, also Brechkraft P =ƒ(Variable 1, Variable 2 …). Die meisten dieser Formeln beruhen auf Gaußscher Optik, das heißt, es werden nur Strahlen sehr nahe an der optischen Achse korrekt beschrieben. Die selben Formeln können dabei in verschiedenen Kliniken mit verschiedenen Diagnosegeräten durchaus unterschiedliche Resultate ergeben. Es wurde daher empfohlen, die Konstanten dieser Formeln sukzessive an die eigenen Ergebnisse anzupassen (zu individualisieren), um im Durchschnitt höchstmögliche Genauigkeit zu erreichen.

Diese Vorgehensweise widerspricht natürlich allen sonstigen Bemühungen in Wissenschaft und Technik, aber auch in der medizinischen Therapie, Verfahren möglichst weitgehend zu standardisieren und Geräte zu kalibrieren. Die heute weit überwiegend verwendete Methode der Katarakt-OP mit zirkulärer Rhexis und Implantation in den Kapselsack mit leichter Randüberlappung läßt auch nicht erkennen, an welcher Stelle der individuelle Chirurg noch das Refraktionsergebnis beeinflussen könnte. Tatsächlich übersieht die genannte Vorgehensweise aber durchaus nicht vernachlässigbare Fehler, die mit anderen Rechenmethoden ohne zusätzliche Geräte vermieden werden können.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 05-2007.

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