Kontaktoptische Versorgung des aphaken Kindes (Teil 1)

Die Behandlung einer angeborenen oder erworbenen Katarakt beim Kind stellt auch heute noch eine besondere Herausforderung an den Ophthalmologen dar. Nur der maximale kombinierte Einsatz von Chirurgie, Kontaktoptik, Orthoptik und Pleoptik bringt brauchbare Ergebnisse. Sowohl die einseitige wie auch die beidseitige Katarakt ist vor allem im frühen Lebensalter schwierig zu therapieren, trotz moderner Operationstechniken und optimaler Versorgung mit einer Sehhilfe erreichen noch immer nur wenige der betroffenen Kinder später einmal eine befriedigende Sehfunktion. Auch der Aufbau des räumlichen Sehens gelingt nur in Ausnahmefällen, die Gründe hierfür sind vielfältig. Dr. Hans-Walter Roth und Dr. Gregor Nietgen (Ulm) stellen das bisherige therapeutische Vorgehen bei der kontaktoptischen Versorgung von Kindern mit kongenitaler und traumatischer Katarakt dar.

Bis zur Erfindung der Kontaktlinse war die Starbrille die einzige Möglichkeit zur optischen Versorgung des aphaken Auges. Aufgrund ihrer vergrößernden Faktoren war sie bei einseitiger Aphakie aufgrund der hohen Anisometropie und hieraus resultierenden Aniseikonie nicht einsetzbar. Selbst unter maximaler Okklusion des Führungsauges entwickelte damals keines der Kinder eine signifikante Sehfunktion. Das galt auch noch für die Zeit der ersten Korneosklerallinsen aus PMMA, die im Kindesalter schon vor 1960 in einigen Fällen eingesetzt wurden. Die meisten Behandlungs- beziehungsweise Anpassversuche scheiterten an den schlechten physiologischen Eigenschaften des Materials. Erst mit Entwicklung der formstabilen Korneallinsen gab es die ersten Ansätze, das aphake kindliche Auge statt mit einem Starglas kontaktoptisch zu versorgen. Diese Linsen waren jedoch erst ab dem vierten Lebensalter einsetzbar, einer Zeit, in der die Amblyopie oft schon irreversibel war. Der therapeutische Durchbruch kam schließlich um 1970 mit der ersten erfolgreichen Anpassung der damals gerade entwickelten weichen hydrophilen Kontaktlinse beim Kleinkind.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL April 2016.

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