Aktuelle Aspekte zur pharmakologischen Kataraktprävention

n einer laut Prognosen stetig wachsenden und älter werdenden Weltbevölkerung steigt die Prävalenz für Katarakt. Der intensiven Grundlagenforschung zur Klärung der Entstehungsmechanismen der Katarakt kommt daher im Rahmen der Entwicklung möglicher kausal wirksamer echter „Antikataraktika“ eine große Bedeutung zu. Dr. Jens Dawczynski zeigt aktuelle Konzepte zur Kataraktgenese auf und stellt Forschungsansätze zur pharmakologischen Prävention der Linsentrübung vor.

Acht Milliarden – auf diese Zahl wird die Weltbevölkerungszahl laut WHO im Jahr 2020 anwachsen. Gleichzeitig wird ein bedeutender Anstieg der Lebenserwartung vorhergesagt, die streng assoziiert ist mit ansteigender Prävalenz für Katarakt. Schätzungen der WHO gehen von einer Zunahme auf über 30 Millionen Kataraktoperationen jährlich im Jahr 2020 aus. Dies wäre, verglichen mit den Zahlen aus dem Jahr 2000, eine Zunahme um mehr als 100 Prozent. Schon heute ist die Kataraktextraktion in den USA die am häufigsten durchgeführte Operation überhaupt (Roodhooft 2002) mit direkten und indirekten Kosten, die mehrere Milliarden Dollar jährlich (Senior 2002) betragen. Insbesondere in den ärmeren Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas stellt die durch Katarakt verursachte Blindheit weiterhin ein nur unzureichend gelöstes Problem dar (Nirmalan et al. 2002; Vajpayee et al. 1999).

Ein kausal therapeutischer Ansatz im Sinne einer Prophylaxe beziehungsweise Progressionsverhinderung ist trotz exzellenter operativer Möglichkeiten mittels Phakotechnik und gut verträglicher Kunststofflinsen auch heute noch nicht in Sicht (Hockwin et al. 2002; Leske et al. 1998). Auch wenn in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte im Verständnis des Linsenstoffwechsels und der Vorgänge, die an der Entstehung von Linsentrübungen beteiligt sind, gewonnen wurden, bleiben viele grundlegende Fragen weiterhin offen. Der intensiven Grundlagenforschung zur Klärung der Entstehungsmechanismen der Katarakt kommt daher für die Entwicklung möglicher kausal wirksamer echter „Antikatarak-tika“ eine große Bedeutung zu.

Aktuelle Konzepte zur Kataraktgenese

Die Augenlinse mit ihren besonders langlebigen Proteinen ist zur Erhaltung ihrer optischen Transparenz im besonderen Maße auf einen ausgeglichenen Redoxstatus angewiesen. Die hohen endogenen Glutathiongehalte der Linse spielen als Abwehrpotential gegenüber freien Radikalen eine herausragende Rolle und führen zu Linsenproteinen, die sich überwiegend im reduzierten Zustand befinden (Giblin 2000; Reddy 1990; Dudek et al. 2001). Die Bedeutung des Erhalts eines funktionstüchtigen Glutathionsystems innerhalb der Linse für die optische Transparenz konnte sowohl tierexperimentell als auch an humanen Linsen aufgezeigt werden (Chakrapani et al. 1995; Padgaonkar et al. 1999). Gleichzeitig wurde auch auf eine mögliche Modulation dieser Systeme durch externe Zufuhr von antioxidativ wirksamen Co-Faktoren hingewiesen (Moriarty et al. 2006).

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 10-2007.

Ähnliche Beiträge