Serie Auge und Sehen: Der Augenabguss
Serie zur Sammlung Roth
Die Kontaktlinsen der ersten Jahre dienten allein dazu, eine Erblindung durch den Keratokonus, einst als Staphylom bezeichnet, aufzuhalten. Durch eine vorsichtige Kompression des Hornhautzentrums mittels einer Sklerallinse oder -schale hoffte man, die Aufsteilung der Kegelspitze zu blockieren. Dazu war es notwendig, die vorderen Augenabschnitte als Vorlage für die Innenkontur der Linse möglichst exakt abzuformen. Der meist hochgradige irreguläre Astigmatismus war jedoch in diesen Jahren messtechnisch nicht zu erfassen, das Pröbeln mit vorgefertigten Linsen aus Glas verschiedener Innenkurven misslang zumeist. Die Folge war ein unbefriedigendes Sitzverhalten, war es doch nötig, die verkrümmte Hornhautvorderfläche möglichst in allen ihren Abschnitten gleichzeitig mit einem sanften Druck zurückzudrängen.
Die ersten Linsen aus der Zeit um 1880 waren alle noch aus Glas. Sie waren mühsam zu schleifen, sie waren zerbrechlich. Ihre mangelhafte Gasdurchlässigkeit und Benetzbarkeit ließ das Tragen auf Dauer scheitern. Erst nach der Synthese von Polymethylmethacrylat, bekannt als Plexiglas, im Jahr 1928 lag der Gedanke nahe, diesen Kunststoff statt Glas zur Herstellung von Kontaktlinsen einzusetzen. Wöhlk brachte Sklerallinsen aus Plexiglas auf den Markt, Tuohy entwickelte schließlich aus dem Material die kleinere und besser verträgliche Korneallinse. Doch auch bei diesem Werkstoff gelang es nicht, durch Schleifen oder Polieren der Innenfläche für alle Abschnitte der Hornhaut kongruente Zonen einzuarbeiten. Schließlich war beim Keratokonus die Hornhautvorderfläche unregelmäßig verkrümmt, das gleiche galt für den Zustand des Auges nach einer perforierenden Verletzung oder Hornhauttransplantation.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL November 2015.