Praxisfall Kontaktlinse

Zentrales Hornhautulkus nach Tragen einer Kontaktlinse
Von Dr. Hans-Walter Roth.

Zur Anamnese

Ein 31-jähriger Bauarbeiter sucht einen Augenarzt auf, nachdem er seit einigen Tagen auf dem linken Auge etwas schlechter sieht. Er hat dabei das Gefühl, dass ihm etwas ins Auge geflogen sei. Des Öfteren schon hatte er sich einmal auf einer Baustelle einen Fremdkörper am Auge zugezogen der, meist komplikationslos vom Facharzt entfernt, keine wesentlichen Störungen hinterließ. Er erwähnt stolz wegen einer leichten Kurzsichtigkeit seit einigen Wochen weiche Kontaktlinsen zu tragen, die er als Sonderangebot im Internet entdeckt und weit unter dem Preis einer Brille erworben hatte. Wegen der Störung am Auge habe er sie jetzt jedoch seit dem Morgen weggelassen.

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Der Befund

Bei der Untersuchung zeigt das rechte Auge keinen pathologischen Befund. Links besteht ein knapp bis ins Zentrum reichendes tief ins Stroma reichendes Hornhautulkus. Auffallend ist noch die Schaumbildung am Lidrand, die auf einen Tränemangel hinweist. Der Visus beträgt nach Ausgleich mit – 0,75 dpt rechts 1,0, links wird nur noch Fingerzählen erreicht.
Ein Abstrich aus dem Ulkusgrund ergibt reichlich Pseudomonas, der gleiche Keim findet sich auch im Aufbewahrungsbehälter.

Die Diagnose

Hornhautulkus beim Kontaktlinsenträger.

Die Differenzialdiagnose

Hornhautulkus anderer Spezies wie Staphylokokkus, Pneumokokkus, Keratomykose, sehr selten Akanthamöben, Hornhautfremdkörperverletzung.

Der Kommentar

Alle Kontaktlinsen begünstigen das Entstehen von Hornhautulzera. Die Gründe sind Verletzungen des Hornhautepithels beim Einsetzen beziehungsweise Entnehmen der Linse vom Auge, überlange Tragezeiten oder das Tragen defekter, meist überalterter Linsen. Mangelhafte Hygiene beziehungsweise Keimbefall der Linse fördern die Infektion.
Besonders risikoreich ist dabei auch das Tragen der Linsen an einem staubigen Arbeitsplatz bzw. bei besonderer Gefährdung durch Fremdkörper. Temporäre wie auch chronische Abwehrschwächen, Immundefizite oder Stoffwechselerkrankungen fördern das Krankheitsbild. Auch ein Tränenmangelsyndrom kann wie im vorliegenden Fall das Krankheitsbild negativ beeinflussen.

Zur Vermeidung solcher schwerer Komplikationen beim Kontaktlinsenträger ist eine regelmäßige fachärztliche Kontrolle sowie die subtile Aufklärung des Kontaktlinsenträgers dringend erforderlich. Er muss das Gefahrenpotential kennen.

Die Therapie

Die Therapie des Hornhautulkus richtet sich nach dem auslösenden Keim. Eine frühe mikrobiologische Differenzierung mit Resistenzprüfung vermeidet die Eskalation des Krankheitsbildes. Bei anhaltender Therapieresistenz ist auch einmal an die in unseren Breiten seltene Akanthamöben-Keratitis zu denken, die der besonderen Diagnostik und Therapie bedarf.

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