Neue Ansätze zur Wundheilungsmodulation nach Glaukomoperationen

Bei etwa einem Fünftel der Glaukompatienten gelingt eine ausreichende medikamentöse Senkung des Augeninnendrucks nicht dauerhaft und es wird eine Operation notwendig, die häufig als filtrierender Eingriff ausgeführt wird. Das Hauptproblem der filtrierenden Eingriffe liegt derzeit in der häufigen postoperativen Vernarbung des chirurgisch geschaffenen Kammerwasser-Abflussweges. Die zellbiologische Arbeitsgruppe der Universitäts-Augenklinik Würzburg befasst sich in einem ihrer Schwerpunkte mit der Vernarbung nach filtrierenden Glaukomoperationen. Dr. Günther Schlunck, Leiter der Arbeitsgruppe, und Dr. Tobias Meyer-ter-Vehn berichten über erste Ergebnisse.

Ziel der Operation ist eine langfristige, ausreichende Senkung des Augeninnendrucks, ohne die Notwendigkeit zusätzlich Medikamente einsetzen zu müssen. Dieses Ziel wird üblicherweise bei weniger als der Hälfte aller operierten Patienten langfristig erreicht. Die Operationstechniken sind dabei weitgehend standardisiert. Das Hauptproblem der filtrierenden Eingriffe liegt derzeit in der häufigen postoperativen Vernarbung des chirurgisch geschaffenen Kammerwasser-Abflussweges. Daher ist die postoperative Nachsorge mit gezieltem Einsatz vernarbungshemmender Medikamente von entscheidender Bedeutung für den langfristigen Operationserfolg.

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Abb.: Abgekapseltes, vernarbendes Sickerkissen mit hyperämischen Korkenziehergefässen.

Zur Hemmung der Vernarbung nach filtrierenden Glaukomoperationen werden derzeit intra-und postoperativ lokal Zytostatika eingesetzt, die zunächst zwar einen wesentlichen Fortschritt bedeuteten, aufgrund ihrer Toxizität und unspezifischen Wirkungen aber problematisch sind. Vor diesem Hintergrund werden neue Ansätze zur Hemmung der Vernarbung gesucht, die für zahlreiche fibrosierende Erkrankungen hilfreich sein könnten. Hierzu ist ein besseres Verständnis der pathophysiologischen Vorgänge, die der Vernarbung zugrunde liegen, entscheidend. Insbesondere stellt sich die Frage, wie sich die normale Wundheilung von einer fibrotischen Vernarbung unterscheidet. Im allgemeinen folgt dem operativen Gewebstrauma eine Entzündungsreaktion, die wenige Tage andauert und von Monozyten und Granulozyten getragen wird. Diese geht in eine Proliferationsphase über, während derer unter dem Einfluss von Entzündungsmediatoren und Wachstumsfaktoren Fibroblasten aus anliegendem Gewebe einwandern und sich vermehren. Der Wachstumsfaktor Transforming Growth Factor beta (TGF-beta) steuert dabei sehr spezifisch die Umwandlung von Fibroblasten in stark kontraktile Myofibroblasten, die große Mengen Bindegewebsgrundsubstanz (extrazelluläre Matrix) ablegen und zur Verdichtung und Schrumpfung des Gewebes führen. Dieser Umwandlungsschritt ist ein Schlüssel zur Wundheilung und Narbenbildung, denn Myofibroblasten tragen entscheidend zum Auf- und Umbau des Gewebes bei. Während sich die Zahl der Myofibroblasten bei normaler Wundheilung nach wenigen Tagen bis Wochen durch Apoptose stark verringert, führt ihr nachhaltiger Fortbestand zur narbigen Fibrose.

Neue Ansätze der Vernarbungshemmung

Neue Ansätze der Vernarbungshemmung zielen daher auf eine Hemmung der Wirkung von TGF-beta, um die Entwicklung von Myofibroblasten zu mindern und ihre Präsenz zu verkürzen. Ein spezifischer anti- TGF-beta-2-Antikörper hat sich im Tierexperiment und in einer ersten klinischen Beobachtung als wirksam zur Vernarbungshemmung erwiesen (Cordeiro et al. 1999). Eine multizentrische klinische Phase-II-Studie konnte diese Ergebnisse allerdings nicht bestätigen (Khaw et al. 2005). Hier sind weitere Untersuchungen mit anderer Anwendungshäufigkeit oder Antikörpern breiteren Wirkspektrums sinnvoll, bevor dieses Therapiekonzept abschließend zu bewerten ist.

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