Leitung der Univ.-Augenklinik Marburg neu besetzt

Als neuer Direktor der Universitäts-Augenklinik Marburg hat Prof. Dr. Walter Sekundo zum 1. Dezember 2008 die Nachfolge von Prof. Dr. Peter Kroll angetreten, der nach 18 Jahren in den Ruhestand wechselte. Er ist damit der 11. Ordinarius der seit 136 Jahren bestehenden traditionsreichen Augenklinik, die 2005 nach Zusammenlegung der beiden Universitätskliniken Gießen und Marburg und anschließenden Übernahme durch die Rhön Klinikum AG privatisiert wurde. DER AUGENSPIEGEL sprach mit Prof. Dr. Walter Sekundo über seine neuen Aufgaben.

Bild DER AUGENSPIEGEL:
Sie kennen die Augenklinik noch aus Ihrer Zeit als Oberarzt, bis Sie 2006 nach Mainz wechselten. Jetzt ist die Klinik privatisiert. Hat sich dadurch für Sie viel verändert?

Prof. Dr. Walter Sekundo:
Eigentlich kaum. Es ist nach wie vor eine Uniklinik. Ich behaupte sogar, dass die Klinik nach der Privatisierung in manchen Bereichen effizienter geworden ist. Sicher haben die privaten Strukturen gewisse Nachteile, aber auch Vorteile.

DER AUGENSPIEGEL:
Allgemein sagt man einem privaten Unternehmen Profitgier nach.

Prof. Dr. Walter Sekundo:
Im Alltag merkt man das kaum. Es ist schließlich eine Klinik, die schwarze Zahlen schreibt. Und das ist heute keine
Selbstverständlichkeit.

DER AUGENSPIEGEL:
Wer bestimmt, welche Neuanschaffungen möglich sind?

Prof. Dr. Walter Sekundo:
Ich konnte hinsichtlich Neuanschaffungen im Rahmen der Berufung erfolgreich verhandeln. Ansonsten hängt das von der wirtschaftlichen Bilanz ab.

DER AUGENSPIEGEL:
Nun steht ein Umzug an. Ist dies wirklich notwendig, nachdem die Augenklinik erst vor knapp zehn Jahren auf den neuesten Stand gebracht wurde?

Prof. Dr. Walter Sekundo:
Wir haben einen hochmodernen Operationstrakt, aber das Haus ist alt. Außerdem wird der Umzug in ein modernes Kopfzentrum die interdisziplinäre Zusammenarbeit erleichtern und die Wegezeiten für Patienten und Personal verkürzen.
Man muss auch wirtschaftlich denken und das heißt Synergien nutzen. Es gibt eine Arbeitsverdichtung. Es gibt immer mehr Arbeit und immer weniger Geld. Man kann aber nicht noch mehr Leute einstellen. Das betrifft alle Krankenhäuser, nicht nur die privaten. Die Krankenhäuser und hier besonders die großen Kliniken, stehen mit dem Rücken zur Wand. Eine Verbesserung der Situation ist nur möglich, indem man Synergien nutzt, das heißt man muss verwandte Disziplinen zusammenlegen. Den bevorstehenden Umzug in die neuen Räumlichkeiten im Klinikum auf den Lahnbergen in etwa zwei Jahren sehe ich als eine überragende Chance, eine intensive, interdisziplinäre Zusammenarbeit zu schaffen. So wird man die Augenheilkunde, HNO, Neurologie und Dermatologie in neuen, räumlich eng verbundenen Einheiten vernetzen.

DER AUGENSPIEGEL:
Vor 20 Jahren galt Gießen als Vorderabschnittsklinik und Marburg als Netzhautklinik. Hat sich mit der Neubesetzung daran etwas geändert?

Prof. Dr. Walter Sekundo:
Es war für einige unverständlich, dass man einen „Vorderabschnitt-Mann“ in eine Netzhautklinik holt. Ich kam auf die erste Stelle der Liste, weil ich ein „Allrounder“ bin: Wissenschaftlich und auch chirurgisch gesehen bin ich Vorderabschnittsspezialist. Was aber viele nicht wissen ist, dass ich jahrelang Netzhäute operiert habe. Wer bei Kroll in der Ausbildung war, der hat gelernt, Netzhäute zu operieren!

DER AUGENSPIEGEL:
Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit der Schwester-Augenklinik in Gießen vor.

Prof. Dr. Walter Sekundo:
In Gießen liegt der Schwerpunkt auf Genetik und Neuroophthalmologie. Wenn es überhaupt Konkurrenz gibt, dann mit den niedergelassenen Operateuren.

DER AUGENSPIEGEL:
Herr Professor Sekundo, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Dr. Hannsjürgen Trojan.
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