Kontaktlinsen und Komplikationen

Der augenärztliche Kontaktologe versteht unter Kontaktlinsen-assoziierten Komplikationen jede Art von Pathologie des äußeren Augenabschnittes, induziert oder verstärkt durch die Linsen. Nach einer Statistik resultieren etwa 75 Prozent aller Komplikationen aus Handhabungs- und Hygienefehlern des Trägers. Dr. Gudrun Bischoff beschreibt Kontaktlinsen-assoziierte Komplikationen und deren Management.

Wohl kein Begriff in der Kontaktologie wurde je so strapaziert wie das Wort Komplikationen. Dieser vertraute Begriff in der Augenheilkunde wird im Kreise anderer Anpasser eher umschrieben und nicht deutlich adressiert. Bei den Herstellern des Medizinproduktes Kontaktlinse adressiert man Komplikationen noch weniger, hier weicht man aus auf Begriffe wie Diskomfort. Die mangelnde Bereitschaft aller Beteiligten Komplikationen im engeren und weiteren Sinne zu akzeptieren, spiegelt sich in der immer noch kleinen Zahl von berichteten und dokumentierten Komplikationsfällen auf den eigens dafür eingerichteten Webseiten (http://www.cl-complications.com). Erschwerend kommt hinzu, dass Kontaktlinsenkomplikationen nicht eindeutig definiert sind. Der augenärztliche Kontaktologe versteht in seinem Fall darunter jede Art von Pathologie des äußeren Augenabschnittes, induziert oder verstärkt durch die Linsen. Doch hier beginnt schon die akademische Diskussion: was ist Pathologie des vorderen Augenabschnittes? Nach der Definition ist eine pathologische Veränderung ein Zustand, der von der Norm abweicht auf der Basis einer irgendwie gearteten Fehlsteuerung. Dieses kann eingeteilt werden in die klassischen Kategorien: Trauma, Entzündung, Degeneration, Dystrophie, Neoplasie. Wobei sich für die Einteilung in der Kontaktologie die ersten beiden Begriffe anbieten.

Beim Medizinprodukt Kontaktlinse spielen dazu die äußeren Umstände, die Compliance, des Trägers, die Sorgfalt, die einwandfreie Hygiene eine große Rolle. Kontaktlinsen allein sind weniger komplikationsträchtig. Nach einer immer noch gültigen Statistik von Dr. Hans Walter Roth resultieren etwa 75 Prozent aller so genannten Komplikationen aus Handhabungs- und Hygienefehlern des Trägers.

Der nächste wichtige Punkt für die Kontaktologie ist der Träger selbst, die Interaktion der Linse, des Hygienpräparates mit dem lebenden Gewebe des vorderen Augenabschnittes. Ein Träger mit einer großen Allergiebereitschaft wird eher Reaktionen aufweisen. Dunkel pigmentierte Träger sind in dieser Hinsicht bekanntermaßen stabiler.

Was liegt also vor? Bildhaft gesprochen ein Dreieck aus Kontaktlinse, Kontaktlinsenflüssigkeit und trägerabhängiger Umstände. In der Mitte gibt es dann die variabel große Schnittmenge. Und genau diese nicht im Vorfeld fassbaren Abhängigkeiten machen das Komplikationsmanagement der Kontaktlinsen so individuell und wenig vorhersehbar.

Bild
Abb. 1: Abgeheiltes Ulcus.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 10-2007.

Ähnliche Beiträge