Interview mit Prof. Dr. G. K. Lang zum World Ophthalmology Congress (WOC) 2010
„Wir sind auf der Zielgeraden”
Im Juni tagt in Berlin mit dem World Ophthalmology Congress (WOC®) 2010 der weltweit größte ophthalmologische Kongress, unter dessen Dach auch die Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) zu ihrer jährlichen Fachtagung einladen. DER AUGENSPIEGEL sprach mit dem Direktor der Universitäts-Augenklinik Ulm, Prof. Dr. Gerhard K. Lang, der als Kongresspräsident in diesem Jahr nicht nur der DOG vorsteht, sondern auch dem zweijährlich stattfindenden WOC, über den Stand der Vorbereitung zum Weltkongress.
DER AUGENSPIEGEL:
Herr Professor Lang, Ihre Amtszeit hat gerade erst begonnen und sie ist sehr viel kürzer als bei früheren DOG-Präsidenten, da sie mit dem WOC im Juni endet. Wie schafft man da die Vorbereitung für einen solch gewichtigen Kongress?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Es ist richtig, dass dies eine kurze Amtszeit von neun Monaten ist, aber die Vorbereitungen für den WOC 2010 laufen schon seit 2002. Im Auftrag der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft habe ich bereits 2001 die Bewerbung für den Weltkongress 2010 vorbereitet. Auf dem Weltkongress in Sydney 2002 wurde dann die Entscheidung für Deutschland im Board of Trustees der International Council of Ophthalmology getroffen. Insofern arbeiten wir seit acht Jahren für diesen Weltkongress und befinden uns nunmehr in den letzten sieben Monaten der Vorbereitungen. Wir haben in dieser Zeit einerseits den Weltkongress mit unserem gesamten Organisationsteam geplant, andererseits auf der ganzen Welt für diesen Kongress geworben!
DER AUGENSPIEGEL:
Trotz der arbeitsintensiven Aufgabe haben wir in Leipzig einen strahlenden, vorfreudigen WOC-Präsidenten gesehen. Was reizt Sie an dieser Aufgabe am meisten? Was ist für Sie die größte Herausforderung?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Ich habe mich schon sehr früh mit internationaler Ophthalmologie beschäftigt. Bereits in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich in der International Council of Ophthalmology sowie im European Board of Ophthalmology und hier an den internationalen und europäischen Zielen der Augenheilkunde mitgearbeitet. Ein Weltkongress ist eine globale Herausforderung und gerade in Europa, das mit einer hohen Kongressdichte aufwartet, ist es eine besondere Herausforderung, einen Weltkongress mit einem derart faszinierenden wissenschaftlichen und Rahmenprogramm zu organisieren, zu dem Ophthalmologen aus der ganzen Welt zu uns nach Deutschland kommen werden.
DER AUGENSPIEGEL:
Auf welchem Stand sind derzeit die Vorbereitungen?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Nach der doch langen, mehrjährigen Vorbereitung sind wir derzeit auf der Zielgeraden! Das wissenschaftliche Programm steht unmittelbar vor der Fertigstellung: Wir sind bereits weit fortgeschritten in der Raumplanung der Säle im Internationalen Congress Center (ICC) und in der Abstimmung von wissenschaftlichen Sitzungen, Lunch-Symposien und den so genannten Subspecialty-Days zu den Kernthemen Katarakt, Glaukom, Refraktive Chirurgie und Retina. Ein Subspecialty-Day zur Kinderophthalmologie ist ebenfalls noch in Diskussion. Die Hauptveranstaltungen des Rahmenprogramms stehen ebenfalls fest.
DER AUGENSPIEGEL:
Wie kam es zur Wahl von Deutschland als Veranstaltungsort des diesjährigen WOC?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Der DOG-Präsident 2001, Prof. Dr. Rudolf Guthoff, beauftragte mich mit der Vorbereitung der Bewerbung der DOG bei der International Council zur Ausrichtung des Weltkongresses 2010. Wir wurden dann zum Weltkongress 2002 nach Sydney eingeladen und haben uns dort, nach unserer Bewerbungspräsentation, in einer Abstimmung gegen Israel durchgesetzt. Wir hatten ein stimmiges Konzept für Berlin, das 2010 – also zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung – als der geeignete Ort erschien, einen Weltkongress auszurichten.
DER AUGENSPIEGEL:
Geladen wird zum „WOCtoberfest“. Warum findet der Kongress nicht – im Jahr nach Leipzig – ausnahmsweise oder passenderweise in München statt?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Deutschland hat bereits zweimal den Weltkongress ausgerichtet, 1888 in Heidelberg und 1966 in München. 2010 wollen wir den Weltkongress in der deutschen Hauptstadt abhalten und unseren internationalen Freunden das neu gestaltete Berlin in all seiner Vielfalt zeigen. Berlin ist eine vibrierende Metropole, der Shootingstar unter den europäischen Hauptstädten in Glamour, Attraktivität und Vielfalt. Insofern werden wir das „WOCtoberfest“, ein zünftiges Fest nach bayerischer Lebensart, kurzerhand nach Berlin verlagern. Das ist auch nicht neu, da die bayerische Landesvertretung alljährlich ein Oktoberfest für die Berliner Bürger vor dem roten Rathaus veranstaltet und das übrigens gut bei den Berlinern ankommt.
DER AUGENSPIEGEL:
AAD, DOG und WOC unter einem Dach – das verspricht ein reichhaltiges, zweisprachiges Programmangebot für alle Teilnehmer. Wer profitiert da von wem?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Für uns war es sinnvoll die drei Veranstaltungen AAD, DOG und ICO unter dem Dach des Weltkongresses im Jahr 2010 zu konzentrieren. Die Vielfältigkeit des Programms mit Fortbildungsveranstaltungen, Basis- und Fortgeschrittenenkursen, wissenschaftlichen Symposien zu aktuellen Themen, Subspecialty-Days zu den Kernthemen der Ophthalmologie bedeutet für jeden Besucher, eine exzellente, aktuelle Übersicht über das gesamte Fachgebiet der Augenheilkunde zu gewinnen. Wir konnten hervorragende Referenten aus der ganzen Welt gewinnen. Insofern profitiert jeder Ophthalmologe von diesem hervorragenden Kongress. Jeder wird genau das finden, was er sucht! Dies ist das Geheimnis eines erfolgreichen Kongresses.
DER AUGENSPIEGEL:
Die deutschen Augenärzte können sich also über ein erweitertes Programm und die Möglichkeit zu einem internationalen Austausch freuen. Dies hat sicher seinen Preis. Was kommt auf die deutschen Teilnehmer zu?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Für uns war es ganz besonders wichtig, den deutschen Ophthalmologen ein interessantes Angebot zu machen. Einerseits muss der in Praxis und Klinik tätige Augenarzt in diesem Jahr für AAD, DOG und WOC nur einmal reisen und eine Woche Augenheilkunde in Berlin einplanen. Es gibt zahlreiche CME-Punkte und es empfiehlt sich auch die Arzthelferinnen mitzubringen, da wir auch ein gesondertes Arzthelferinnenprogramm veranstalten. Wir werden wie bei der DOG in Berlin und Leipzig eine Kinderbetreuung anbieten, so dass wir es gerne sehen, wenn dieser Kongressbesuch im Juni 2010 in Berlin in Begleitung der Familien durchgeführt wird. Wir bieten für DOG- und BVA-Mitglieder die einmalige Gelegenheit, mit dem günstigen Angebot von 225 Euro Teilnahmegebühren (bei Frühbuchung), drei hervorragende Kongresse unter einem Dach zu erleben. Bei der AAD haben die Standardkurse dann eine Bearbeitungsgebühr von 12 Euro. Wir wollen, dass möglichst viele deutsche Ophthalmologen zu diesem Event kommen und sich ebenfalls als Gastgeber fühlen, wenn die internationalen Ophthalmologen nach Berlin kommen.
DER AUGENSPIEGEL:
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Prof. Dr. Gerhard K. Lang:
Natürlich freue ich mich auf das hervorragende wissenschaftliche Programm mit zahlreichen Programmhighlights. Komprimiert werden die aktuellsten Entwicklungen in der Ophthalmologie dargestellt. Es gibt einige spektakuläre Symposien wie beispielsweise in der Kataraktchirurgie eine „Ophthalmologische Premierleague“, wo mehrere Mannschaften gegeneinander antreten und man in einer gemeinsamen Sitzung die besten Ophthalmochirurgen der Welt im „Wettstreit“ erleben kann, wenn jeder seine besten operativen Fälle zeigt. Ebenso spannend ist die videobasierte Sitzung mit augenärztlichen „Ophthalmic Nightmares“. Andererseits freue ich mich natürlich ganz besonders auf zwei Veranstaltungen im Rahmenprogramm: zum einen die Opening Ceremony, über die ich noch nicht allzu viel verraten will, vorerst nur, dass es eine spektakuläre Eröffnungsveranstaltung sein wird, gefolgt von einer WOC-Reception mit Berliner Flair. Und dann natürlich auf das WOCtoberfest, wenn zünftig mit bayerischen Spezialitäten und bayerischer Musik gefeiert wird. Wir hoffen, dass viele Teilnehmer in bayerischer Tracht und Dirndl erscheinen werden. Unsere ausländischen Kollegen möchten wir ermutigen, in ihrer Landestracht zu erscheinen, da dies ein besonderes, buntes Bild der Freundschaft ergeben würde.
DER AUGENSPIEGEL:
Herr Professor Lang, vielen Dank für das Gespräch.
World Ophthalmology Congress (WOC) 2010, Berlin
AAD 2010
3.-6. JuniXXXII. International Congress of Ophthalmology
108. DOG-Kongress
5.-9. Juni
Das Interview führte Ulrike Lüdtke
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