Fall: Retinopathia traumatica nach Thoraxkompression

Die Retinopathia traumatica (Morbus Purtscher) ist eine seltene Erkrankung nach Thorax- und Schädeltraumen. Kurz nach dem Unfall führt sie zu einem meist deutlichen Visusabfall. Ein ähnliches Krankheitsbild wird nach mehreren internistischen Erkrankungen beschrieben. Es existieren mehrere Hypothesen zur Entstehung der Netzhautveränderungen. Ausgehend von einem Fallbericht, stellt Dr. Michael K. Zander typische Befunde dieser Erkrankung, ihre Diagnostik und Therapie vor.

Charakteristische Netzhautveränderungen nach Kompressionstraumen wurden erstmals 1910 von dem österreichischen Augenarzt Othmar Purtscher (1852 bis 1927) beschrieben. Da er vermutete, dass die beobachteten Veränderungen von den Netzhautgefäßen ausgingen, taufte er dieses neue Krankheitsbild „Angiopathia retinae traumatica“. Theodor Leber sprach 1916 von der „Purtscherschen Netzhautaffektion“, Alfred Voigt dann 1921 von der „Purtscherschen Fernschädigung der Netzhaut“. Heute werden Retinopathia traumatica, Purtscher-Retinopathie, Morbus Purtscher und Purtscher-Syndrom synonym verwendet.

Anamnese

Ein 60-jähriger Patient stieß als Autofahrer mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Er erlitt eine schwere Thoraxkompression durch den Sicherheitsgurt des Wagens. Außerdem lagen eine Rippenserienfraktur und ein Pleuraerguss vor. Eine Beckenringfraktur wurde ebenfalls in einem auswärtigen Krankenhaus festgestellt. Nach vier Tagen bemerkte der Patient ein deutliches Verschwommensehen links stärker als rechts. Die konsiliarisch hinzugezogene Augenärztin stellte ein ausgeprägtes Berlinsches Ödem der Netzhaut fest. Daraufhin wurde der Patient in die Augenklinik des Städtischen Klinikums verlegt.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 09/2010.

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