Erhebung der distanzkorrigierten Leseschärfe

Der „Salzburg Reading Desk“ (SRD)
Patienten erwarten nach einer Presbyopiekorrektur eine Verbesserung des Lesevermögens ohne zusätzliche Lesehilfen. Dementsprechend sollte gerade in dieser Patientengruppe nicht der reine Nahvisus, sondern vielmehr die Lesefähigkeit erhoben werden. Die Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der PMU Salzburg arbeitet seit 2004 daran, ein standardisiertes Gerät zu entwickeln, um objektive, valide und damit auch vergleichbare Ergebnisse im Bezug auf die Lesefähigkeit zu erheben. Dr. Alois K. Dexl, Dipl.-Ing. Dr. techn. Horst Schlögel, Prof. Dr. Michael Wolfbauer und Prof. Dr. Günther Grabner stellen ihr Projekt vor.

In unserer modernen, informationsbasierten Gesellschaft ist die Fähigkeit zu lesen ein wesentlicher Faktor für den Erhalt der Lebensqualität jedes einzelnen Patienten. Die Presbyopie stellt die weltweit am weitesten verbreitete Ammetropie dar. Sie betrifft gerade Personen in ihrer produktivsten Lebensphase, wenn die Fähigkeit zur Akkommodation nicht mehr ausreicht, um einen komfortablen Nahvisus beziehungsweise eine ausreichende Leseschärfe zu ermöglichen. Der Verlust des Lesevermögens führt zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität und zu einer vermehrten Abhängigkeit von Lesehilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen.

Die immense Anzahl an presbyopen Personen (laut aktuellen Schätzungen kann man von etwa 1,3 Milliarden Menschen weltweit ausgehen) und der daraus resultierende vermehrte Bedarf an optischen beziehungsweise ophthalmologischen Produkten sind die treibende Kraft für neue Entwicklungen auf diesem weiterhin wachsenden Gebiet. Wegen der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiterhin zunehmenden Anzahl an Patienten, die sich einer eventuellen chirurgischen Korrektur ihrer Presbyopie unterziehen wollen, ist eine vermehrte Zuwendung der refraktiven Chirurgen in Richtung dieser potentiellen Patientengruppe zu erwarten. Um diesen Marktanforderungen genüge tun zu können, wäre eine in allen Belangen vollkommen zufriedenstellende Lösung erstrebenswert. Diese Lösung scheint zum jetzigen Zeitpunkt in weiter Ferne zu liegen.

Seit einigen Jahren stehen uns vermehrt refraktiv-chirurgische Behandlungsmöglichkeiten zur Presbyopiekorrektur zur Verfügung. Derzeit angewendete chirurgische Techniken sind unter anderem die intrakornealen Implantate, laserchirurgische Verfahren (wie zum Beispiel die Presby-LASIK oder Monovision-LASIK), die konduktive Keratoplastik, die anteriore ziliare Sklerotomie, die Implantation von phaken beziehungsweise pseudophaken multifokalen IOL sowie die Gruppe der pseudo-akkommodierenden Linsen. Die postoperative Evaluierung des Lesevermögens ist die bei weitem wichtigste klinische Untersuchung, wenn die Ergebnisse verschiedenster chirurgischer Korrekturverfahren verglichen werden sollen. Die Definition der Sehschärfe basiert bekanntlich auf dem Sehwinkel, unter dem zwei verschiedene Objekte gerade noch unter Berücksichtigung von Testdistanz und Größe des Optotypen unterschieden werden können, und ist durch die in Europa geltende Norm EN-ISO 8596 festgelegt.

Um diese Vorgaben erfüllen zu können, müssen die einzelnen Testparameter der derzeitig unterschiedlichsten Messmethoden für die Erhebung von Fern- und Lesevisus unbedingt standardisiert sein, um eine objektive Bewertung beziehungsweise kritische Überprüfung von publizierten Studienergebnissen zu ermöglichen. Die einzelnen Testparagraphen sollten bei Lesetests unter anderem logarithmisch skaliert sowie möglichst vergleichbar gestaltet sein, um eine genaue und standardisierte Erhebung von Leseschärfe und Lesegeschwindigkeit unter jeglicher Prüfdistanz zu ermöglichen.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 03-2008.

Ähnliche Beiträge