Selbstquellende Hydrogelexpander zur Behandlung von Mikrophthalmus und Anophthalmus

Beim klinischen Anophthalmus führt die begleitende Hypoplasie der knöchernen Orbitastrukturen zu einer Reduktion des Orbitavolumens. Liegt keine Prothesenfähigkeit vor, werden selbstquellende hochhydrophile Hydrogelexpander eingesetzt, um eine allmähliche Aufdehnung der Lid- und Orbitastrukturen zu erzielen. Prof. Dr. Michael P. Schittkowski (Göttingen) erläutert das Vorgehen zur Aufdehnung des Bindehautsackes (Prothesenfähigkeit) und Stimulation eines normalen Orbitawachstums.

Das Auge stellt den wesentlichen Wachsstumsstimulus für die physiologische Ausbildung der okulären Adnexe dar. Ist die Bulbusachsenlänge gegenüber der Altersnorm verkürzt (Mikrophthalmus) oder geht dies sogar so weit, dass in der Lidspalte makroskopisch kein Bulbus erkennbar ist (klinischer Anophthalmus) sind in diesem Kontext Orbita- und Lidstrukturen mehr oder minder proportional verkleinert. Das Krankheitsbild ist sehr selten, die Häufigkeit wird mit 1 bis 7 je 100.000 Geburten angegeben.

Hydrogelexpander

In der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie wird eine allmähliche, kontinuierliche und damit schonende Druckentfaltung zur Gewebedehnung und zur Induktion von Hautwachstum gefordert. Nach den Vorarbeiten des Göttinger Kieferchirurgen Wiese stehen hydrophile Hydrogelexpander mit hohen Quellfaktoren zur Verfügung, die eine kontinuierliche Druck- und Volumenzunahme sicherstellen (Wiese et al. 1993). Diese Expander sind im wasserfreien Ausgangszustand stabile Formkörper aus einem vernetzten, physiologisch hervorragend verträglichen Hydrogel; chemisch ist dies ein Co-Polymer auf der Basis von Methylmethacrylat und N-Vinylpyrrolidon. Durch die osmotisch bedingte Aufnahme von Flüssigkeit (Wasser) findet eine selbsttätige Volumenvergrößerung statt. Der Quellungsfaktor, das heißt das Ausmaß des Vol-umen-zuwachses über die Zeit, ist dabei durch chemische Modi-fikation zwischen 3 und 30 bei der Herstellung bestimmbar. In der klinischen Anwendung liegt er zwischen 7 und 10.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 12/2011.

Ähnliche Beiträge