Die Abformgläser
Serie zur Sammlung Roth (Folge 131)
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wusste man schon, dass sich optische Fehler des Auges, verursacht beispielsweise durch Unregelmäßigkeiten der Hornhautkontur, ausgleichen ließen, indem man den Kopf in eine wassergefüllte Glaskugel hielt. Technisch war dies durchaus zu bewerkstelligen, in der Praxis aber kaum länger durchzuhalten. Dennoch beruht auf dieser Grundidee, sie stammt von Leonardo da Vinci, letztlich das Prinzip der Kontaktlinse. Erst als es möglich war, kleine Glasschälchen auf einem Flüssigkeitspolster direkt auf dem Auge zu tragen, ließ sich, zum Beispiel bei Vorliegen von Hornhautnarben, ein homogenes Netzhautbild erzeugen. Auch der Keratokonus war auf diese Art optisch kompensierbar.
Für die Kompensation mit kleinen Glasschälchen war es allerdings nötig, die Innenfläche der Glasscheibe weitgehend der Hornhautvorderfläche anzupassen. Luftblasen im Tränenfilm führten zur mechanischen wie optischen Irritation, sie wirkten gleichzeitig wie Fremdkörper und führten zu Streulicht. Um eine möglichst passgenaue Vorlage für die Herstellung einer solchen Kontaktbrille zu erzielen, war eine besondere feinfühlige Abgusstechnik nötig. Für die präszise Abformung von Bindehaut, Hornhaut und Lederhaut diente anfänglich Gips, der aber zu massiven Reizzuständen am Auge führte. Erst die Verwendung von Abdruckmaterialien auf Kunststoffbasis, entwickelt für den Zahnarzt, führte zu einem brauchbaren Ergebnis, allerdings erwiesen sich auch hier nicht alle Kunststoffe als für das Auge verträglich.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Oktober 2022.