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Die Brille beim Skat

Serie zur Sammlung Roth (Folge149)

Mit zunehmendem Alter nimmt die Sehfunktion des Auges allmählich ab. Die Augenlinse trübt sich unter anderem langsam ein. Ihre Elastizität geht verloren, die Fähigkeit der Akkommodation schwindet. Das Auge wird altersweitsichtig, ein Ausgleich mittels einer Brille wird erforderlich. Erst mit der Erfindung von lichtbrechenden Konvexgläsern im 12. Jahrhundert, als Brille vor dem Auge getragen, wurde der Fehler ausgleichbar. So hatten die frühen Gläser Stärken zwischen 2 und 4 Dioptrien, was gerade ausreichte, um den Akkommodationsverlust im Nahbereich auszugleichen.

Für den Menschen im Alter erschloss sich mit der Nahbrille eine neue Welt. Lesen und Handarbeiten wurden nach Anpassung der Gläser wieder möglich. Glücklich war hier der Kurzsichtige, der mit etwa drei Dioptrien als Gläserstärke auch im hohen Alter den Nahbereich noch von Natur aus erfassen konnte, dafür aber im Fernbereich schon früh einen optischen Ausgleich benötigte.

Die ersten Brillengläser waren schwer herzustellen. Das Glas musste klar, durchscheinend und ohne Einschlüsse sein, grünliche Verfärbungen wie im sogenannten Waldglas, durch Beimischungen von Holzkohleasche verursacht, störten. Vor allem der präzise und in allen Achsen sphärische Schliff war aufwendig und teuer. Gerne griff man aus diesem Grund zur Herstellung von Brillengläsern im billigen Guss- oder Pressverfahren. Damit wurde die Lesebrille Massenware und für fast jedermann erschwinglich. Die Brille eroberte den Arbeitsplatz, sie wurde zur Sehhilfe für Hobby und Freizeit.

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Lesebrille zum Allgemeingut. Auf nahezu allen Jahrmärkten fanden sich Stände der Optiker. Fahrende Händler brachten sie selbst in die entlegensten Gegenden. Jetzt endlich kam die Darstellung der Brille auch in der Kunst an.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL April 2024.

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