Der Glasaugenkasten

Serie zur Sammlung Roth (Folge 133)
Ab und zu tauchen in Ausstellungen über Kriegschirurgie Sets mit Glasaugen auf. Sie gehörten seit dem ersten Weltkrieg zu den medizinischen Grundausstattungen auf einem Verbandsplatz. Schwere Verletzungen, in einem Krieg als Verwundung bezeichnet, erforderten rasches Handeln. Nach Einführung der Triage am Verbandsplatz wurde dort oft schon über das Leben, genau gesagt, über das Überleben des Soldaten entschieden. Für den Augenarzt war die Versorgung des Verletzten mit einem Glasauge die ultimative Instanz, schließlich auch die letzte Konsequenz, wenn das Auge auf Grund der Schwere der Verwundung nicht mehr zu retten war.

Splitterverletzungen im Kopfbereich gehörten in allen kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre zu den häufigsten Verwundungen. Moderne Waffensysteme zielen darauf, wichtige Organe irreversibel zu schädigen. Gerade in der Augenheilkunde bestand früher kaum eine Chance, eine Perforation des Bulbus operativ im Lazarett zu versorgen. Intraokulare Metallsplitter führten zur toxischen Ophthalmie, Keimbefall zur Panophthalmie. Bei Verletzungen durch zerborstene Flugzeugkanzeln, Glas- oder Kunststoffsplitter versuchte man, diese möglichst bereits bei der ersten Wundversorgung weitgehend aus dem Augeninneren zu entfernen.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Dezember 2022.

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