Der Blindenführhund

Serie zur Sammlung Roth
Blinde Menschen können sich in der modernen Welt nur dann orientieren und möglichst eigenständig zurechtfinden, wenn Sehende ihnen behilflich sind. In einer sich ständig verändernden Umwelt voller Hindernisse werden selbst einfachste Abläufe und Vorgänge des täglichen Lebens zu einem Problem. Der Straßenverkehr birgt besonders große Gefahren, nur innerhalb eines intakten sozialen Umfelds können sie am gesellschaftlichen oder kulturellen Leben teilhaben. Doch nicht nur Menschen helfen einem Blinden bei der Orientierung, auch Tiere sind treue Wegbegleiter. Am bekanntesten ist hier der Blindenführhund, kurz der Blindenhund genannt. Ihn gibt es seit einhundert Jahren.

Dass Hunde aufgrund ihres Spürsinns in der Lage sind, blinde Menschen zu führen, Gefahren für ihren Betreuer zu erkennen und sie durch vertraute Bereiche zu geleiten, ist schon lange bekannt. Obwohl in der Antike die fürsorgenden Fähigkeiten von Tieren in vielen Sagen bewundernswert beschrieben werden, gab es den Blindenhund zu dieser Zeit noch nicht. Warum, ist nicht bekannt, möglicherweise galt die Achtung vor einem Tier nicht für alte Kulturen. Auch war der Hund noch bis ins Mittelalter keineswegs überall ein immer gerne gesehenes Tier, sah man in ihm doch den Überträger zahlreicher Krankheiten und Seuchen. Aus diesem Grunde verboten ihn viele Kommunen in ihren Polizeiordnungen. Sein Besitz war streng reglementiert, lediglich vermögende Patrizier durften sich ihn leisten. Sein Halter wurde sogar mit Steuern belegt.

Kein Wunder also, dass ein Blinder mit seinem Hund erst einmal auf der Strecke blieb. Erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde mit der Entstehung der Städte und ihrer sozialen Gemeinschaften der Hund als intelligenter Begleiter für den Sehbehinderten entdeckt. Im umgrenzten Stadtgebiet konnte er, entsprechend geübt, den blinden Menschen geleiten, er hatte sein abgestecktes Umfeld, sein Revier wurde von der Stadtmauer begrenzt.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL April 2017.

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