Berufsbedingte Haltungsschäden bei Augenärzten
Spezifische augenärztliche Tätigkeiten zwingen Augenärzte oft zu unphysiologischen Körperhaltungen mit Überbelastungen an Gelenken und Wirbelsäule – chronische Probleme sind eine häufige Folge. Dieser Umstand, aber auch eigene Erfahrungen führten zu dem AAD-Kursangebot „Die richtige Haltung als Augenarzt – Prophylaxe von Wirbelsäulenschäden“, zu dem Prof. Dr. Hans Hoerauf, Göttingen, und Priv.-Doz. Dr. Silvia Bopp, Bremen, gemeinsam mit der Physiotherapeutin (B.Sc.) Lise-Lott Sagebiel, Lübeck, eingeladen hatten. Dr. Christiane Schumacher fasst den Kurs zusammen.
In seiner Einführung erläuterte der Direktor der Universitäts-Augenklinik Göttingen, Prof. Dr. Hans Hoerauf, den Anlass für das Kurs-Angebot: Ausgehend von eigenen Rückenbeschwerden habe sich rasch gezeigt, dass auch viele Kollegen unter diesen Problemen leiden würden. Doch insgesamt sei die Dunkelziffer der Augenärzte mit Wirbelsäulenbeschwerden gemäß dem Motto „über Schwächen spricht man nicht“, hoch. Somit wurde ein Thema aufbereitet, dass viele Augenärzte betrifft: Spezifische augenärztliche Tätigkeiten, Untersuchung der Patienten an der Spaltlampe, indirekte Ophthalmoskopie, Refraktionieren und langes Sitzen am Operationsmikroskop zwingen Augenärzte oft zu unphysiologischen Körperhaltungen mit Überbelastung der Kopfgelenke, HWS und LWS, so dass chronische Probleme im Bereich von Wirbelsäule, Schulter und Armen entstehen können.
BVA-Umfrage zu Wirbelsäulenbeschwerden
2009 wurden mit Unterstützung vom BVA 5.954 Augenärztinnen und -ärzte angeschrieben, um sich zu Wirbelsäulenbeschwerden zu äußern. Ungefähr 30 Prozent der Ärzte und Ärztinnen beteiligten sich in fast gleicher Anzahl. Am häufigsten wurden Beschwerden an der Halswirbelsäule angegeben, gefolgt von Problemen an Schulter und LWS. Eine Umfrage des Robert Koch-Instituts von 2003 ergab, dass sich in allen Altersgruppen bei Augenärztinnen und Augenärzten im Vergleich zur Normalbevölkerung eine vierfach höhere, geschlechtsunspezifische Inzidenz von Wirbelsäulenbeschwerden ergab. In einer weiteren Umfrage wurde festgestellt, dass bei rein operativ tätigen Augenärzten ungefähr gleich stark Beschwerden an LWS und HWS angegeben wurden, bei rein konservativ Tätigen aber überwiegend Probleme an der HWS im Vordergrund standen. Die Umfrageergebnisse könnten als Grundlage für Verhandlungen mit den Berufsgenossenschaften beziehungsweise Arbeitgebern zur Optimierung des Gesundheitsschutzes verwendet werden, regte Hoerauf an.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 05/2013.