Arzneimittel und Sicca-Syndrom

Zu arzneimittelinduzierten Benetzungsstörungen
Pharmaka spielen bei der Auslösung oder Verstärkung von Befeuchtungsstörungen der Augenoberfläche eine wichtige Rolle. Bei den Ophthalmika sind es vor allem die Langzeitmedikamente (Antiglaukomatosa), die eine Benetzungsstörung induzieren oder verstärken. Prof. Dr. Torsten Schlote beschreibt mögliche kausale Zusammenhänge bei arzneimittelinduzierten Nebenwirkungen.

Befeuchtungsstörungen der Augenoberfläche gehören zum „täglich Brot“ in der klinischen Routine eines jeden Augenarztes und zwar unabhängig von seinem Spezialisierungsgrad. Pharmaka spielen bei der Auslösung oder Verstärkung von Befeuchtungsstörungen der Augenoberfläche eine wichtige Rolle. Die direkte topische Anwendung ophthalmologischer Präparate lässt den stärksten Einfluss auf die Augenoberfläche und deren Befeuchtungssituation vermuten. Daneben kann aber auch die sys_temische Gabe von Medikamenten nicht selten eine Sicca-Symp_tomatik hervorrufen oder beeinflussen.

Häufigkeit und klinische Bedeutung

Patienten mit Sicca-Symptomatik sind häufig ältere Menschen, die wiederum häufig eine Reihe von Medikamenten einnehmen. In vielen Studien aus dem nicht-ophthalmologischen Bereich (zum Beispiel im Rahmen von Zulassungsverfahren) werden zwar Sehstörungen mit erfasst, deren Ursache aber nicht verifiziert. In vielen Fällen dürften diese Symptome auf Störungen des Tränenfilms zurückzuführen sein, ohne dass wir hierfür eine aussagekräftige Datengrundlage haben. Zu vermuten ist aber, dass sehr viel mehr Medikamente mit dem Tränenfilm interagieren als wir dies derzeitig wissen.

Realistischerweise wird nicht bei jedem einzelnen Patienten eine detaillierte Analyse einer Sicca-Symptomatik unter dem Aspekt eines möglichen Zusammenhangs zu einer systemischen Medikamenteneinnahme in der täglichen Routine machbar und notwendig sein. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge ist aber wichtig, da es immer wieder Patienten mit außergewöhnlich schweren Symptomen und Verläufen geben wird, für die das Erkennen eines solchen Zusammenhangs der Schlüssel für eine Besserung ihrer Beschwerden darstellt.

Bei den Ophthalmika sind es vor allem die Langzeitmedikamente (Antiglaukomatosa), die eine Benetzungsstörung induzieren oder verstärken. Dabei kommt neben wirkstoffspezifischen Mechanismen häufig dem Konservierungsmittel eine Bedeutung zu (siehe unten). Aus ophthalmologischer Sicht sind deshalb _konservierungsmittelfreie Präparate in der Langzeittherapie sehr wünschenswert.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 12-2007.

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