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8. Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie

Neue Technologien, refraktive Intraokularchirurgie und Presbyopiemanagement
Zum 8. Mal fand Ende November des vergangenen Jahres der Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Kohnen trafen sich namhafte Ophthalmochirurgen, Wissenschaftler, niedergelassene Kollegen, Assistenzärzte sowie Vertreter der Industrie in der Augenklinik der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Besondere Schwerpunkte der Veranstaltung waren wie immer Neuerungen auf den Gebieten der refraktiven Hornhaut- und Linsenchirurgie sowie die zunehmend nachgefragten Methoden zur Presbyopiekorrektur. Ein Bericht von Dipl. -Ing. (FH) Oliver K. Klaproth.

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Abb. 1: Die Referenten des Kurses. Hintere Reihe (v. lks.): M. Taaffe, A. S. Bauch, Prof. Dr. T. Seiler, Prof. Dr. D. Uthoff, Dr. O. Kermani, Prof. Dr. T. Kohnen, Dr. J. Bühren, Dr. V. Derhartunian, Prof. Dr. W. Sekundo, Prof. Dr. G. Duncker. Untere Reihe (v. lks.): O. K. Klaproth, Dr. B. von Jagow, Dr. T. Kern, Dr. D. Kook.

Das Programm des 8. Frankfurter Fortbildungskurses für Refraktive Chirurgie, zu dem etwa 250 Teilnehmer erschienen waren, umfasste zunächst die Grundlagen sowie aktuellste Entwicklungen in der refraktiven Hornhautchirurgie. Weiterhin wurden neue Technologien wie Eyetracking-Systeme, neue phake Intraokularlinsen oder die Möglichkeiten von modernen Femtosekundenlasern, zum Beispiel zur Astigmatismus-, Myopie- und Presbyopiekorrektur, vorgestellt. Besonderes Augenmerk lag auf der Akkommodation und der Presbyopie. In den einleitenden Worten der Veranstaltung wies Prof. Kohnen auf den ständig steigenden Altersdurchschnitt in der Bundesrepublik und den damit wachsenden Anteil der presbyopen Patienten hin. Zu erwähnen ist weiterhin die in diesem Jahr sehr umfangreiche Industrieausstellung. Viele Hersteller boten den angereisten Teilnehmern die Möglichkeit sich über die neuesten Produkte zu informieren und in vielen Fällen diese auch direkt vor Ort in Augenschein zu nehmen.

Refraktive Hornhautbehandlungen

Zu Beginn der Veranstaltung sprach Dr. Jens Bühren, Oberarzt der Frankfurter Universitäts-Augenklinik, über die Bedeutung und Methodik der Früherkennung von subklinischem Keratokonus. Bei Nichterkennung ist diese Form des Keratokonus eine der Hauptursachen für Keratektasien nach refraktiver Hornhautchirurgie. Bei der Interpretation von Keratometriekarten (Abb. 2) und kornealen Wellenfronten wies er besonders auf die vertikale korneale Coma als Prädiktor des subklinischen Keratokonus hin. Weiterhin wurde den Kursteilnehmern ein in der Praxis einfach anwendbares Schema zur Risikominimierung nach Randleman (Randleman, Russell, Ward et al. Risk factors and prognosis for corneal ectasia after LASIK. Ophthalmology 2003;110:267-75) vorgestellt.

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Abb. 2: Keratometriekarte eines subklinischen Keratokonus mit leichtem inferioren Steepening (Quelle: Bühren).

Die folgenden Vorträge befassten sich mit den Grundlagen der Hornhautchirurgie bei verschiedenen Ametropien sowie mit der nötigen und erreichbaren Präzision der Ablationszentrierung. Unter anderem erläuterte Prof. Dr. Dr. Theo Seiler aus Zürich die Auswirkungen von lateralen Dezentrationen auf die verschiedenen geläufigen Ablationsprofile. Er ging außerdem auf die Besonderheiten und Vorteile von mittels Ray-Tracing berechneten Gewebeabtragsmustern ein.

Oliver Klaproth aus Frankfurt zeigte die Ausprägung und mögliche Auswirkungen von nichtkompensierten Augenrotationen vor und während refraktiv-chirurgischen Hornhauteingriffen auf und erläuterte kurz die Funktionsweise von erhältlichen Eyetracker-Systemen.

Neue Technologien

Im zweiten Teil des Kurses diskutierten Prof. Dr. Gernot Duncker aus Halle und Prof. Dr. Thomas Kohnen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Schnitttechniken (Mikrokeratom vs. Femtosekundenlaser) bei der Laser in situ Keratomileusis (LASIK). Herausgestellt wurden dabei Vorteile aber auch die Nachteile der beiden Verfahren, wie die hohe Schnittoberflächengüte und mögliche Schnittkomplikationen des mechanischen Mikrokeratoms oder die große Variabilität und die hohen Kosten des Femtosekundenlasers. Weiterhin wurden von Prof. Kohnen weitere Anwendungen des Femtosekundenlasers wie die inzisionale Astigmatismuskorrektur oder die Femtosekundenlaser-Keratoplastik erläutert.

Dr. Omid Kermani aus Köln stellte ein neues Verfahren zur sub-Bowman Femtosekunden-LASIK vor, bei welcher der Femtosekundenlaserschnitt live mittels optischer Kurzkohärenz Tomographie (OCT) mitverfolgt werden kann. Durch diese OCT-geführte LASIK könnte sich in Zukunft die Schnittgenauigkeit noch weiter erhöhen lassen und so noch weniger stromales Gewebe geschädigt werden.

Zum Abschluss stellte Prof. Dr. Walter Sekundo aus Marburg die Ergebnisse der Femtosekunden-Lentikel-Extraktion (FLEx) zur Myopiebehandlung vor. Bei diesem Verfahren, das multizentrisch in Mainz und Erfurt erprobt wurde, wird gänzlich auf die Verwendung eines Excimerlasers verzichtet. Stattdessen wird ein refraktiv wirksames Hornhautprofil durch Resektion eines Hornhautlentikel gestaltet. Die Ergebnisse, Möglichkeiten und Risiken dieses neuen Verfahrens wurden von den Teilnehmern im Anschluss konstruktiv diskutiert.

Linsenchirurgie & Astigmatismus

Neben verschiedenen Übersichten zu Möglichkeiten der inzisionalen sowie der Excimerlaser-Astigmatismuskorrektur wurden im dritten Teil die Möglichkeiten von Add-on- und torischen Hinterkammerlinsen zur Korrektur von Refraktionsdefiziten aufgezeigt. Prof. Kohnen stellte viel versprechende Dreijahresergebnisse einer globalen multizentrischen Studie zur Sicherheit und Effektivität einer neuen phaken kammerwinkelgestützten Intraokularlinse (IOL) vor (Abb. 3).

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Abb. 3: Phake kammerwinkelgestützte AcrySof-IOL (Kohnen).

Dr. Kermani wies auf die verschiedenen Vorteile von sulcusfixierten Add-on-IOL hin. Mit diesen Implantaten ist zum einen die Addition verschiedener optischer Funktionen wie Torizität oder Multifokalität nach Implantation einer Standard-IOL möglich, zum anderen ist diese zusätzliche Korrektion reversibel. Letzteres ist von besonderer Bedeutung, wenn man beachtet, dass gerade multifokale Implantate noch häufiger zu störenden optischen Phänomenen führen können, die die Lebensqualität des Patienten unter Umständen negativ beeinflussen.

Akkommodation

Dr. Martin Baumeister, Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt, berichtete zusammenfassend über den aktuellen Erkenntnisstand auf dem Gebiet der Akkommodation. Dabei ging er auf anatomische und physiologische Aspekte ein und erläuterte den Kursteilnehmern weiterhin aktuelle Ansätze zur Messung der Akkommodation sowie innovative Verfahren zur Presbyopiekorrektur.

Prof. Dr. Detlef Uthoff aus Kiel stellte in zwei Vorträgen aktuell angewandte Methoden zur Hornhaut- und akkommodativ-implantatchirurgischen Korrektur der Presbyopie vor. Dabei erläuterte er zunächst die multifokale Gestaltung von Hornhautablationen, zeigte erste Ergebnisse auf, und wies auf Schwierigkeiten wie die postoperative Regression und die fehlende Reversibilität hin. Die Möglichkeiten akkommodativer IOL wurden anhand einer Studie erläutert, bei der bei 463 Patienten eine akkommodative IOL implantiert wurde (Abb. 4). Im Vergleich zur Kontrollgruppe, der eine Standard-IOL implantiert wurde, konnte keine zufriedenstellende Wiederherstellung des unkorrigierten Nahvisus nachgewiesen werden.

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Abb. 4: Akkommodative 1CU-IOL in vivo (Quelle: Uthoff).

Dr. Kermani stellte ein experimentelles Verfahren zur Wiederherstellung der Beweglichkeit der natürlichen Linse vor. In einer Studie wurden die natürlichen Linsen von Kaninchen mit einem Femtosekundenlaser in Segmente geschnitten, die sich gegeneinander verschieben und so durch die Beweglichkeit des Kapselsackes eine Verformung der Linse ermöglichen. Eine Prüfung der optischen Funktionalität der so behandelten Linse sei in dieser Machbarkeitsstudie allerdings noch nicht erfolgt.

Diskussion

Auf besonderes Interesse stieß auch dieses Jahr wieder die Vorstellung und Diskussion von Kasuistiken aus der Universitäts-Augenklinik Frankfurt. Dabei wurden echte Komplikationen oder auch schwierige Indikationen von den Assistenzärzten der Klink präsentiert und anschließend mit den Experten und Kursteilnehmern über mögliche Vorgehensweisen im Praxis- oder Klinikalltag diskutiert.

Nach einem rundum gelungenen Kongresstag wurde der 9. Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie für den 28. November 2009 angekündigt.

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