Historisches Skleralschalenset
Serie zur Sammlung Roth (Folge 144)
Seit Ende des vorletzten Jahrhunderts kennt man die Kontaktlinse als wertvolle Sehhilfe und Augenverband. Vor allem bei hohen Brechungsfehlern sowie pathologischer Hornhauttopographie ist sie der Brille überlegen, in vielen Fällen hat sie selbst gegenüber der refraktiven Hornhautchirurgie oder dem Implantat ihre Vorteile. Auch dient sie heute bei der Behandlung von schweren Hornhauterkrankungen wie dem Keratokonus, nach Hornhautverletzungen, Verbrennungen oder Verätzungen als durchsichtige Bandage und Medikamententräger.
Der Beginn der Kontaktologie war durchaus abenteuerlich. Die Abformung von verformten vorderen Augenabschnitten, die Herstellung der Linse aus Glas oder später einem harten Kunststoff war kompliziert, ihre Haltbarkeit begrenzt. Für ihre Aufbewahrung und Pflege fehlten die Erfahrungen. Für die historische Aufarbeitung der frühen Geschichte der Kontaktlinse fehlen uns die Originale. Die Aufbewahrung, Reinigung und Desinfektion sind uns nicht bekannt. Kürzlich tauchte bei einem Auktionator in den USA ein Kontaktlinsenbehälter mit zwei noch unbeschädigten Sklerallinsen auf. Es gelang, das Set für die Sammlung des Instituts zu erwerben.
Bereits bei Inspektion des Linsenbehälters fällt auf, dass es sich um das gleiche Klappetui aus Eisenblech handelt, wie es schon vor dem ersten Weltkrieg für den Zwicker üblich war. Bei einer Gesamtlänge von 12 cm ist es für eine Brille nicht geeignet. Außen ist es mit braunem Kunstleder bezogen, innen mit blauem Filz ausgekleidet. Im Inneren des Etuis befindet sich jeweils rechts und links ein oben offenes Blechschälchen zur Aufnahme der beiden Linsen, dazu ein Fach für den Sauger, der aus späterer Zeit stammen dürfte, sowie ein verschlossenes Glasröhrchen, das noch einen eingetrockneten Rest einer Benetzungsflüssigkeit enthält. Im Labor lässt dieser sich als Kochsalz identifizieren. Es lässt sich folgern, dass der Linsenträger an einem trockenen Auge litt, mit Sicherheit aber seine Linsen beim Einsetzen sorgfältig befeuchten musste.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL November 2023.