Zur Jahrestagung des DKVB in Landshut

Verhütung von Blindheit
Am 9. und 10. März fand in Landshut die Jahrestagung des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit (DKVB) in Verbindung mit der Tagung der Sektion Internationale Ophthalmologie der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft statt. Ein Bericht von Dr. Hannsjürgen Trojan.

Bei der Wahl des Austragungsortes der diesjährigen Jahrestagung des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit (DKVB) hatte der Organisator Prof. Dr. Matthias Sachsenweger, Landshut, mit den Stadtsälen des „Bernlochner“ eine glückliche Hand bewiesen: Die Räumlichkeiten, die Bewirtung und auch die Technik, von einer kleinen Panne abgesehen, ließen keine Wünsche offen. Auch das Städtchen hatte einiges zu bieten: Landshut ist seit 1839 Regierungssitz von Niederbayern, kann auf eine mehr als achthundertjährige Geschichte zurückblicken und war über einen längeren Zeitraum Sitz der Wittelsbacher Herzöge. Davon zeugen stattliche frühgotische Häuserzeilen im Stadtkern, der glücklicherweise im zweiten Weltkrieg keinerlei Schäden erlitten hat. Die Tagungsleitung lag in den Händen von Dr. Raimund Balmes, Ahlen, Vorsitzender des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit.

Sektion Internationale Ophthalmologie

Den Schwerpunkt beim Treffen der Sektion Internationale Ophthalmologie bildete die gemeinsame Aktivität, des Komitees mit der Christoffel Blindenmission bei ihrem Projekt Bossangoa in der Zentralafrikanischen Republik und dem gegenwärtigen Stand: Bedingt durch die ständigen politischen Unruhen und die Zerstörungen ruht das Projekt zurzeit mehr oder weniger. Nach einer Einführung über Land und Leute in Form eines Videobeitrages berichtete Prof. Dr. Guido Kluxen, Wermelskirchen, über seine Kurzzeiteinsätze in der Zentralafrikanischen Republik in den 90er Jahren. Er würdigte hier besonders die Verdienste von Dr. S. Karger, der die letzten Jahre seines Lebens Ehrenmitglied des Komitees war.

Anschließend gab Dr. Andreas Dittrich, Pforzheim, einen Rückblick über die Anfänge der Augenabteilung. Er berichtete von den politischen Schwierigkeiten und erinnerte hierbei auch an die mehrmaligen Unterbrechungen seiner Arbeit und die schwierigen Aktivitäten, die zu seiner Rettung erforderlich waren. So musste einmal sogar eine französische Militärmaschine Dittrich und seine Familie ins Ausland evakuieren.

In einem längeren Beitrag berichtete Dr. K Biskwas, Kalkutta, über seine Eye Camps im Himalaya. Diese Eye Camps wurden regelmäßig vom Deutschen Komitee finanziell unterstützt. Biskwas unternimmt die Reisen in der Regel allein und kämpft sich dabei auf verschlungenen Gebirgspfaden in 4.500 Meter Höhe zu seinen Patienten. Er zeigte hierüber einen eindruckvollen Videobeitrag.

Daran anschließend traf man sich zum Gesellschaftsabend in den „Bernlochner“ Stadtsälen. In äußerst geselliger Umgebung wurde ein hervorragendes Essen serviert, das von der Pharmaindustrie gesponsort wurde. Man hatte diesmal dankenswerter Weise auf ein musikalisches Rahmenprogramm verzichtet, was den fachlichen und freundschaftlichen Gesprächen sehr entgegen kam. Es wurde spät.

Vor gut 80 Teilnehmern begann der Samstag mit der Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden des Komitees Balmes, gefolgt von einem Grußwort des Landshuter Oberbürgermeisters Hans Rampf.

Das Programm des Samstages war unterteilt in die Gruppen Vision 2020, Augenmedizin, Kooperationen und Kurzzeiteinsätze. In jeder dieser Gruppen erhielten die Teilnehmer eindrucksvolle Informationen. Aus der Vielzahl der Beiträge kann nur auf einige näher eingegangen werden.

VISION 2020

Prof. Dr. Volker Klauß, München, brachte einen Überblick über VISION 2020, eine 1999 gegründete Internationale Initiative mit dem Ziel, die weltweite Erblindung bis zum Jahre 2020 auf ein Minimum zu reduzieren. Klauß betonte, dass es sich um ein Programm und nicht um eine neue NGO (Non Government Organisation) handele. In diesem Programm arbeiten zum ersten Mal staatlich und nicht staatliche Organisationen Hand in Hand.

Das Programm hat drei Schwerpunkte:
1. Kontrolle der zur Erblindung führenden Krankheiten
| Katarakt, Trachom
| Onchozerkose, Kinderblindheit
| Refraktionsanomalien, Glaukom
| Diabetische Retinopathie und AMD
2. Entwicklung der Infrastruktur
3. Entwicklung der menschlichen Ressourcen
VISION 2020 kann bisher in seiner relativ kurzen Aktionszeit mit beachtlichen Ergebnissen aufwarten, die einen positiven Ausblick auf die Zukunft gestatten. Zurzeit wird ein Maßnahmenkatalog geschaffen, der eine Zusammenarbeit mit den Deutschen Blindenverbänden zum Inhalt hat. Zu diesen Gruppen gehören BVA, DOG, DKVB, CBM, Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband, Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf, Pro Retina und schließlich das Hilfswerk der Deutschen Lions.

Die Arbeitsgruppen 1 und 2 befassen sich hierbei mit folgend aufgeführten Arbeitsbereichen:
| Erstellung eines nationalen Registers von blinden und sehbehinderten Menschen sowie einer Verbesserung der Präventionsmaßnahmen
| Erarbeitung eines Gesamtkomplexes mit dem Gesundheitsministerium
| Sehhilfen im Leistungskatalog der gesetzlichen KV
| Schwerpunkte der Blindheitsverhütung bei AMD, Glaukom und diabetischer Retinopathie
| Erbliche HH- und NO-Erkrankungen

Die dritte Arbeitsgruppe befasst sich mit der Blindheitsverhütung in der dritten Welt. Dabei werden folgend aufgeführte Maßnahmen genannt:
| Bevölkerungsaufklärung (Armut – Blindheit)
| Einbindung des BMZ (inkl. Budget)
| Aufnahme von Blindheitsverhütung in Millenium Development Goals und Poverty Reduction Strategy Paper
| Einrichtung von Koordinationsstellen
| Förderung von Partnerschaften zwischen Universitäten, Kliniken, Praxen in Deutschland und Übersee
| Koordination von Auslandseinsätzen deutscher Augenärzte
| Förderung von Partnerschaften zwischen Blindenbildungs- und Selbsthilfeeinrichtungen
| Verbesserung augenmedizinischer Infrastruktur
| Betroffene stärken (Blinden- und Sehbehindertenorganisationen)

Kooperationen

J. Burger, München, berichtete anschließend über den Versuch, die Telemedizin an der Universitäts-Augenklinik Nairobi zu etablieren. Historisch gesehen, lag die erste praxisbezogene Anwendung der Telemedizin in der medizinischern Überwachung der Astronauten im All. Diese Technik ist im Laufe weniger Jahre ausgereift und bietet bei richtiger Anwendung ungeahnte Möglichkeiten und beinhaltet eine optimale medizinische Versorgung: Optimale Diagnose – optimale Therapie – optimale Beratung. Das Verfahren bietet den enormen Vorteil, dass man auf weltweite Ressourcen zurückgreifen kann. In Nairobi scheiterte der Versuch der Einführung dieser Technik anfänglich an den lokalen Autoritäten unter dem Motto „Was springt für mich dabei heraus?“ Ein Teilnehmer der Veranstaltung stellte die (unbeantwortet gebliebene) Frage, ob es nicht einfacher sei, die Telefonleitung zu benutzen. Man habe dann zwar keine Echtzeit, aber was spielt dabei eine halbe Stunde für eine Rolle?

Im Rahmen der Kooperationen berichtete Prof. Dr. Matthias Sachsenweger über den Bau der OcuNet-Augenklinik in Chiro, Äthiopien. OcuNet ist die lockere Verbindung von sieben großen Augenpraxen, die sich zum Ziel gesetzt haben, selbst das erforderliche Geld zu sammeln, um in einem Entwicklungsland eine Augenklinik zu bauen. Sie wandten sich an die Christoffel Blindenmission, um deren Fachwissen zu nutzen. Der Grundstein für eine Augenklinik in Chiro ist gelegt. In einem eigenen Journal versucht OcuNet, wie man sieht mit Erfolg, die Patienten für Spenden zu sensibilisieren. Jetzt baut OcuNet in Chiro eine Klinik mit drei Operationssälen und einer Poliklinik. Das Bettenhaus ist für 20 Betten ausgelegt. Besonderer Schwerpunkt ist die Ausbildung von einheimischem Personal.

In kurzen Vorträgen berichteten einige Kollegen über die Ergebnisse ihrer Einsätze in Afrika, Asien und Südamerika. Am Samstagnachmittag fand die Mitgliederversammlung statt.

Neues Projekt

Das Deutsche Komitee zur Verhütung von Blindheit will ein neues Projekt starten, wobei sich Mbeya in der Westregion von Tansania zum Bau einer Augenklinik anbietet. Mitte dieses Jahres wird durch einen deutschen Experten die Evaluierung des Projektes vor Ort stattfinden.

Bild
Prof. Dr. Matthias Sachsenweger, Landshut, Organisator der diesjährigen Veranstaltung.

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