6. Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie

Laserprofile, Refraktive Linsenchirurgie und Binokularprobleme
Bereits zum sechsten Mal trafen sich im November 2006 namhafte Ophthalmochirurgen, Wissenschaftler, Forscher, niedergelassene Kollegen und Assistenzärzte zum Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie im Klinikum der Johann-Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Veranstaltung unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Kohnen bot erneut aktuelle Beiträge, professionelle Wissenschaft, praxisnahe Fallbeispiele sowie rege Diskussionen der Experten mit dem Publikum. Ein zusammenfassender Bericht von Dr. Dörte Schöpfer.

Universitäts-Augenklinik Frankfurt
Abb.: Universitäts-Augenklinik Frankfurt.

Auf dem Programm standen in diesem Jahr allgemeine Themen der Refraktiven Chirurgie wie die Interpretation von Topographie und Aberrometrie des Auges, verschiedene Laserprofile, Eyetracking-Systeme, optische Qualität, verschiedene Implantate zur Korrektur von Refraktionsfehlern und betriebswirtschaftliche Aspekte. Besonderes Augenmerk wurde auf Binokularprobleme vor und nach Refraktiver Chirurgie, Neuheiten der Akkommodationsforschung sowie auf den aktuellen Stand des Femtosekundenlasers und den „LASIK-Tourismus“ gelegt. Einleitende Worte von Prof. Dr. Christian Ohrloff, Direktor der Frankfurter Universitäts-Augenklinik, betonten die aktuellen Entwicklungen in der Ophthalmochirurgie und lobten den Enthusiasmus der Frankfurter Abteilung für Refraktive Chirurgie.

Topographie und Aberrometrie
Zu Beginn der Veranstaltung sprach Prof. Dr. Kohnen über die Grundlagen der Topographie und Aberrometrie des Auges, die Ursachen der iatrogenen Keratektasie sowie die Diagnose, klinische Zeichen und das Screening des Keratokonus und der Pelluziden Marginalen Degeneration (PMD). Hohe Myopie, „Form fruste Keratokonus“, geringe Reststromadicke und multiple Nachbehandlungen wurden als Risikofaktoren für eine Keratektasie nach LASIK hervorgehoben. Keratokonus, PMD und Basalmembrandystrophie sind Kontraindikationen einer LASIK-Behandlung.

Excimer- und Femtosekundenlasertechnologie
Prof. Dr. rer. nat. Holger Lubatschowski, Abteilungsleiter der Abteilung für Lasermedizin und Biophotonik am Laser Zentrum Hannover, stellte die Grundlagen der Excimer- und Femtosekundenlasertechnologie vor. In einer Gegenüberstellung des Excimerlasers mit dem Femtosekundenlaser referierte er über die Abtragungsprinzipien (Excimelaser: Photoablation, Femtosekundenlaser: Photodisruption) und ging besonders auf die Aspekte Pulsdauer, Absorption in biologischem Gewebe, thermische Relaxationszeit
und Eindringtiefe ein. Der Femtosekundenlaser beweist sich derzeit als präzises Schneideinstrument mit einer Technik auf hohem Niveau, dessen Handling jedoch noch als verbesserungsbedürftig gilt. Die all-femto-LASIK wird nach Ansicht des Experten mit Sicherheit kommen.

Priv.-Doz. Dr. rer. medic. Michael Mrochen (IROC Institut Zürich) gab einen anschaulichen Überblick über die klinischen Indikationen und Limitierungen verschiedener Abtragsprofile in der Refraktiven Chirurgie.

Prof. Dr. Thomas Neuhann (München), Prof. Dr. Michael Knorz (Mannheim) und Prof. Dr. Thomas Kohnen berichteten über ihre Erfahrungen mit den wellenfront-gesteuerten, asphärischen undtopographiegestützten Excimerprofi len anhand vieler Vergleiche, Fallbeispiele und Ergebnissen klinischer Studien.
Dipl.-Ing. Jörg Hassel aus München sprach über betriebswirtschaftliche Aspekte des Laserkaufs und Neuigkeiten zur Abrechnung
refraktiv-chirurgischer Eingriffe.

Anhand von 20 fotodokumentierten Fällen berichtete Dr. Evdoxia Terzi, Assistenzärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin
der Frankfurter Universitäts-Augenklinik, eindrucksvoll über den weltweiten „LASIK-Tourismus“. An teilweise infausten postoperativen Beispielen aus dem meist europäischen Ausland wurden operative Vorgehensweisen erläutert und alternative Operationsoptionen vorgestellt und diskutiert.
Die Assistenten der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Kohnen stellten auch dieses Jahr wieder zahlreiche interessante Fälle aus der refraktiven Hornhaut- und Linsenchirurgie vor. Behandlungsoptionen und verschiedene Strategien wurden unter den Referenten
und dem Publikum im Anschluss rege diskutiert und nach den Richtlinien der KRC die eine oder andere Lösung gefunden.

Binokularprobleme nach Refraktiver Chirurgie
Über das Auftreten von Binokularproblemen nach Refraktiver Chirurgie berichtete Prof. Dr. Herbert Kaufmann (geschäftsführender Direktor der Universitäts-Augenklinik Gießen). Die geringe Anzahl der Publikationen in der strabologischen Literatur zu diesem Thema lassen erahnen, dass Binokularprobleme zu den sehr seltenen Komplikationen nach Refraktiver Chirurgie zählen. Hauptursache der Binokularprobleme sei die Aniseikonie, so Prof. Dr. Kaufmann. Er wies darauf hin, dass bei bestehendem Binokularsehen auf „Isometropisierung“ einer lang bestehenden Anisometropie verzichtet werden sollte und empfahl in Zweifelsfällen präoperative Versuche mit Kontaktlinsen. Seines Erachtens ist Isometropisierung einer Anisometropie und Monovision bei falscher Indikation riskant.

Im Themenkomplex Refraktive Linsenchirurgie stellten Prof. Dr. Knorz, Prof. Dr. Kohnen und Prof. Dr. Neuhann jeweils ihre Langzeitergebnisse mit der Iris-gestützten phaken IOL (Verisyse/Artisan), Ergebnisse neuer faltbarer phaker Vorderkammerlinsen (Acrysof/Artifl ex) sowie Langzeitergebnisse der phaken Hinterkammerlinse (STAAR ICL) dar. Weiterhin wurden aktuelle multifokale Intraokularlinsen mit verbesserter Optik durch zum Beispiel asphärische Übergänge zwischen den Zonen oder Apodisierung und die Ergebnisse der europäischen Multicenter Studie zur multifokalen ReSTOR Intraokularlinse von Prof. Dr. Kohnen vorgestellt.

Dr. Martin Baumeister (College of Optometry, University of Houston, Texas, USA) referierte über den aktuellen Stand der Akkommodationsforschung. Dabei stellte er die verschiedenen Theorien hinsichtlich der Akkommodation und Pseudoakkommodation, deren Messmethoden und die Ursachen der Presbyopie dar. Zu seinem Vortrag gehörte unter anderem die Thematisierung der Wiederherstellung der Akkommodation und die derzeitigen experimentellen Untersuchungen an Rhesusaffen zu diesem Thema.

Nach einem gelungenen Kongresstag wurde der 7. Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie für den 1. Dezember 2007 angekündigt.

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