Zerebrale Glaukome – Sonderform von Normaldruckglaukomen?

Vielversprechendes Verfahren zur Differenzierung zwischen NDG und POWG
Zerebrovaskuläre Durchblutungsstörungen und mikroangiopathische Läsionen sind bei Glaukompatienten mit normalen Augendruckwerten auffallend häufiger zu finden. Unklar bleibt, inwieweit eine ischämische Schädigung der intrakraniellen Sehbahn die Ursache für eine sekundäre Degeneration des Nervus opticus mit gleichzeitiger Papillenexkavation sein kann und ob anhand der intrakraniellen Veränderungen der Sehbahn eine Differenzierung der Glaukomformen NDG (Normaldruckglaukom) und POWG (Primäres Offenwinkelglaukom) möglich ist. Mittels Diffusions-Tensor-Bildgebung könnte eine genaue Lokalisation des Ursprungs des Funktionsausfalls entlang der Sehbahn bei den verschiedenen Glaukomformen und somit eine zuverlässige Differenzierung zwischen NDG und POWG möglich werden. Prof. Georg Michelson1,2, Simone Waerntges1, Johannes Schoemann1, Prof. Tobias Engelhorn3, Dr. Manuel A. Schmidt3, Prof. Dr.-Ing. Ahmed El-Rafei4, Prof. Dr.-Ing. Joachim Hornegger4 und Prof. Arnd Doerfler3 (Erlangen) erläutern das Verfahren und stellen erste Ergebnisse vor.

1 Augenklinik am Universitätsklinikum Erlangen
2 Interdisziplinäres Zentrum für augenheilkundliche Präventivmedizin und Imaging, Universität Erlangen-Nürnberg
3 Abteilung für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Erlangen
4 Lehrstuhl für Informatik 5 (Mustererkennung), Universität Erlangen-Nürnberg

Derzeit sind 750.000 Bundesbürger wegen Glaukom in Behandlung, bei etwa zehn Prozent droht die Erblindung. Bei den über 40-Jährigen in Mitteleuropa beträgt die Prävalenz knapp drei Prozent. Der Berufsverband der Augenärzte weist darauf hin, dass die Dunkelziffer in diesem Bereich sehr hoch ist. Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland etwa 1,2 Million Menschen von einem Glaukom betroffen sind. Glaukome sind assoziiert mit Veränderungen der gesamten Sehbahn. In der Netzhaut beziehungsweise Papille kommt es zu einem Verlust an retinalen Ganglienzellen, Astrozyten und Axonen (3. Neuron). Das Corpus geniculatum laterale (4. Neuron) weist eine Atrophie der Neurone in den magno- und parvozellulären Schichten auf. Die Sehstrahlung mit corticopedalen und corticofugalen Axonen des CGL verdünnt sich. Darüber hinaus kommt es zu Veränderung des visuellen Cortex V1 und höherer Zentren. Die häufigste Ursache ist dabei ein erhöhter Augeninnendruck, der zur Ausbildung eines Primären Offenwinkelglaukoms (POWG) führt. Bei rund 30 Prozent der Glaukompatienten liegt der Augeninnendruck immer unter 21 mmHg (Subform NDG; Normaldruckglaukom).

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Oktober 2015.

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