Woche des Sehens 2007

Mit neuem Schwung in die sechste Runde
Bereits zum sechsten Mal findet in diesem Jahr vom 7. bis 15. Oktober die Woche des Sehens statt. Unter dem Motto „Blindheit verstehen, Blindheit verhüten“ wollen die acht Trägerorganisationen durch eine Vielzahl von Aktionen bundesweit auf die Bedeutung von gutem Sehvermögen, auf die Ursachen vermeidbarer Erblindung sowie auf die Situation blinder Menschen in Deutschland und in den so genannten Entwicklungsländern aufmerksam machen. Ein Bericht von Michael Herbst.

Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Augenärzte, Dr. Kraffel, mahnte auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes: Die Augenheilkunde, sie sei über Jahrhunderte hinweg eine preisgünstige Disziplin der Medizin gewesen. Doch das ändere sich: Einerseits deshalb, weil die Menschen immer älter werden und Altersfehlsichtigkeiten entsprechend zunehmen. Andererseits aber auch, weil neue und ungewohnt kostenintensive Diagnose- und Behandlungsmethoden entwickelt werden.

Von der Notwendigkeit, diese Kosten auch zu schultern, muss die Gesellschaft allerdings noch überzeugt werden. Unter das Motto „Den Augen mehr Aufmerksamkeit widmen“ stellt der BVA denn auch seine Aktivitäten im Rahmen der diesjährigen Woche des Sehens. Dem kostenlosen Aktionspaket für Initiatoren lokaler Veranstaltungen liegt erstmals ein eigener Patientenflyer bei, in dem über häufige Augenerkrankungen, Risikovermeidung, Handlungsmöglichkeiten und dergleichen informiert wird. Auf einer CD-Rom findet sich ein Mustervortrag, in dem Prof. Kampik (München) und Prof. Friedburg (Krefeld) über moderne Diagnoseverfahren berichten.

Mindestens 500 Augenmediziner werden besagtes Aktionspaket zum Kampagnenstart geordert haben, hofft Anja Michalek, die zuständige Koordinatorin bei der Woche des Sehens. Von geplanten Live-Operationen an einer Ludwigsburger Klinik weiß sie zum Beispiel zu berichten und sie zählt auf, was sich im Aktionspaket sonst noch findet: Handzettel, deren Rückseite selbstbedruckt werden kann, um auf Aktionen hinzuweisen, die Aktionsbroschüre der Kampagne, Plakate usw. „Kreative Aktionsideen enthält auch unser Leitfaden, der unter http://www.woche-des-sehens.de zu finden ist“, ergänzt Michalek.

Auf besagter Internetseite finden sich von jeher nicht nur aktuelle Informationen, sondern auch Aktionspartner, die sich für gemeinsame lokale Events aus dem Kampagnenetat fördern lassen können. Die acht Partnerorganisationen der Woche des Sehens organisieren auch die bundesweite Medienarbeit, veröffentlichen Pressemeldungen, produzieren Radiobeiträge etc. Anja Michalek: „Die Leute müssen eigentlich nur noch mitmachen, um beinahe alles andere kümmern wir uns.“

1,4 Mio. Kinder sind laut Weltgesundheitsorganisation blind, so Annette Keseberg bei der Christoffel Blindenmission (CBM). Ursache Nr. 1 ist Vitamin-A-Mangel. Also wirbt die CBM _gemeinsam mit weiteren Hilfsorganisationen dafür, jenen Kindern zu helfen, die nicht erblinden müssen. „Wir setzen unseren Erlebnisgang, durch den man blind geht, bei lokalen Aktionen ein“, schildert Keseberg. „Zum Beispiel findet in Frankfurt ein Gottesdienst im Dunklen statt und wir wollen vor allem Kindern zeigen, in welchen Nahrungsmitteln sich Vitamin A verbirgt“.

Nur drei von zehn erwerbsfähigen Blinden haben tatsächlich eine Arbeit. Der wirtschaftliche Aufschwung dieser Tage, er geht an diesen Menschen weitgehend vorbei. Dabei sind sie in vielen Berufen durchaus in der Lage, Leistung zu bringen. Die Blinden- und Sehbehindertenverbände richten sich in ihren Aktivitäten während der Woche des Sehens deshalb vor allem an potentielle Arbeitgeber. Unterstützt von der Bundesagentur für Arbeit werben sie mit großformatigen Anzeigen: „Ihre Einstellung ist gefragt…“ Auf der entsprechenden Internetseite finden sich dann detaillierte Informationen zu Einsatzfeldern, Fördermöglichkeiten etc. „Und es gibt jede Menge gelungene Praxisbeispiele beruflicher Eingliederung Blinder und Sehbehinderter“, ergänzt Volker Lenk, der Pressesprecher der Kampagne.

Petti West, die die lokalen Aktionen zum Thema koordiniert, weiß von geöffneten Türen bei Bildungseinrichtungen für Blinde und Sehbehinderte, von einer Theateraufführung mit Szenenbeschreibungen für Blinde usw. Begeistert ist sie von einer Aktion in Weimar: „Dort werden mit einem siebensitzigen Tretgefährt Stadtführungen gemacht und dabei Informationsmaterial verteilt.“

„Blindheit verhüten, Blindheit verstehen“ lautet wiederum die große Überschrift über all diese Events. Vor allem um Zweiteres zu erreichen, läuft in vielen deutschen Kinos während der Woche ein Filmspot mit dem vielsagenden Titel „60 Se(h)kunden blind“. „Den Zuschauern soll verdeutlicht werden, wie blinde Menschen Kino erleben, wie es ist, blind zu sein“, erklärt Kampagnenkoordinatorin Anja Michalek. Bis zu 725.000 Menschen wollen die Organisatoren auf diese Weise erreichen und mit dem Spot auch auf die Woche des Sehens aufmerksam machen.

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