Wie sinnvoll ist Neuroprotektion?

Die medikamentöse oder chirurgische Senkung des intraokulären Drucks (IOD) ist derzeit die einzige durch wissenschaftliche Studien belegte Therapie beim Glaukom. Dennoch kommt es bei einer Gruppe von Patienten trotz niedriger gut regulierter Druckwerte zu einem Fortschreiten der Gesichtsfeldausfälle. Auch der Umstand, dass etwa 20 Prozent der Glaukompatienten keinen erhöhten Augeninnendruck haben, zeigt, dass neue, über die Drucksenkung hinausgehende Therapiekonzepte in der Glaukomtherapie erforderlich sind. Der Bedarf an neuroprotektiven Substanzen ist somit begründet. Prof. Dr. Dr. Solon Thanos erörtert den möglichen Einsatz von Neuroprotektiva.

Nach der Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors NGF (nerve growth factor) wurde die Bibliographie mit dem Begriff der Neurotrophine beherrscht. Tatsächlich wurden mehrere neurotrophe Substanzen entdeckt, die noch in der Erprobungsphase bis hin zu klinischen Studien (wie das CNTF beispielsweise bei Photorezeptordegeneration) eingesetzt werden. Definitionsgemäß werden Neurotrophine während der Entwicklung des Nervensystems produziert und benötigt, damit ein geordneter Ablauf von Entwicklungs- und Proliferationsvorgängen stattfinden kann.
In den letzten Jahren ist der Begriff der Neuroprotektion primär in Zusammenhang mit dem Glaukom, aber auch mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen der Retina geprägt worden. Neuroprotektion kann allgemein definiert werden als jedes therapeutische Verfahren, dass den Untergang retinaler Ganglienzellen verhindert oder signifikant verzögert. Der wesentliche Unterschied zwischen Neurotrophie und Neuroprotektion lässt sich aus der Etymologie der Begriffe ableiten: Während neurotrophe Faktoren erst nach einer Verletzung oder Schädigung der Nervenzelle trophisch wirksam werden, sollen neuroprotektive Faktoren frühzeitig in das Geschehen der Schädigung eingreifen und schützend auf die Zellen wirken.

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