Vorderabschnittskomplikationen durch Glaskörperersatzmaterialien
Die Vitrektomie, als häufigste chirurgische Technik der Netzhaut- und Glaskörperchirurgie, wurde bezüglich Instrumentation sowie Beleuchtung und Mikroskopie für den verbesserten Einblick in den letzten beiden Jahrzehnten wesentlich verbessert. Auch die Entwicklung und der häufige Gebrauch von Glaskörperersatzmaterialien haben die Netzhautchirurgie sicherer gemacht und die anatomischen und funktionellen Ergebnisse verbessert. Prof. Dr. Peter Wiedemann (Leipzig) beschreibt die Eigenschaften und die klinischen Indikationen der verwendeten Stoffe sowie mögliche Komplikationen am Augenvorderabschnitt.
Die wichtigsten im Glaskörperraum verwendeten Materialien sind Silikonöl, intraokulare Gase und Perfluorcarbonflüssigkeit. Jeder dieser Stoffgruppen hat besondere Eigenschaften, die ihr eine entsprechende Rolle in der Netzhautchirurgie zuweisen.
Silikonöl wird heute hauptsächlich als Tamponade des Glaskörperraums nach einer Vitrektomie benutzt. Es eignet sich für eine Langzeit- und Dauertamponade, um die Netzhaut nach einer komplizierten Netzhautablösung wiederanzulegen, insbesondere bei Situationen, bei denen dauerhafte Appositionskräfte erforderlich sind. Silikonöl tamponiert Netzhautlöcher aufgrund seiner Schwimmfähigkeit (Auftrieb) und seiner hydraulischen raumfüllenden Eigenschaften. Die Anwendung von Silikonöl ist mit Komplikationen vergesellschaftet, so dass immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte. Silikonöl und Silikongummi haben die gleiche chemische Formel, jedoch sind die Polymerketten des Silikonöls kürzer und nicht vernetzt, so dass es flüssig ist. Die für den Chirurgen wichtigen Eigenschaften sind die Dichte, die Oberflächenspannung und die Viskosität. Die Dichte von Silikonöl ist etwas kleiner als 1 g/ml, so dass es in Wasser oder Salzlösung schwimmt. Da Silikonöl mit einer Salzlösung unmischbar ist, entsteht zwischen den beiden Flüssigkeiten eine Oberflächenspannung. Die Oberflächenspannung ist entscheidend für den Tamponadeeffekt des Öls. Die Tamponade des Netzhautforamens erlaubt es, dass die subretinale Flüssigkeit durch das RPE absorbiert wird und es zur Netzhautanlage kommt.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 03/2012.