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Kornealer neuropathischer Schmerz

Kornealer neuropathischer Schmerz (NCP) ist ein immer häufiger auftretendes Problem von Patientinnen und Patienten im klinischen Alltag, welche sich mit ähnlichen Beschwerden wie beim Trockenen Auge präsentieren. NCP zeichnet sich durch eine gestörte Nervenfunktion aus, die zu einer Überempfindlichkeit der Hornhaut führt. Dr. Andreas Guttmann, Dr. Nora Woltsche und Priv.-Doz. Dr. Jutta Horwath-Winter (Graz) zeigen auf, dass diese Sensibilisierung durch verschiedene Faktoren, einschließlich Augenoberflächenerkrankungen oder operative Eingriffe, verursacht werden kann. Diese Erkenntnisse betonen die Notwendigkeit einer differenzierten Herangehensweise in der Diagnostik und Therapie von Patientinnen und Patienten, die über die herkömmliche Behandlung des Trockenen Auges hinausgeht.

In den letzten Jahren hat sich eine neue Perspektive auf die Erkrankung des Trockenen Auges (Dry Eye Disease, DED), entwickelt. Es wurde erkannt, dass einige Patientinnen und Patienten, die mit DED diagnostiziert wurden, möglicherweise nicht wirklich unter dem DED leiden, sondern unter einer Störung des Gleichgewichts des Nervensystems (Belmonte et al. 2017). Diese Störung ist oft das Ergebnis eines Prozesses, der als Sensibilisierung bezeichnet wird. Hierbei reagieren die Nervenenden (Nozizeptoren) in der Hornhaut überempfindlich auf Umweltreize (Galor et al. 2015). Die Sensibilisierung kann durch Nervenschädigung, im Rahmen von entzündlichen Augenoberflächenerkrankungen oder auch bei chirurgischen Eingriffen am Auge, wie refraktiven Operationen, hervorgerufen werden (Belmonte et al. 2015). Dabei sinken die sensorischen Schwellenwerte der Nozizeptoren, wodurch Signalkaskaden vorzeitig ausgelöst und Missempfindungen mit Symptomen, die auch bei DED typisch sind, hervorgerufen werden. Die Zunahme der Nervenaktivität führt zusätzlich zu entzündlichen Vorgängen, was wiederum in einer verstärkten Schmerzsignalisierung resultiert (Dieckmann et al. 2017; Galor et al. 2015).

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