Unterschiede im Beschwerdebild von Patienten mit trockenem Auge
Rheumatische Grunderkrankungen versus Graft-versus-Host-Erkrankung
Am Interdisziplinären Uveitiszentrum der Universitäts-Augenklinik Heidelberg werden seit 2008 Patienten mit trockenem Auge bedingt durch Systemassoziationen – vor allem bei Zustand nach Chemotherapie bei maligner Grunderkrankung, bei Patienten mit rheumatoider Grunderkrankung und Patienten mit chronischer Graft-versus-Host-Disease – betreut. Dr. Eva Jakob, Ines Metzger, Dr. Barbara Lorch, Brigitte Mann, Elisabeth Mertz und Dr. Friederike Mackensen (Heidelberg) fassen Ergebnisse einer retrospektiven Studie zu unterschiedlichen Beschwerden im Krankheitsbild entsprechend der verschiedenen Grunderkrankungen zusammen.
Das trockene Auge ist eine der häufigsten Augenerkrankungen weltweit. Die Prävalenz in der Literatur schwankt. Die Angaben reichen in verschiedenen Arbeiten von 5 bis zu 63 Prozent Betroffener in einer Population. Die Variabilität der Häufigkeitsangaben resultiert auch aus der Vielfalt der Definition. Letztlich liegt dem trockenen Auge eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche zugrunde, die in ihrer Ausprägung und den resultierenden Folgen sehr variabel sein kann. Die Ursachen für ein trockenes Auge können zum einen mechanisch oder infektiös begründet sein, zum Beispiel im Rahmen einer Blepharitis. Zum anderen können auch Umwelteinflüsse wie Ernährung, Klima und Medikamente eine Rolle in der Ätiologie spielen. Ebenso können endogene Ursachen wie zum Beispiel hormonelle Umstellung oder Sys-temerkrankungen ursächlich für ein trockenes Auge sein. Unter den Systemerkrankungen ist wiederum eine ganze Reihe von Erkrankungen zu nennen. Beispiele wären systemische Hauterkrankungen wie das atopische Ekzem oder auch rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis, Lupus erythemathodes oder das Sjögren-Syndrom. Beim Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine Kollagenose, bei der die entzündlichen Prozesse hauptsächlich in den Speichel- und Tränendrüsen lokalisiert sind, was zu einer ausgeprägten Mundtrockenheit und Keratitis sicca führen kann. Eine andere Gruppe von Patienten mit autoimmun bedingt trockenem Auge stellen die Patienten mit chronischer Graft-versus-Host-Erkrankung dar. Hierbei handelt es sich um Patienten, die aufgrund einer hämatologischen Erkrankung eine Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen erhalten haben. Die Graft-versus-Host-Disease (GvHD, wörtlich „Transplantat-gegen-Empfänger-Erkrankung“) stellt eine typische Komplikation einer Knochenmarktransplantation dar, bei der Spender und Empfänger verschiedene Personen sind. Bei der GvHD reagieren Lymphozyten des Spenderorgans mit dem Gewebe des Empfängers. Die Entzündungsprozesse können sich in verschiedenen Organen manifestieren, unter anderem auch in der Tränendrüse, was zur Funktionseinschränkung und trockenem Auge führen kann.
Das trockene Auge ist also ein breitgefächertes Krankheitsbild. Die Beschwerden können von sehr leichter Ausprägung wie gelegentlich müden Augen bis hin zu starker Beeinträchtigung durch Schmerzen und Visusminderung im alltäglichen Leben reichen. Ebenso inhomogen wie das Beschwerdebild, stellt sich auch der klinische Befund dar. Häufig korreliert der klinische Befund nicht gut mit den subjektiven Beschwerden des Patienten.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 01/2012.