Schlaganfallrisiko durch Ranibizumab

Der Antikörper Ranibizumab, als Lucentis zur Behandlung der feuchten Form der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zugelassen, führte in einer Studie zu einem dosisabhängigen Anstieg der Schlaganfallinzidenz, so der Hersteller Genentech in einem Dear Health Care Provider-Brief an amerikanische Augenärzte.

Ranibizumab bindet den Gefäßwachstumsfaktor VEGF und bremst dadurch das Aussprossen neuer Blutgefäße in der Retina, die zur allmählichen Erblindung der Patienten führt. Lucentis kann dies verhindern oder zumindest aufschieben, muss dazu aber monatlich in den Glaskörper injiziert werden. In den USA wurde Lucentis im Juni 2006 zugelassen, die Zulassung für Deutschland erfolgte kürzlich. Den Weg zur Zulassung hatten die MARINA- und die ANCHOR-Studien geebnet, in denen Ranibizumab in den Dosierungen von 0,3 mg und 0,5 mg den Visus der Patienten sogar verbesserte, während es in den Vergleichsgruppen (Verteporfin oder Placebo-Injektionen) zu einer Verschlechterung kam. Um die Sicherheit des Medikamentes auf ein breiteres Fundament zu stellen, begann der Hersteller im November 2005 mit der Safety Assessment of Intravitreal Lucentis for AMD oder SAILOR-Studie, an der in mehr als 100 Zentren 5.000 Patienten teilnehmen sollten.

Nach Auswertung etwa der Hälfte der Patienten wurde jetzt ein erhöhtes Schlaganfallrisiko entdeckt. Unter der 0,5 mg-Dosierung erlitten 1,2 Prozent der Patienten einen Insult, im Vergleich zu 0,3 Prozent unter der 0,3 mg-Dosierung. Patienten mit einem Schlaganfall in der Eigenanamnese scheinen ein besonders hohes Risiko zu haben, heißt es in der Information, die der Hersteller an alle Augenärzte in den USA verschickt. Die Schlaganfälle traten nach durchschnittlich 230 Tagen der Behandlung auf und es bliebe abzuwarten, ob sich die Zahl bis zur endgültigen Auswertung, die für Ende 2007 geplant ist, noch weiter erhöht, so der Hersteller. Viele Augenärzte setzen das vom Wirkungsmechanismus identische Krebsmedikament Bevacizumab (Handelsname Avastin) desselben Herstellers Genentech ein, das zu einem Bruchteil des Preises von Lucentis, zur Verfügung steht. Da der Hersteller für Avastin keine Indikation bei der AMD anstrebt, wird hier eine Unsicherheit bestehen bleiben, ob dieses Präparat ebenfalls das Schlaganfallrisiko erhöht.

http://www.gene.com/gene/products/information/pdf/healthcare-provider-letter.pdf

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