Erstmals positiver Therapieeffekt bei fortgeschrittener trockener AMD

Die so genannte geographische Atrophie als fortgeschrittenes Stadium der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) ist eine häufige Ursache für schweren Sehverlust im Alter. Bislang gab es noch keine wirksame Therapie. Prof. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn, stellte im Rahmen des EURETINA-Kongresses in Hamburg die Ergebnisse der Phase-II-Studie mit dem Antifaktor D-Präparat Lampalizumab vor, mit dem erstmals das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden konnte. Bei der monatlichen intravitrealen Injektion von Lampalizumab wurde ein Effekt bereits nach 6 Monaten gefunden, der über den Studienzeitraum von 18 Monaten anhielt.

Die trockene Spätform der AMD, geographische Atrophie, ist eine Hauptursache für Erblindung nach gesetzlicher Definition. Im höheren Alter ist diese Manifestationsform der AMD häufiger als die sog. feuchte Form, für die es bereits die wirksame anti-VEGF-Therapie gibt. Die betroffenen Netzhautareale mit Atrophie breiten sich bei geographischer Atrophie mit der Zeit kontinuierlich aus einhergehend mit einem korrespondierenden absoluten Sehverlust.

Als wichtige genetische Faktoren bei der multifaktoriellen, komplexen AMD wurde vor wenigen Jahren gezeigt, dass Risikovarianten von Genen des Komplementsystems eine wichtige Rolle spielen. Offensichtlich trägt eine Überaktivierung des Komplementsystems gegen Ablagerung im Bereich der Makula zur Krankheitsentwicklung bei. Lampalizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der einen Schlüsselfaktor des Komplementsystems, Faktor D, hemmt. In der Phase II-Studie (MAHALO) wurden 129 Patienten mit beidseitiger geographischer Atrophie bei AMD untersucht. Voraussetzung war u.a. eine erhöhte Fundusautofluoreszenz in angrenzenden Arealen. In den Studienaugen war keine vorherige intravitreale Therapie oder Netzhautchirurgie erlaubt. Die Teilnehmer der Studie wurden randomisiert 1:2:1:2 zu monatlicher Scheininjektion, monatlich 10 mg Lampalizumab, jeden zweiten Monat Scheininjektion, oder jeden zweiten Monat 10 mg Lampalizumab. Für die Analyse wurden die Arme mit der Scheininjektion gepoolt. Der primäre Endpunkt war die mittlere Änderung der Fläche der geographischen Atrophie zwischen Studienbeginn und Monat 18 gemessen anhand von digitalen Fundusautofluoreszenzaufnahmen mittels konfokalem Scanning-Laser-Ophthalmoskop (Heidelberger Engineering). In dem Arm mit der monatlichen Behandlung fand sich eine 20,4 %ige Reduktion der Progression der geographischen Atrophie gegenüber den scheinbehandelten Augen. Dieser Unterschied wurde bereits nach 6 Monaten beobachtet und war statistisch signifikant. Eine weitere Analyse in einer Untergruppe mit einem positiven Set an Biomarkern zeigte noch eine stärkere Reduktion der Atrophieausdehnung von 44 % in der Gruppe mit monatlicher Lampalizumab-Injektion. Dabei waren 57 % der Studienteilnehmer positiv für diese Biomarker.

Bei den behandelten Patienten wurden keine intraokulare Infektion oder unerwartete schwere Nebenwirkungen beobachtet.
„MAHALO ist die erste Studie überhaupt, die einen positiven Behandlungseffekt mit einem Komplementinhibitor (Lampalizumab) bei geographischer Atrophie im Rahmen der altersabhängigen Makuladegeneration zeigt“, sagt Prof. Dr. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. „Die Studie zeigt auch, dass die fundusautofluoreszenz-basierte Messung der Atrophiegröße mit der Zeit einen sinnvollen anatomischen primären Auswertungsparameter in solchen Studien darstellt“ sagt Priv.-Doz. Dr. Steffen Schmitz-Valckenberg, Oberarzt an der Universitäts Augenklinik Bonn. An der Studie waren USamerikanische und deutsche Zentren beteiligt. Die digitalen Fundus- und SLO-Aufnahmen wurden gemeinsam vom Grade-Reading-Center in Bonn und vom Doheny Reading-Center in Los Angeles ausgewertet.

Frank G. Holz: MAHALO Phase II study: safety, tolerability and activity of lampalizumab (anti-factor D) in patients with geographic atrophy. Präsentation EURETINA Meeting, 28. September 2013 in Hamburg

Quelle:
Universitäts-Augenklinik Bonn
http://www.augenklinik.uni-bonn.de

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