Praxisfall Kontaktlinse

Perilimbale Irritation und Wulstbildung nach Tragen fehlangepasster weicher Kontaktlinsen

Zur Anamnese

Ein 33-jähriger Kontaktlinsenträger kommt zur jährlichen Routinekontrolle zu seiner Augenärztin, er trägt seit über einem Jahrzehnt weiche Linsen eines Standardtyps zum Ausgleich seiner höheren Myopie. Über Beschwerden wird nicht geklagt, das Auge sei nur oft trocken, gegen Abend falle das Linsentragen oft schwer, auch habe er das Gefühl sein Auge sei ständig gerötet beziehungsweise etwas gereizt. Dies sei allerdings erst nach seinem letzten Linsenaustausch zu beobachten.

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Der Befund

Bei der Untersuchung an der Spaltlampe fällt auf, dass die Konjunktiva perilimbal deutlich injiziert ist, wobei die Gefäßerweiterung ausschließlich den vom Linsenrand überdeckten limbalen Teil Bindehaut betrifft. Die Gefäße wirken unter der Linsenkante komprimiert. Nach Entfernen der Linse vom Auge zeigt sich im injizierten Bereich innerhalb weniger Minuten eine deutliche reaktive Anschwellung der Konjunktiva im Sinne einer Wulstbildung (siehe Abb.). Auch jetzt sind das Ödem sowie die Hyperämie nur auf den zuvor von der Linsenhaptik bedeckten Teil begrenzt. Erst nach mehreren Stunden eines tragefreien Intervalls bildet sich das Phänomen zurück.

Die übrigen Befunde am Auge sind unauffällig, eine Untersuchung der Linse ergibt keine Auffälligkeiten am Material. Nach erneutem Einsetzen der Linse zeigt sich, dass die Linsenkante die Konjunktiva im beschrieben Areal deutlich komprimiert und den Sulcus perilimbalis tangiert.

Die Diagnose

Perilimbale Wulstbildung nach Tragen fehlangepasster weicher Kontaktlinsen.

Die Differenzialdiagnose

Toxische Keratopathie, hier wäre allerdings die Rötung der Bindehaut auch über den Linsenrand hinaus erhalten. Weiterhin ist an eine intraokulare Reaktion, zum Beispiel eine Iritis oder Uveitis zu denken, hier wäre jedoch eine livide Färbung und Anschwellung der tiefen konjunktivalen und skleralen Gefäße zu beobachten.

Der Kommentar

Immer wieder werden einmal vom Kontaktlinsenträger Linsen nachbeschafft, die nicht den unter Kontrolle eines erfahrenen Anpassers ermittelten ursprünglichen Daten entsprechen. Dies war, wie ein gezieltes Befragen letztendlich ergab, auch hier der Fall. Der Patient besorgte sich inzwischen preisgünstigere Ersatzlinsen eines anderen Herstellers, deren Durchmesser allerdings um 0.4 mm kleiner beziehungsweise deren Innenkurven um 0.2 mm steiler waren. Hierdurch kam es zur Druckverlagerung und mechanischer Irritation im Sulcus pericornealis mit Kompression der Limbalgefäße.
Diese Reaktion lässt sich durch die hier gezeigte vorübergehende reaktive Schwellung und Wulstbildung nach Entnahme der Linse vom Auge leicht nachweisen.

Die Therapie

Nach Versorgung der Augen mit neuen Kontaktlinsen mit flacherem Radius und größerem Gesamtdurchmesser bildet sich ein solcher Befund meist von alleine zurück.

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