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Kongress ÖOG 2007

Vom 9. bis 12. Juni findet dieses Jahr die 48. Jahrestagung der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) gemeinsam mit der Jubiläumstagung zum 50. Geburtstag der Societas Ophthalmologica Europaea (SOE) und der American Academy of Ophthalmology (AAO) im Austria Center in Wien statt. DER AUGENSPIEGEL sprach mit der ÖOG-Präsidentin Prof. Dr. Susanne Binder über die Herausforderung, einen internationalen Kongress auszurichten, und über die inhaltlichen Schwerpunkte des diesjährigen Programms.

Bild DER AUGENSPIEGEL: Die 48. Jahrestagung der ÖOG findet gemeinsam mit der 50. Jubiläumstagung der SOE in Wien statt. Was bedeutet das für die Ausrichtung des Programms?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Die gemeinsame Tagung von ÖOG und SOE bietet für uns die Gelegenheit, als kleine nationale Gesellschaft an einem großen internationalen Meeting teilzunehmen. Das bedeutet, dass die Stadt Wien Tagungsort eines großen Augenkongresses ist, wobei ein Tag ausschließlich für die ÖOG reserviert ist. Darüber hinaus sind wir Sprecher in viele Symposien als Moderatoren und Chairmen eingebunden. Und wir geben den jungen österreichischen Forschern die Möglichkeit, ihre Arbeiten in Form von Vorträgen oder Postern darzustellen.

DER AUGENSPIEGEL:
Der gemeinsame Kongress von DOG und SOE in Berlin hat 2005 zu einem leichten Besucherrückgang geführt, da viele Niedergelassene das ausschließlich englischsprachige Programm abschreckte. Wie schätzen Sie dies für die anstehende Tagung ein?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Dieses Problem ist mir bekannt. Wir haben uns zu folgender Maßnahme entschieden: Wir unterstützen jeden teilnehmenden Ophthalmologen mit 200 Euro, damit der Kongressbeitrag nicht so hoch ist und um den Besuch attraktiver zu gestalten. Aber wir sehen des weiteren auch eine Chance für Kollegen, sich in dieser Sprache fortzubilden – immerhin ist Englisch die Sprache der Wissenschaft.

DER AUGENSPIEGEL:
Welche inhaltlichen Schwerpunkte bietet die ÖOG zur Tagung? Gibt es besondere Höhepunkte?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Wir haben vier Schwerpunkte zur ÖOG: Glaukom, Hornhaut, Netzhaut sowie Katarakt, die als „state of the art“ in deutscher Sprache für Niedergelassene ausgerichtet werden. Die SOE hat vier Keynote Lectures als Highlight mit Katarakt, praktischer Chirurgie, Netzhaut und Glaukom.

DER AUGENSPIEGEL:
Werden berufspolitische Themen diskutiert? Welche Fragen bewegen die Kollegen aktuell in Österreich?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Uns bewegt noch immer sehr die Frage der ambulanten und stationären Versorgung unserer Patienten, bei der wir eine leistungsgerechte Bezahlung anstreben. Das System in Österreich ist so, dass ambulante Leistungen nicht abgegolten werden, sondern nur stationäre. Und das System versucht, möglichst viele Leistungen in den ambulanten Topf zu stopfen. Wir wollen, dass eine Leistung abgegolten wird, unabhängig davon, ob sie ambulant, tagesstationär oder stationär erbracht wurde – was sich ja aus dem Zustand des Patienten und seiner Co-Morbidität ergibt. Dieses Thema beschäftigt uns sehr.

DER AUGENSPIEGEL:
In Deutschland sind die Ärzte für ihre Interessen auf die Straße gegangen. Ist damit auch in Österreich zu rechnen?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Ich glaube, die Kollegen in Österreich sind weniger kämpferisch, aber auch hier müssen Maßnahmen ergriffen werden. Die Augenheilkunde spielt eine große sozio-ökonomische Rolle als Dienstleistung in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Sie leistet technisch auch sehr viel, so dass anderen sozialen Einrichtungen Dienstleistungen erspart bleiben können. Folglich ist die Augenheilkunde ein expandierendes Fach, in das auch investiert werden muss, denn es wird nicht möglich sein, die Patientenzahlen zu reduzieren. Wir sind noch nicht so weit, auf die Straße zu gehen, aber als gemeinsame Liga von ÖOG und Fachgesellschaften und Universitäten versuchen wir dasselbe zu sagen und unsere Forderungen auch immer gleich zu begründen. Wenn wir es nicht schaffen, Politik- und Finanzverantwortliche für uns zu gewinnen, können wir doch zumindest eine Plattform bilden, um gemeinsame Forderungen zu stellen.

DER AUGENSPIEGEL:
Sie referieren über weibliche Führungsqualität in der Ophthalmologie. Was darf man sich darunter vorstellen?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Zum ersten Mal wird es auf einem europäischen Kongress das Thema weibliche Führungsqualität in der Ophthalmologie geben. Ursprünglich wurde das Thema von den Amerikanern vorgeschlagen. Ich bemühe mich aber seit 1997 darum und habe den „Club 51“ gegründet, um darauf hinzuweisen, dass Frauen weltweit die Mehrheit bilden. Der Club 51 hat sich zur Aufgabe gemacht, Frauen beim Karrieresprung in Toppositionen zu unterstützen. Wir treffen uns etwa alle zwei Monate, machen gutes „net-working“ und sorgen dafür, dass wir in den entsprechenden Gremien vertreten sind. Im Wiener Landessanitätsrat und im Obersten Sanitätsrat liegt der Anteil der Frauen bereits bei 50 Prozent. Trotz aller Bemühungen haben wir es in der Wiener Medizin gerade mal geschafft, den Frauenanteil um drei bis vier Prozent auf 18 Prozent zu erhöhen. In diesem Symposium geht es hauptsächlich um Mentorsship und die Frage, warum Frauen weniger gut in der Chirurgie ausgebildet werden. Da sie seltener Gelegenheit zum operieren erhalten, müssen sich eben Frauen, die in den entsprechenden Positionen sind, für sie einsetzen. Ich habe beispielsweise in meiner Abteilung 60 Prozent Frauen, die alle operieren. Chirurgie bedeutet Geld und Macht in der Medizin und man muss auch Frauen den Zugang dazu ermöglichen.

DER AUGENSPIEGEL:
Gibt es noch ein Thema, das Ihnen als Präsidentin der ÖOG besonders wichtig ist?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Mir ist daran gelegen, jüngere Kollegen besonders zu unterstützen und mich im Rahmen meiner Präsidentschaft darum zu bemühen, dass Ausbildungsstrukturen klarer vorgegeben werden und. Die jungen Kollegen haben eine sehr viel stärkere Konkurrenz als unsere Generation es hatte. Mein Interesse ist es, dieser nächsten Generation den Rücken zu stärken.

DER AUGENSPIEGEL:
Mit wie vielen Teilnehmern rechnen sie?

Prof. Dr. Susanne Binder:
Wir rechnen mit 4.000 Teilnehmern, da wir davon ausgehen, dass Osteuropa stark vertreten sein wird und viele Amerikaner kommen werden, da die AAO mit eingebunden ist.

DER AUGENSPIEGEL:
Frau Professor Binder, wir bedanken uns für das Gespräch.

Das Interview für den Augenspiegel führte Katica Djakovic.
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48. Tagung der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG); Joint Congress with the European Society of Ophthalmology, Wien.
1904 wurde in Wien die Augenärztliche Gesellschaft mit dem Ziel gegründet, wissenschaftliche Sitzungen abzuhalten und die augenärztliche Forschung zu fördern. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums am 22. Juni 1954 wurde beschlossen, eine gesamtösterreichische augenärztliche Gesellschaft zu gründen. Diese sollte die Interessen der österreichischen Augenärzte auch international vertreten können. Die erste Tagung der ÖOG wurde 1955 unter dem Vorsitz von Professor Dr. Arnold Pillat in Wien abgehalten. Im Jahr 2000 wurden zur intensiven Bearbeitung von spezifischen Fachproblemen eigene Kommissionen der ÖOG gegründet, wie zum Beispiel Glaukom, Facharztprüfung, Forschung, Internationale Angelegenheiten, Refraktive Chirurgie und Qualitätssicherung.
http://www.augen.at

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