Kongress DGII 2009
Interview mit Prof. Dr. Ekkehard Fabian
Vom 26. bis 28. Februar tagt in München die Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (DGII). Die jährlichen Kongresse der DGII stellen jeweils zu Beginn des Jahres das erste Forum dar, auf dem wissenschaftlich fundiert die neuesten Forschungsergebnisse und Trends in der Katarakt- und Refraktiven Chirurgie wiedergegeben werden. DER AUGENSPIEGEL sprach mit dem diesjährigen Tagungspräsidenten Prof. Dr. Ekkehard Fabian (Rosenheim) über die 23. Jahrestagung.
DER AUGENSPIEGEL:
Welchen Programmschwerpunkt haben Sie als diesjähriger Tagungspräsident gewählt?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Die sich ständig weiterentwickelnden Techniken und Technologien der Hornhaut- und Linsenchirurgie stehen wie immer im Mittelpunkt. Qualitätsmanagement mit Ergebnisdokumentation, Life-OP-Kurse und das Update der Retinologischen Gesellschaft runden das Programm ab.
DER AUGENSPIEGEL:
Ein Diskussionsthema sind gegenwärtig besonders neue Methoden der Presbyopiekorrektur. Wie ist die aktuelle Situation, welche neuen Lösungen gibt es?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Die Vielzahl der unterschiedlichen Methoden und intraokularen Linsen belegen, dass es einerseits viel Fluss in der Entwicklung gibt, andererseits aber immer noch nicht eine endgültig Erfolg versprechende Methode versprochen werden kann. Die Presbyopiekorrektur ist ein aufwändiges Unterfangen für den aufklärenden Augenarzt. Sie reicht von dem Prinzip der Monovision, über die Multifokale IOL, über Hornhaut-Implantate bis hin zu Femtolaserkorrekturen. Allen gemeinsam ist, die Selektion des richtigen Patienten bleibt weiterhin die „Hauptstraße“ zum Erfolg.
DER AUGENSPIEGEL:
Auf dem Gebiet der Phakoemulsifikation und Kunstlinsenimplantation geht der Trend zur Verkleinerungen der Schnittbreite. Welche Vor- beziehungsweise Nachteilen sehen Sie in den beiden MICS-Techniken der bimanuellen und koaxialen Vorgehensweise?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Die biaxiale Phakoemulsifikation ohne „sleve“ wurde vor etwa acht Jahren vermehrt eingesetzt. Hyperpuls, reduzierte Hitzeentwicklungen und die Erfahrungen aus bimanueller Vitrektomie und I/A waren die Wegbereiter. Nachteilig waren hier die anfangs zu geringen Flussraten sowie die deutlich längere Lernkurve. Vorteile können durch die getrennte Manipulierbarkeit der Zufluss- und der Aspirationsöffnung für eine bessere Vorderkammerstabilität genutzt werden. Die coaxiale Phakoemulsifikation mit „sleeve“ hat zur einer schnelleren Verbreitung der kurzen Lernkurve beigetragen. Wegen der etwas geringeren Effektivität mit den geringeren Lumen und den zumeist noch fehlenden intraokularen Linsen für diese kleineren Zugänge wartet die MICS immer noch auf ihren endgültigen Durchbruch. Wenn wir von der Industrie mehr IOLs für die Implantation durch
< 2,00 mm erhalten werden, wird auch bald der Anteil der MICS weiter steigen.
DER AUGENSPIEGEL:
Neu in das Programm aufgenommen wurden Vorträge zum Thema Qualitätsmanagement und Ergebnisdokumentation. Aus welchem Grund?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Immer mehr wird auch von außen an die wissenschaftlichen Gesellschaften die Forderung herangetragenen, Ergebnisse zu dokumentieren. Von verschiedenen Gruppen wird darüber berichtet, wie solche aufwändigen Daten sinnvoll verwaltet und besonders wie aus kumulierten Daten möglichst vergleichbare Ergebnisse extrahiert und übersichtlich dargestellt werden können. Dabei reicht die Spannweite dieser Datensammlungen von einem einfachen „Kataraktregister“ über die Dokumentation für eine „pay per perfomance procedure“ bis hin zu hochwissenschaftlichen Zulassungsstudien.
DER AUGENSPIEGEL:
Ebenfalls neu im Programm ist ein Symposium der Retinologischen Gesellschaft. Welche Überlegungen standen dabei im Vordergrund?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Um die Kommunikation zwischen den Chirurgen des hinteren und vorderen Augenabschnitts noch mehr zu verbessern, wird die Retinologische Gesellschaft mit einem Update 2009 eine wissenschaftliche Sitzung gestalten. Retinologische Aspekte des Vorderabschnittschirurgen stehen dabei im Vordergrund. Das Ausweiten der Tätigkeit des Vorderabschnittschirurgen nach „hinten“ und das Ausweiten der Tätigkeit des Hinterabschnittschirurgen nach „vorne“ sind dabei die Triebfedern.
DER AUGENSPIEGEL:
Durch die Entwicklung neuer Medikamente ist eine Zunahme von intravitrealen Injektionen festzustellen. Welche Kurse sind hierfür vorgesehen?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian: In 2007 wurde von Prof. Manfred Tetz ein Kurs für intraokulare/periokulare Injektionstechniken eingeführt. Der Zusatz der interventionellen Chirurgie wurde damals in den Titel der DGII mit aufgenommen. In München werden wir einen vierstündigen Kurs für die IVOM-Techniken veranstalten. Diese Kurse sind heute Voraussetzung für die Teilnahme an IVOM-Verträgen. Daneben wird aber auch Prof. Norbert Bornfeld während des RG Update 2009 über neueste Entwicklungen und rechtliche Implikationen zur IVOM berichten.
DER AUGENSPIEGEL:
Gibt es Innovationen im Bereich der Medizintechnik und Diagnostik?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Nicht mehr die eine Innovation, sondern mehr der sich jetzt stabilisierende Einsatz des Femtolasers in der refraktiven und auch der kurativen Hornhautchirurgie stehen im Vordergrund. Die Positionsdiagnostik der intraokularen Linse mittels Purkinje-Reflexbildern vermittelt uns neue Ergebnisse der Folgen der Dezentration und Verkippung. Der EDV-gesteuerte und -überwachende Patientenweg durch den OP, die Verwaltung des Materiallagers, das Management von Bild- und Videoaufnahmen sowie die Dokumentation und das Qualitätsmanagement der OP wird zukünftig Callisto, eingebunden in das Praxiscomputersystem, übernehmen. Lange bestehende, aber bisher getrennt laufende Technologien werden hier zusammengeführt.
DER AUGENSPIEGEL:
Eine Vielzahl von Kursen, Vorträgen und Wet-Labs werden für die Schwestern und das ophthalmologische Assistenzpersonal angeboten. Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Ein Schwergewicht hat dabei der Phakokurs für die Schwestern. Er war ebenso schnell ausgebucht wie der „Nähkurs“ für die Ärzte. Die geschickte Mischung der Vortragsthemen ist wieder einmal Frau Gladisch, leitende OP-Schwester aus Dortmund, gelungen. Der Kurs für Sterilgutassistenten wird auch 2009 zweitägig angeboten. Er hilft das zahlreiche Assistenzpersonal im OP-Bereich den RKI-Richtlinien entsprechend fortzubilden.
DER AUGENSPIEGEL:
Gibt es inhaltliche Highlights oder Programmpunkte, an denen Ihnen besonders gelegen ist?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
In München mit seinen vielen Augen-OP-Zentren hat es sich besonders angeboten, unsere Haupttätigkeit, den operativen Eingriff und sein Ergebnis, herauszustellen. In Life-OP-Kursen in den OP-Zentren werden am Donnerstagvormittag von den lokalen Operateuren verschiedene Eingriffe vorgenommen. Diese werden am Samstag in einer wissenschaftlichen Sitzung zusammen mit den Ergebnissen der Tag-1-Untersuchung dargestellt und diskutiert. Hier werden die Probleme der Life-Chirurgie minimiert und zusätzlich werden noch die frühen Ergebnisse dargestellt.
DER AUGENSPIEGEL:
Welche Auswirkung wird Ihrer Meinung nach die Honorarreform insbesondere für die ambulanten Operateure haben?
Prof. Dr. Ekkehard Fabian:
Die Honorar-„Änderung“ für 2009 wird sich sehr unterschiedlich in der föderal strukturierten, aber trotzdem zentral gelenkten Vergütungssystematik auswirken, die Richtung ist aber überall gewiss: wie bisher, immer weiter nach unten. Um Kosten zu reduzieren, aber auch um Erfahrungen besser austauschen zu können, werden sich sowohl regional als auch überregional immer mehr Augenärzte, ob operierend oder nicht operierend, zusammenschließen. Früher waren es die Gemeinschaftspraxen, die regional eine gute Infrastruktur für ambulante Operationen aufgebaut haben. Größere Verbünde wie Augen Allianz, IVOC, Ocunet und QNB, Krankenhausketten und eventuell auch andere Gruppen werden sich weiter überregional positionieren. Dies ist wichtig, um der Verhandlungsmacht der Krankenkassen, siehe Ausschreibung in Brandenburg, standzuhalten. Es steigert aber auch den Wettbewerb. Dies müssen die Ärzte lernen.
DER AUGENSPIEGEL:
Herr Professor Fabian, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Katica Djakovic.
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