|

Erste Glaukom Live Surgery in Mainz

Etabliertes und Neues in der Glaukomchirurgie
Zur ersten Glaukom Live Surgery an der Universitäts-Augenklinik Mainz fanden sich Ende Oktober namhafte Experten und rund 200 Teilnehmer zusammen. Ziel der Veranstaltung war es, sowohl operativ als auch konservativ tätigen Augenärzten die etablierten wie auch die neuesten Entwicklungen in der Glaukomchirurgie darzustellen. Die Organisatoren um Priv.-Doz. Dr. Hagen Thieme und Prof. Dr. Norbert Pfeiffer hatten die erfahrenen Glaukomoperateure zusammengerufen, um eine alte Tradition für Live Surgery in Mainz wieder aufleben zu lassen. Ein zusammenfassender Bericht von Priv.-Doz. Dr. Hagen Thieme.

Bild

Unter der fachkundigen Moderation von Prof. Dr. Günther Krieglstein, Köln, Prof. Dr. Franz Grehn, Würzburg, und Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Mainz, wurde bei der ersten Glaukom Live Surgery an der Universitäts-Augenklinik Mainz das ganze Spektrum der Glaukomchirurgie präsentiert: von den fistulierenden zu den nicht-fistulierenden, von den unkomplizierten zu den komplizierten Fällen und nicht zu vergessen: das postoperative Komplikationsmanagement. Jeder Fall wurde durch eine kurze Präsentation am Anfang der OP dargestellt (Priv.-Doz. Dr. Sabine Kurz, Mainz), um den Zuschauern einen klinischen Hintergrund (Anamnese, Gesichtsfelder, Papillenfotos, HRT usw.) zu den anschließenden Operationen zu geben. Innerhalb von drei Stunden wurden sehr kompakt insgesamt acht Eingriffe gezeigt.

Den Anfang machte der direkte Vergleich zwischen der bewährten Trabekulektomie (präsentiert von Prof. Grehn) und der Viskokanaloplastik (Prof. Dr. Norbert Körber, Köln). Hier wurden durch die abwechselnde Übertragung aus den beiden Operationssälen die fundamentalen Unterschiede zwischen den beiden OP-Methoden zur guten Darstellung gebracht. Während die Trabekulektomie mit einer durchgreifenden Öffnung fistulierend funktioniert, werden bei der Kanaloplastik die natürlichen Abflusswege aktiviert, im Prinzip als ein nicht fistulierendes Verfahren.

Bild
Abb.1: Eine Optimierung der kombinierten Phako-Trabekulektomie stellt die so genannte MICS-Trab dar, die es ermöglicht eine Kataraktoperation mit einer TE zu kombinieren und gleichzeitig 1,8 mm breite Kataraktschnitte zu realisieren.

Es folgte eine Ahmed Ventil Implantation bei einem elfjährigen Jungen mit kongenitalem Glaukom (Priv.-Doz. Dr. Thieme, Mainz) sowie die kontrollierte Zyklofotokoagulation (Dr. Jochen Wahl, Mainz) und die Fadennachlegung bei Bulbushypotonie bei Zustand nach Trabekulektomie TE (Dr. Wahl). Ein Needling nach Sickerkissenabkapselung wurde ebenfalls demonstriert. Dies war für die Zuschauer von besonderem Interesse, da die Trabekulektomie nach wie vor den Standard in der Glaukomchirurgie darstellt und damit das Komplikationsmanagement dieses Eingriffes in praxi einen größeren Raum einnimmt.

Prof. Dr. Thomas Neuhann (München) brachte eine Trabekulotomie bei einer erwachsenen Patientin zur guten Darstellung. Das sich daran anschließende Interview mit ihm und Prof. Pfeiffer darf sicher als eines der „Highlights“ der Veranstaltung betrachtet werden. Es prallten hier freundlich bestimmt die Verfechter der Trabekulotomie (Prof. Neuhann) und der Trabekulektomie (Prof. Pfeiffer) mit viel Humor aufeinander. Abgerundet wurde das Live Programm durch eine kombinierte Trabekulektomie/minimal-invasive Kataraktoperation (MICS) voroperiert durch Priv.-Doz. Dr. Thieme.

Bild
Abb. 2: Mit der Glaukom Live Surgery Mainz ist den Organisatoren Prof. Dr. Pfeiffer (re.) und Priv.-Doz. Dr. Thieme eine erfolgreiche Veranstaltung gelungen. Eine Wiederholung in zwei Jahren (Herbst 2010) ist fest eingeplant.

Durch die Übertragungstechnik (mit hoch auflösendem Beamer) war die direkte Kommunikation zwischen Operateuren und Plenum möglich, so dass intraoperativ schon viele Fragen beantwortet werden konnten. Kurze Interviews am Ende jeder Prozedur dienten noch einmal der Erläuterung des Gezeigten. Auch hier wurden die Moderatoren aus dem Hörsaal und das Publikum direkt dazugeschaltet. Es wurden auch der bei der Viskokanaloplastik benutzte spezielle Mikrokatheder, das Zyklofotokoagulationsgerät oder Phakogeräte dargestellt und näher erklärt.

Nach einer Mittagspause wurden in einem Vortragsteil noch einmal spezielle Fragen in Bezug auf die Eingriffe diskutiert. So zum Beispiel die Dreijahresergebnisse der Viskokanaloplastik (Prof. Körber) oder das Fadenmanagement nach Trabekulektomie (Priv.-Doz. Dr. Klink, Würzburg). Die Viskokanaloplastik ist demnach in der Hand eines erfahrenen Chirurgen eine sichere und effektive Methode zur Augeninnendrucksenkung, wobei eine randomisiert, prospektive Studie notwendig ist, die Trabekulektomie gegen das neue Verfahren zu vergleichen. _Diese Studie ist in der Planung an der Universitäts-Augenklinik Köln. Das Fadenmanagemant beinhaltet sowohl die mäanderförmig Naht zum Wundverschluss bei fornixbasaler Trabekulektomie wie auch die Suturolyse zur schrittweisen Drucksenkung postoperativ.

Bild
Abb. 3: Kameras und OP-Mikroskop, Übertragungskabel und Mikrofone. Ein nicht alltäglicher Anblick im Augen-OP der Universitätsklinik Mainz. Beachtenswert war der absolut reibungslose Ablauf der Übertragungstechnik. Die Operationen liefen auf gewohnt hohem Niveau.

Weitere Themen vertieften die Aspekte der Abkapselungsproblematik nach Ahmed Ventil Implantation (Dr. Choritz, Mainz) oder die Ergebnisse dieser Operation bei Kindern (Dr. Schulze, Mainz). Prof. Dr. Krieglstein stellte mit seinem Abschlussvortrag „Trabekulektomie – die langlebige Referenzoperationstechnik“ noch einmal den goldenen Standard der Glaukomchirurgie dar, der jedoch, wie er sagte, überdacht werden muss, sollten sich bessere Methoden etablieren.

Fazit

Alles in allem nahmen fast 200 Augenärzte, die aus ganz Deutschland zu dieser Veranstaltung nach Mainz gekommen waren, an der Live Surgery teil. Die Resonanz war durchweg positiv und der gute Zuspruch während und am Ende der Veranstaltung hat die Organisatoren dazu bewogen, ein Glaukom Live Surgery in Mainz nunmehr alle zwei Jahre anzubieten. Die Veranstaltung wurde von den Firmen AMO (Hauptsponsor) und Bausch & Lomb großzügig unterstützt.

Die Organisatoren bedanken sich auf diesem Wege noch einmal bei allen teilnehmenden Operateuren, Vortragenden, Teilnehmern sowie den vielen helfenden Händen und den Sponsoren für diese gelungene Veranstaltung.

Es ist geplant, von der Veranstaltung eine DVD zu erstellen, da die Operationen praktisch den gegenwärtigen „state of the art“ in der Glaukomchirurgie abbilden. Anfragen zur Glaukom Live Surgery DVD ab Januar 2009 unter: .(Javascript muss aktiviert sein, um diese Mail-Adresse zu sehen)

Ähnliche Beiträge