Kinderchirurgie in Uganda

Vor 100 Jahren wurde die Christoffel Blindenmission (CBM) von Pastor Ernst Jakob Christoffel gegründet – ein Jubiläum, das in diesem Jahr von der CBM mit vielen Aktivitäten gefeiert wird. So berichten unter anderem deutsche Augenärzte in einhundert deutschen Städten über ihre Projekte in Entwicklungsländern. Dr. Irmela Erdmann arbeitet seit zehn Jahren in Uganda und sprach Ende Mai in Kassel über ihre Tätigkeit und ihre Erfahrungen. Ein Beitrag von Dr. Hannsjürgen Trojan.

Die Hamburgerin Dr. Irmela Erdmann reiste vor zehn Jahren nach mehrjähriger Oberarzttätigkeit an einer renommierten Hamburger Augenklinik mit einem CBM-Vertrag nach Uganda, wo sie bis heute tätig ist: Sie arbeitete zunächst am Ruharo-Augenhospital in Mbarara/Uganda mit einem Einzugsgebiet im Südwesten des Landes von etwa 2,1 Millionen Menschen. Seit Ende 2005 ist sie am „Mengo Hospital“ in der Hauptstadt Kampala im Einsatz.

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Uganda erstreckt sich über eine Fläche von 240.000 Quadratkilometer und ist somit knapp so groß wie Deutschland, zählt aber nur 30 Millionen Einwohner. Charakteristisch ist die für Entwicklungsländer typische Bevölkerungspyramide, das heißt die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Diese Tatsache hat besonders für die Operationstechniken einen entscheidenden Stellenwert. Die Kinderchirurgie ist Dr. Erdmann bevorzugtes Arbeitsgebiet geworden und sie unterrichtet die einheimischen Kollegen in diesem Spezialgebiet. Mittlerweile werden selbst aus dem benachbarten Rwanda die Kinder zur Operation nach Uganda geschickt.

Aber auch andere Zahlenvergleiche lassen die Versorgungsprobleme in Uganda deutlich werden. In Uganda arbeiten 40 Augen_ärzte. In Deutschland hingegen sind es 6.000. Die Operationszahlen liegen deutlich niedriger: In Uganda werden jährlich knapp 10.000 Augenoperationen durchgeführt. In Deutschland hingegen eine halbe Million. Bei den Augenoptikern wird das Missverhältnis_ noch deutlicher: Es gibt nur 10 im ganzen Land. In Deutschland hingegen sind es über 10.000.

Da es sich nicht viele Patienten leisten können, oft mehrere hundert Kilometer in die nächste Augenklinik zu fahren, kommen die Ärzte den Patienten in Form von Augensafaris entgegen. Hierbei fährt ein Team in die Dörfer, wo die Patienten besonders im Hinblick auf eine Operation untersucht werden. Die zu operierenden Patienten werden, wenn irgendwie möglich, sofort in die Klinik mitgenommen. Entzündungen der Augen werden vor Ort behandelt.

Bei der Herstellung notwendiger Augenmedikamente haben die Ugander selbst die Initiative ergriffen. Der Import ausländischer Produkte übersteigt ihre finanziellen Möglichkeiten bei weitem. Also stellt man die Tropfen selbst her. Man braucht dann nur die Grundstoffe zu importieren. Jährlich werden in den drei größten Augenkrankenhäusern über 100.000 Einheiten produziert. Schließlich lassen sich aus einem Kilogramm Substanz eine beträchtliche Menge Augentropfen herstellen. Die Fläschchen werden wieder aufgearbeitet, desinfiziert und neu gefüllt.

Es gibt aber noch ganz andere Probleme, mit denen wir uns in Europa nicht befassen müssen, da sie zu fern liegen. Frau Erdmann erwähnte in diesem Zusammenhang beispielsweise die teils erheblichen Stromschwankungen im öffentlichen Stromnetz: Schwankungen zwischen 250 und ein Volt lassen jedes moderne elektronische Gerät scheitern.

Dr. Irmela Erdmann ist mit ihrem Leben, ihrer Arbeit und mit ihren Erfolgen hoch zufrieden und hat ihren Schritt, in Afrika zu arbeiten, nie bereut. „Es ist überwältigend, wenn ein Mensch nach Jahren der Blindheit sein Augenlicht wiedererhält, beim Verlassen der Klinik seinen Blindenstock zerbricht und sich voll neuen Lebensmutes auf den Heimweg begibt!“, fasst sie zusammen.

Ihren äußerst informativen Vortrag hielt Dr. Irmela Erdmann vor gut 50 Teilnehmern, wobei sie viele Probleme aus Zeitgründen nur streifen konnte. Man hätte ihr gern noch länger zugehört.

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