Innovatives Implantationssystem bei Augenhöhlenfrakturen
Bisher werden Frakturen des Orbitabodens über einen komplikationsbehafteten Unterlidzugang behandelt. Ein neuartiges Implantationsverfahren ermöglicht einen minimalinvasiven Zugang zur Fraktur über den Nasengang und die Kieferhöhle. Dr. Moritz Burger entwickelte im Rahmen seiner Promotion am Labor für Medizinprodukte, einem Mitgliedslabor des Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE), das Implantationssystem inklusive Implantat.
Prof. Thomas Kühnel vom Universitätsklinikum Regensburg entwickelte bereits vor einigen Jahren eine minimalinvasive Behandlungsmethode. Dabei erfolgt der Eingriff über die Nase und die Kieferhöhle, die unter dem Augenhöhlenboden liegt. Ein passendes Implantat und Implantationssystem fehlten jedoch bisher. Dieses entwickelte Dr. Moritz Burger im Rahmen eines von der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Projektes. Eine wichtige Voraussetzung: Das Implantat muss durch eine zirka zwölf Millimeter große Öffnung eingeführt werden und sich dann an die Bruchstelle anpassen. Gemeinsam mit dem Industriepartner Gerresheimer Regensburg GmbH in Wackersdorf fertigte Burger einen serientauglichen Prototyp. Bei diesem ist das Implantat zunächst aufgerollt und auf der Spitze des Implantationssystems platziert. Durch einen Betätigungshebel für den Chirurg wird das Implantat durch die Mechanik in der Spitze des Implantationssystems entfaltet, spreizt sich in die Kieferhöhle und drückt den Bruch zurück in die Ausgangsform. Bei Bedarf kann das Implantat millimetergenau modelliert werden. Für seine Doktorarbeit erhielt Burger den BioPark Innovationspreis 2024.
Rund 1.500 Brüche des Augenhöhlenbodens werden jährlich in Deutschland auf die herkömmliche, komplikationsbehafte Weise operiert. Bis das neue Implantationssystem zum Einsatz kommen könnte, dauert es allerdings noch. Prof. Dr.-Ing. Thomas Schratzenstaller leitet das Labor für Medizinprodukte und war der Doktorvater von Burger. „Gerne würden wir das neue Implantationssystem gemeinsam mit Industriepartnern auf den Markt bringen und somit die bisherige Methode ablösen. Eine Zulassung kann jedoch bis zu fünf Jahre dauern.“ Bereits zu Beginn der Doktorarbeit haben Burger, Schratzenstaller und Kühnel ein Patent für ihre gemeinsame Arbeit angemeldet.
Quelle: Universitätsklinikum Regensburg