Amnionmembran-Transplantation am Universitätsklinikum Essen
Bis zu 300 Patienten mit Defekten an der Hornhaut wird am Universitätsklinikum Essen pro Jahr mit Hilfe der sogenannten Amnionmembran-Transplantation geholfen. Bei der Amnionmembran handelt es sich um einen Hornhautersatz, der aus der Plazenta gewonnen wird. Viele Mütter erklären sich sehr gerne bereit – nach Information über den großen Nutzen – die nach der Geburt nicht mehr benötigte Eihaut für die betroffen Menschen zur Verfügung zu stellen, teilt das Universitätsklinikum Essen mit.
Die Amnionmembran (AM), als innerste Schicht der Plazenta auch bekannt als Eihaut, wird zur Rekonstruktion bei verschiedenen Erkrankungen der Augenoberfläche eingesetzt. In Frage kommt die Amnionmembran-Transplantation (AMT) unter anderem bei Patienten mit Hornhautgeschwüren, Bindehautvernarbungen im Rahmen von Schleimhauterkrankungen, aber auch im Falle akuter Verbrennungen und Verätzungen der Augenoberfläche. Die Einsatzmöglichkeiten werden basierend auf neuesten Forschungsergebnissen stetig ausgeweitet: „Augenärzten steht damit ein besonders vielseitiges Instrument zur Verfügung, um erfolgreich Herausforderungen der Erkrankungen der Augenoberfläche zu begegnen“, so Prof. Dr. Daniel Meller, Leitender Oberarzt, Ärztlicher Leiter der Hornhautbank Essen und zugleich Leiter des Hornhautlabors am Zentrum für Augenheilkunde der Klinik für Erkrankungen des vorderen Augenabschnittes am Universitätsklinikum Essen. Als neueste Entwicklung gilt der Einsatz der AM als Biomatrix zur Behandlung schwerer Stammzellinsuffizienzen der Augenoberfläche unter Einsatz des sogenannten Tissue Engineering.
In Deutschland wurden 2008 insgesamt rund 2.300 Amnionmembran-Transplantationen durchgeführt, knapp 300 Fälle pro Jahr werden in Essen behandelt, was das Universitätsklinikum nach eigenen Angaben zu einer der aktivsten Einrichtungen in diesem Bereich in Deutschland macht.
Bei der Amnionmembran handelt es sich um eine ca. 0,02 mm bis 0,5 mm dünne mehrschichtige Membran. Ihre wundheilungsfördernde Wirkung ist zum einen auf die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren zurückzuführen. Darüber hinaus wirkt die Membran, aufgebracht auf die Augenoberfläche, ähnlich wie ein Verband. „Dies kann dazu beitragen, dass größere Operationen vermieden oder auf einen späteren Zeitpunkt nach Abklingen einer akuten Entzündung verschoben werden können. Ein Umstand, welcher die Prognose in Bezug auf den weiteren Heilungsverlauf positiv beeinflussen kann“, erläutert Prof. Dr. Daniel Meller. Die Amnionmembran wird nach Ausschluss von serologisch nachweisbaren Infektionserregern wie HIV oder Hepatitis unter sterilen Bedingungen im Rahmen eines Kaiserschnitts gewonnen, steril verpackt und zeitnah präpariert.
„Bei den Spenderinnen handelt es sich um Frauen, die ihr Kind durch einen Kaiserschnitt bekommen haben und zuvor nach einer Aufklärung der Eihautspende zugestimmt haben“, so Prof. Dr. Rainer Kimmig, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Essen. Benötigt werden rund 15 Spenden pro Jahr, da aus der gespendeten Plazenta etwa 30 Amnionmembranen portioniert werden können. Prof. Dr. Rainer Kimmig: „Die Spendebereitschaft unserer Kaiserschnitt-Patientinnen ist erfreulicherweise sehr groß. Viele Mütter erklären sich sehr gerne bereit, nach Information über den großen Nutzen die nach der Geburt nicht mehr benötigte Eihaut für die betroffen Menschen zur Verfügung zu stellen.“
Gelagert werden die Präparate dann bei minus 80 °C kryokonserviert in der Hornhaut-Bank am Universitätsklinikum Essen und stehen Patienten bei Bedarf zur Verfügung. „Die Anforderungen an eine Gewebebank dieser Art sind hoch, denn diese muss über eine Organisationsstruktur verfügen, die für die Gewinnung und Verarbeitung von kryokonservierter humaner Amnionmembran aus Spenderplazenta geeignet ist“, erklärt Prof. Dr. Daniel Meller.
Quelle:
Universitätsklinikum Essen