Einsatz von Anti-VEGF bei der akuten Frühgeborenenretinopathie

Bei aggressiven posterioren Formen der akuten Frühgeborenenretinopathie (RPM) könnte die Anti-VEGF-Therapie eine Alternative sein. Im Rahmen von multizentrischen Studien und in individuellen Therapieversuchen wird derzeit sowohl die alleinige Injektion von Bevacizumab als Monotherapie als auch die Kombination mit konventioneller Lasertherapie untersucht. Der folgende Beitrag stellt die kürzlich publizierten Ergebnisse der randomisierten multizentrischen Studie BEAT-ROP vor und berichtet über die Anwendungsbeobachtungen an der Gießener Universitäts-Augenklinik durch die Arbeitsgruppe Prof. Dr. Birgit Lorenz1, Ramona Neutzner1, Dr. Monika Andrassi-Darida1, Dr. Yaroslava Wenner1, Dr. Mechthild Hubert2, Prof. Dr. Reinald Repp3 und Dr. Melanie Jäger1.
1Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen, Universitätsklinikum Gießen und Marburg UKGM Standort Gießen, 2DRK Kinderklinik Siegen, 3Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Klinikum Fulda

Die akute Frühgeborenenretinopathie (RPM) bei Hochrisiko-frühgeborenen wird, in Abweichung von den Behandlungs-empfehlungen des International Committee for the Classification of ROP ICROP, seit 2003 in zwei Typen eingeteilt (Tabelle 1). In Deutschland erfolgt die Behandlung entsprechend den 2008 publizierten Leitlinien der augenärztlichen Untersuchung von Frühgeborenen bei Lokalisation in Zone I und bei akuter posteriorer akuter RPM analog den ETROP-Empfehlungen, in Zone II dagegen nur bei Stadium 3+ (Jandeck et al 2008; Lorenz 2008). Die Behandlungskriterien wurden vor allem wegen der immer noch eingeschränkten Visusprognose insbesondere bei zentralen Formen der RPM modifiziert.

Die zunehmend differenziertere Klassifikation mit dem Zeichen der Plus-Disease ist ohne objektive Dokumentation schwierig. Mit einer digitalen Weitwinkelkamera (RetCam 120, RetCam II oder III) können die Fundusveränderungen objektiv mit großer Sicherheit und Genauigkeit erfasst werden (Lorenz et al. 2009). Für die Evaluation innovativer Therapien wie beispielsweise dem Einsatz von Wachstumsfaktorhemmstoffen ist eine Fotodokumentation unerlässlich. Die Fluoreszeinangiographie kann darüber hinaus wichtige Zusatzinformationen über die Gefäßentwicklung und die Aktivität der RPM geben. Eine Sonderform der akuten RPM ist die aggressive posteriore Retinopathia praematurorum (APROP) bei besonders unreifen Kindern. Hier ist die Prognose der Lasertherapie nach wie vor nicht zufrieden stellend. Ebenso hat auch die RPM Stadium 3+ in Zone I und posteriorer Zone II eine deutlich schlechtere Prognose als ein Stadium 3+ in anteriorer Zone II, bei dem die transpupilläre Laserkoagulation in mindestens 95 Prozent effektiv ist. Bei Zone-I-Erkrankung werden Rezidive in bis zu 50 Prozent und bei posteriorer Zone-II-Erkrankung in bis zu 20 Prozent beobachtet, die eine nochmalige Lasertherapie oder sogar eine Vitrektomie erfordern, wobei trotz allem nicht in allen Fällen ein ungünstiger Ausgang zu verhindern ist.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 05/2011.

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