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DOG: Zum 106. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft

Forschen, fördern, fordern
Das Thema des diesjährigen DOG-Kongresses lautete „Perspektiven der Augenheilkunde – Innovationen für mehr Lebensqualität“ und in der Tat wurden vielfältige Perspektiven aufgegriffen und diskutiert: Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs durch mögliche Karriereaussichten in der Hochschulmedizin, für weibliche Lebensentwürfe durch die Vereinbarkeit von Forschung und Familie, für Patienten durch die Verbesserung von Lebensqualität bei bestehender Erkrankung sowie Perspektiven durch die vielfältigen Entwicklungen und Fortschritte in Diagnostik und Therapie. Deutlich gemacht wurde aber auch: Es bedarf einer verstärkten Forschungsförderung, der Forderung nach zusätzlichen Mitteln für die Augenheilkunde und der Einbindung des Patienten, der in seiner Eigenverantwortlichkeit gefordert ist. Überraschend neu: die DOG regte nicht nur zur Diskussion an, sondern wartete mit vielen ersten Umsetzungsschritten auf. Ein Bericht von Ulrike Lüdtke.

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Prof. Dr. Frank G. Holz eröffnete den 106. Kongress der DOG, zu dem rund 4.650 Teilnehmer aus 54 Ländern anreisten.

Er sei „einer der wenigen Menschen, die im Gewühl der auftreibenden Praxis noch große Ideen verfolgen könne“, habe Herrmann von Helmholz einst über den Gründungsvater der DOG Albrecht von Graefe gesagt, erinnerte der diesjährige DOG-Präsident Prof. Dr. Frank G. Holz zur Eröffnung des Kongresses. Und betonte: Angesichts eines rasanten Wandels im Gesundheitswesen mit vielfältigen Herausforderungen für die Augenärzte seien Ideen heute gefragter denn je.

Dass den Ideen auch die konsequente Umsetzung folgen muss, stellte Holz zugleich anhand eines konkreten Maßnahmenbündels unter Beweis. So habe die DOG eine „Roadmap“ erarbeitet, in der zukünftige Ziele und anstehende Aufgaben formuliert seien, über die die Zukunft der Ophthalmologie aktiv mitgestaltet werden soll, erläuterte der Präsident die Publikation, in der die zukünftigen Aktivitäten der DOG insbesondere zur Förderung der Forschung, des Nachwuchses sowie der Aus- und Weiterbildung zusammengefasst sind. Insbesondere in Zeiten zunehmender Ökonomisierung im Gesundheitswesen seien unternehmerisches Denken und unkonventionelle Konzepte gefragt. Die Zukunftsfähigkeit hänge entscheidend von einem gut qualifizierten Nachwuchs ab, um den der Wettbewerb in vollem Gange sei. Ärzte gingen ins Ausland oder in die Industrie, da eine inadäquate Vergütung, die zunehmende Bürokratisierung und Arbeitsverdichtung für unbefriedigende Arbeitsbedingungen sorgen. Ein besorgniserregender Trend, dem entgegen gearbeitet werden müsse: durch die politische Forderung nach sinnvollen Besoldungsstrukturen, aber auch durch die Gestaltung bessere Rahmenbedingungen für den medizinischen Nachwuchs in den Kliniken, beispielsweise angesichts des hohen weiblichen Anteils vor allem hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Auch das Thema augenärztlicher Nachwuchs habe für ihn Priorität, betonte Holz und wies auf ein weiteres neues Angebot hin: Speziell für Medizinstudenten und angehende Augenärzte wurde eine internetbasierte Kommunikationsplattform (http://www.a-wie-augenarzt.de) errichtet, die neben einem Informationsangebot vor allem den Austausch fördern will.

Die Zukunft des Faches hängt vom Nachwuchs und der Forschungsarbeit ab, mahnte der DOG-Präsident. Zwar besitze die ophthalmologische Forschung ein großes Potential, wie die vielfältigen Erfolge der letzten Jahre zeigten, dennoch stünde die Augenheilkunde auch hier vor großen Herausforderungen. Eine Bestandsaufnahme zur gegenwärtigen Situation biete das „Weißbuch der ophthalmologischen Forschung in Deutschland“, das die DOG zum diesjährigen Kongress herausgegeben habe, und an dem auch die zukünftigen Maßnahmen der DOG zur Förderung der Forschung und des Nachwuchses ausgerichtet seien. So sei ein maßgeblichen Beitrag der DOG, im wahrsten Sinne zur Forschung „anzustiften“ die neu gegründete „Stiftung Auge“, die – ausgestattet mit einem Grundkapital seitens der DOG – zukünftig eine gezielte Forschungsförderung, die Aufklärung und Ausbildung von Augenärzten unterstützen und perspektivisch die Einrichtung von Stiftungsprofessuren ermöglichen soll.

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Die gemeinnützige „Stiftung Auge“ der DOG hat zum diesjährigen Kongress in Berlin offiziell ihre Tätigkeit aufgenommen: Prof. N. Pfeiffer, Prof. A. Kampik, Prof. F. Holz, Prof. G. Duncker und Prof. J. Kammann (v.l.n.r.).

Berufspolitische Diskussion

Folgerichtig stand die Forschung auch im Mittelpunkt des berufspolitischen Gesprächs, das zur Frage „Wie bleiben Karrierewege in der Hochschulmedizin attraktiv?“ insbesondere die Aspekte Forschungsförderung als auch Vereinbarkeit von Beruf und Familie aufgriff. Dass die Situation für eine forschende Ophthalmologin und zweifache Mutter durchaus bewältigbar ist, vertrat Prof. Dr. Gabriele Thumann, Universitäts-Augenklinik Aachen, und ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, welcher grundlegenden Bedingungen es hierfür bedarf: gute Bezahlung, die eine ganztägige Kinderbetreuung erlaubt, sowie eine starke Unterstützung vom Chef. Wie eine solche Unterstützung beschaffen sein kann, machte Prof. Dr. Anselm Kampik, Generalsekretär der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik München, beispielhaft deutlich: In seinem Team gäbe es sehr viele Frauen, von denen zum Teil neun bis zehn gleichzeitig im Mutterschaftsurlaub gewesen seien, bestätigte Kampik. Dies erfordere neue Konzepte zur Strukturierung und Organisation der Arbeit im Klinikalltag, wie beispielsweise neben Vollzeitstellen auch entsprechende Teilzeitstellen einzurichten. Hier seien neue Regelungen für Arbeitszeitkonzepte erforderlich. Der Frage, ob hier die Politik gefordert sei, erteilte Dr. Konrad Schily, FDP-Mitglied im Bundesgesundheitsausschuss, eine klare Absage und forderte die Hochschulen auf, sich stattdessen auf ihre Selbstständigkeit zu besinnen und selber nach tauglichen Einzelfalllösungen zu suchen, anstatt von der Politik weitere Regulierungen zu wollen.

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Die Zukunft der wissenschaftlichen Augenheilkunde war Diskussionsthema des berufspolitischen Gesprächs, das auch in diesem Jahr von der ZDF-Moderatorin Gundula Gause geleitet wurde.

Dass es auch seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nur wenig Perspektiven für den weiblichen Forschungsnachwuchs gibt, machte der Beitrag von Prof. Dr. Martin Zeitz, Sprecher des Fachkollegiums Medizin der DFG deutlich: Die Finanzierung erfolge über die DRGs und sei erlösorientiert budgetiert. Man habe wenig Spielraum für Förderprogramme. Immerhin biete sich im Rahmen der Sonderforschungsprogramme seit einigen Jahren die Möglichkeit, Geld für Kinderbetreuungen zu beantragen. Auch Zeitz musste eine bescheidene Bilanz ziehen: Im Bereich der Nachwuchsgruppen „sind Frauen stark vertreten, aber in den höheren Ebenen selten anzutreffen“.

Welche politischen Forderungen sich aus der gegenwärtigen Situation ergäben, erläuterte DOG-Präsident und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn, Prof. Dr. Frank G. Holz: Grundsätzlich seien die Bedingungen für das Fach gut: Die Augenheilkunde rangiere immer noch unter den ersten drei beliebtesten Fächern, die Versorgungsleistung sei gut und man sei im Wettbewerb gut aufgestellt, resümierte Holz. Nicht akzeptabel hingegen sei der unterschiedliche Umgang der Bundesländer in der Einordnung der Forschungszeit, die nicht grundsätzlich innerhalb der Facharztausbildung anerkannt werde. Eine Forschungsphase gehöre zu einer abgerundeten Klinikzeit und sei keine Auszeit. Entsprechend müssten die Ärztekammern die Facharztzeit vereinheitlichen. Es bedürfe anderer, neuer Forschungsmodelle, bestätigte auch DFG-Sprecher Zeitz, nur Ganztagsforschung oder nur Ganztagskliniker, dies sei so heute nicht mehr möglich.

Viel Publikumszustimmung erhielt anschließend Kampik mit seiner Forderung nach Erhöhung der Forschungsgeldern für die Ophthalmologie. Nur 16 Prozent der Anträge würden bewilligt und die Augenheilkunde sei in der DFG „nicht mehr sichtbar“. Würde ein etwas größerer Anteil der Forschungsgelder der DFG für die Augenheilkunde verwenden, könnte man auch Klinik und Forschung besser verbinden. Eine Bitte, die der DFG-Vertreter Zeitz als Angriff auf das Begutachtungssystem verstand, das „aber gut funktioniere“. Aus seiner Sicht handele es sich um ein spezielles Problem der Ophthalmologie durch die Abtrennung der Neurowissenschaften. Dies sei eine Frage der Strukturierung und werde voraussichtlich geändert. Geplant sei, nicht mehr nach Organsystem zu gliedern, sondern nach Krankheitsentstehung.

Auf die Publikumsfrage, wie man denn die niedergelassenen Ärzte an die Forschung binden könne, fand Schily die prägnanteste Formulierung für die bescheidenen Möglichkeiten: „Der Arzt liefert, die hohe Wissenschaft forscht und erntet“. Weitere Kritik aus dem Publikum galt der Vergütung der Weiterbildung im DRG-System, unter der die Ausbildung der Assistenten an den Universitäten leide. Dass hier Verbesserung in Aussicht sei, ließ die Ankündigung von Dr. Hans-Georg Faust, CDU-Mitglied und stellvertretender Vorsitzender im Bundesgesundheitsausschuss, vermuten: Es solle geprüft werden, ob die Weiterbildung in den DRGs richtig abgebildet sei. Sonst sollten künftig Kliniken, die nicht ausbilden an diejenigen zahlen, die ausbilden.

Eine provokante Alternative zur Situation in Deutschland skizzierte aus dem Publikum ein nach England gewechselter Ophthalmologe: Es gäbe 40 Prozent mehr Ärzte, da man dort „in Beine investieren, nicht in Steine“. Jeder Arzt habe zwei halbe Tage pro Woche forschungsfrei. Trete ein Notfall auf, müsse sich jemand anderer kümmern. Zudem sei die Arbeitszeit gut strukturiert. Sein Fazit: Forschung in Deutschland sei derzeit nicht machbar. Verbunden mit dem Appell: „Hier gibt es viele hochmotivierte Ärzte – die muss man halten!“

Wie man dies umsetzen kann, darüber waren die Podiumsgäste durchaus ergänzender Meinungen: Schily wünschte sich statt weiterer Regulierungen, „mehr Eigenverantwortlichkeit und Ideen von einer freien Wissenschaft, die sich selber organisiert“. Kampik appellierte an die Politiker, darüber nachzudenken, ob die neue Vergütung der richtige Weg gewesen sei. Zeitz nannte als verbesserungswürdige Rahmenbedingungen die finanzielle Ausstattung der Kliniken und die Einführung flacherer Hierarchien mit zusätzlichen Positionen, beispielsweise neben den ophthalmologischen Lehrstühlen. Große Einigkeit bestand darin, dass die Attraktivität des Faches erhöht werden müsse, auch, um bessere Therapieoptionen für den Patient zu erzielen, und dass die Doppelfunktion von Krankenversorgung und Forschung in der Klinik keinesfalls getrennt werden dürfe.

Lebensqualität in der Augenheilkunde

Bei aller Anstrengung um bessere Forschungsbedingungen und Fortschritte in der Augenheilkunde müsse auch der Nutzen für Patienten in den Mittelpunkt gerückt werden, hatte Holz zur Eröffnung betont und damit ein weiteres Schwerpunktthema des Kongresses formuliert, das sich nicht nur im Titel der diesjährigen Tagung „Perspektiven der Augenheilkunde – Innovationen für mehr Lebensqualität“ spiegelte, sondern auch in einem Symposium aufgegriffen und diskutiert wurde. So genannte „Patient reported outcomes“ (PRO) als patientenseitige Beurteilung von Befindlichkeiten und Therapieeffekten durch standardisierte Instrumente erhalten eine zunehmende Bedeutung. PROs werden für die Zulassung und Evaluierung neuer Medikamente verwandt und erhalten Relevanz im Zusammenhang mit der Kostenübernahme von Leistungserbringern durch Versicherungsträger. Die per PRO erfasste Lebensqualität werde mittlerweile als klinischer Endpunkt (durch FDA und EMEA) anerkannt, so der eingeladene Referent vom Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen. Allerdings gäbe es vor dem routinemäßigen Einsatz von PROs noch einige methodische Problem zu beseitigen, wie beispielsweise niedrige Rücklaufquoten, die Validität der eingesetzten Instrumente oder die Auswertung der Daten. Für ophthalmologische Erkrankungen gäb es derzeit kaum geeignete Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität. Hier sei Handlungsbedarf, denn, so das übereinstimmende Fazit: Lebensqualität ist ein integraler Bestandteil der value-based und evidence-based medicine sowie der Gesundheitsökonomie. Nicht zuletzt durch den Patienten selber wird die Berücksichtigung dieser Parameter immer stärker eingefordert, zudem trage die Einbindung des Patienten wesentlich zur Compliance bei.

Patientenveranstaltungen

Auch die DOG werde die Patienten bzw. ihre Selbsthilfeorganisationen noch stärker in ihre Arbeit einbinden, sagte Holz in der Auftaktveranstaltung zu den erstmals ins Programm aufgenommenen Patientensymposien, die zu den Themen AMD und erblichen Netzhauterkrankungen angeboten wurden. Als Ehrengast war Eva-Luise Köhler geladen, Gattin des Bundespräsidenten und Schirmherrin der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen e.V. (ACHSE) unter deren Dach auch die Selbsthilfeorganisation Pro Retina eingebunden ist, sowie Vertreter der Pro Retina und AMD Alliance. In ihrem Grußwort unterstrich Köhler das veränderte Selbstverständnis heutiger Patienten, dem zunehmend das Ideal eines selbstbestimmten und mündigen Patienten zugrunde liegt.

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Mit einem eigenen Symposium wurde die Arbeit von Patientenorganisationen gewürdigt. Ein Grußwort sprach unter anderem Eva-Luise Köhler, Gattin des Bundespräsidenten und Schirmherrin der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen e.V. (ACHSE).

Welche Bedeutung den Selbsthilfeorganisationen für die Forschungsförderung und Forschungsarbeit beizumessen ist, verdeutlichten Prof. Dr. Eberhart Zrenner, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Pro Retina Deutschland und Ärztlicher Direktor der Abteilung „Pathophysiologie des Sehens und Neuro-Ophthalmologie“ Universitäts-Augenklinik Tübingen, sowie Prof. Alan C. Bird vom Moorfields Eye Hospital, London, und wissenschaftliches Beiratsmitglied der AMD Alliance International. Beide machten deutlich, dass die Teilhabe der Patientenorganisationen an der Forschung unverzichtbar sei und vielfältige Aspekte abdecke, beispielsweise die Organisation internationaler Forschungskolloquien (wie das von der Pro Retina veranstaltete „Potsdamer Treffen“) und die damit verbundene interdisziplinäre Vernetzung, die Steuerung von Nachwuchsforschern sowie auch direkte Forschungsförderung oder unbürokratische Überbrückungsfinanzierung für Großprojekte, Ausschreibung von Preisen etc.

Dass der Patient nicht nur aufgeklärt, sondern auch fordernd ist, brachte Christina Fasser (Zürich), Präsidentin der Retina Suisse und Retina International, in ihrem einnehmenden Vortrag schließlich auf dem Punkt: „Wir wollen der Forschung helfen, aber auch Beine machen!“

Programm

Neben Aspekten der Anti-VEGF-Therapie als mittlerweise etabliertem Verfahren wurden neue Therapieansätze bei AMD wie RNA-Interferenz oder neue pharmakologische Interventionen inklusive antiangiogenetische oder antifibrotischer wirksamer Substanzen vorgestellt und diskutiert.

In aller Munde das Stichwort Biomarker, die Perspektiven für eine verbesserte Diagnostik eröffnen und mit der Vision verbunden sind, schon wesentlich früher therapeutisch angreifen zu können. Referiert wurde beispielsweise zu genetischen Biomarkern bei retinalen Erkrankungen, Glaukomerkrankungen und Erkrankungen der Augenoberfläche.

Auch die Gentherapie war ein zentrales Thema, insbesondere die ermutigenden Ergebnisse der Arbeitsgruppen aus London und Philadelphia, die Patienten mit einem RPE65-Defekt behandelten und damit erste therapeutische Effekte erzielten. Entsprechend fand sich auch eine ISCEV-Symposium lecture zur „Gene Therapy in Hereditary Eye Disease – An Update on the RPE65 Clinical Trial” von Prof. Robin R. Ali (London, UK). Auch wenn viele Fragen und Risiken noch offen seien, so böten sich hierin bereits Perspektiven für Patienten. Und es sei damit zu rechnen, stellte Prof. Dr. Klaus Rüther, Berliner Charité, in Aussicht, dass in den nächsten Jahren weitere Gene in die Untersuchungen hineingenommen würden.

Einen besonderen Stellenwert erhielt das Thema molekulare Bildgebung. Aktuell wird die Entwicklung des OCT als Meilenstein gewertet, da die hochauflösende dreidimensionale Technik einen hohen Informationswert für Indikation, Prognose und Langzeitmanagement liefert. Sie erlaube die Verlaufskontrolle und kontinuierliche Anpassung der Therapie zur Optimierung des Behandlungsergebnisses und eröffne neue Möglichkeiten der Früherkennung, betonte Holz.

Zum gegenwärtigen Stand bei der Entwicklung und klinischen Erprobung der Netzhautimplantate, bei denen Deutschland eine Vorreiterrolle in der Entwicklung einnimmt, zog Prof. Dr. P. Walter, Direktor der Universitäts-Augenklinik Aachen, ein aussichtsreiches Fazit: Die sich derzeit in klinischen Tests befindlichen Prototypen böten eine anwendbare Möglichkeiten und seien inzwischen eine reale Perspektiven für Patienten. „Sie werden sich entwickeln wie Cochlear-Implantate“, prognostizierte Walter.

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Zu den fachwissenschaftlichen Schwerpunkten des Kongress-Programmes gehörten AMD, Gentherapie bei seltenen Netzhauterkrankungen, Netzhautimplantate, Hornhautchirurgie sowie die Bedeutung von Biomarkern und den Perspektiven durch molekulare Bildgebung.

Auch im Bereich der Hornhautchirurgie wurde auf wesentliche Fortschritte hingewiesen. Die Vor- und Nachteile der neuen Methode „Descement Stripping Automated Endothelial Keratoplasty“ (DSAEK) bei Erkrankungen der inneren Hornhautschicht sowie das „Descement Membrane Endothelial Keratoplasty“ (DMEK) erläuterte in einer Keynote Lecture Prof. Dr. Thomas Reinhard, Universitäts-Augenklinik Tübingen und Gründer der LIONS-Hornhautbank Baden-Württemberg, der zum diesjährigen Kongress die DOG-Sektion „Gewebetransplantion und Biotechnologie“ gründete. In diese Sektion wolle er auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Hornhautbanken überführen, um zukünftig mit gemeinsamen Forderungen „eine größere Schlagkraft zu erzielen“, so Reinhard.

Als ebenfalls neues Element wurden zum 106. DOG-Kongress erstmals keynote lectures gehalten, die auf besondere, innovative Entwicklungen hinwiesen: Dr. Richard F. Spaide, MD (New York, USA) referiert zum Thema „Managing Retinal Vein Occlusions – New Insights and Perspectives”. Und Prof. Dr. Thomas Reinhard (Freiburg) fasste die Geschichte der „Keratoplastik – Techniken, Prognose und neue Perspektiven“ zusammen. Die Custodis Lecture, eine Würdigung für besondere Verdienste in der Ophthalmologie, wurde Prof. Yasuo Tano (Osaka, Japan) zuteil, der über das „Management of posterior complications in pathological myopia” referierte.

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Ein neues Element der DOG-Jahrestagung waren Keynote Lectures, in denen ausgewählte Experten aktuelle und innovative Entwicklungen darstellten. Die beiden diesjährigen Lectures hielten Prof. Dr. Thomas Reinhard (lks. Bild), Freiburg, und Dr. Richard F. Spaide (Bild Mitte), New York. Mit der Custodis Lecture, einer Würdigung für besondere Verdienste in der Ophthalmologie, wurde Prof. Yasuo Tano (re. Bild), Osaka, geehrt.

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In Anerkennung ihrer besonderen Verdienste für die Ophthalmologie wurden Prof. Hans Eberhard Völcker (lks. Bild), Heidelberg, und Prof. José-Alain Sahel (re. Bild), Paris, zu Ehrenmitgliedern der DOG ernannt.

Insgesamt also ein Kongress mit auffallend vielen, vielfältigen Neuerungen sowie Anstößen zu weiteren Aktivitäten und ein jederzeit entspannt wirkender, gut gelaunter Kongress-Präsident, der eloquent und mit leichter Hand durch das Programm führte und der Tagung – nicht zuletzt durch den auffälligen Verzicht auf das Tragen seiner Amtskette – eine moderne und lockere Note gab. Die feierliche Übergabe besagter Kette an den nächsten Amtsträger fand selbstverständlich dennoch statt: Mit dem neuen DOG-Präsidenten Prof. Dr. Peter Wiedemann, Direktor der Augenklinik Leipzig, wird auch der Kongress einen neuen Veranstaltungsort haben: Im nächsten Jahr tagt die DOG zur 600-Jahr-Feier der Stadt in Leipzig.

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Amtsübergabe an den neuen DOG-Päsidenten Prof. Dr. Peter Wiedemann, der zum Thema „Lebenslang gut sehen – weil Augenärzte forschen, lehren, heilen und helfen“ im nächsten Jahr nach Leipzig einlädt.

„Weißbuch“ zur ophthalmologischen Forschung
Das „Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Forschung in Deutschland“ (Autoren: Norbert Pfeiffer, Christine Knauer, Christian Wolfram) ist eine aktuelle Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Arbeit der deutschen Augenheilkunde und stellt neben epidemiologischen Daten den Aufbau und die Organisation der ophthalmologischen Forschung sowie Problemfelder und Lösungsansätze dar.

Europäische Forschung
Zur besseren internationalen Vernetzung der zahlreichen europäischen Forschungsaktivitäten soll das ebenfalls zum Kongress freigeschaltete, neue Portal „The Gateway to Vision Research“ (http://www.vision-research.eu) beitragen, das mit Unterstützung der Europäischen Union gleichsam als „Tor der Sehforschung“ mehr Transparenz und Kommunikation auf europäischer Ebene schaffen soll.

Stiftung Auge
Mit der „Stiftung Auge“ wird die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) ihre Arbeit in den Bereichen Forschung, Ausbildung und Aufklärung künftig weiter ausbauen. Zu den drei Hauptzielen gehören: die Unterstützung klinischer und grundlagenwissenschaftlicher Forschungsprojekte sowie die Vergabe von Forschungsaufträgen und Stipendien; die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung sowie die breite Aufklärung der Bevölkerung zur Prävention und Früherkennung vermeidbarer Erkrankungsfolgen. Die Stiftung wurde seitens der DOG mit einem Grundkapital in Höhe von 250.000 Euro ausgestattet und will weitere Zustiftungen generieren. Zum ersten Stiftungsvorstand gehören: Prof. Dr. Frank G. Holz, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer (Mainz), Prof. Dr. Gernot I. W. Duncker (Halle-Wittenberg).

DOG Preise und Preisträger 2008
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Aufenthaltsstipendien der DOG für Assistenzärzte aus den MOE-Staaten, Asien, Afrika und Lateinamerika, Dotierung 1.000 Euro: Khakima Karim-Zade, Tajikistan

Bausch & Lomb Forschungspreis, gestiftet von Bausch & Lomb GmbH, Dotierung 5.000 Euro: Prof. Dr. Nicole Eter, Bonn (Thema: In vivo visualization of dentric cells, macrophages and microglial cells responding to laser induced damage in the fundus of the eye)

Förderpreis „Innovative Entwicklungen und therapeutische Ansätze bei altersbezogener Makuladegeneration“, gestiftet von Novartis Parma GmbH, Dotierung 7.500 Euro: Dr. Meike Zeimer, Münster (Thema: Canges in macular pigment optical density its serum concentrations of its constituent carotenoids following supplemental lutein and zeaxanthin: the LUNA Study)

Forschungsförderung der DOG für innovative wissenschaftliche Projekte in der Augenheilkunde, Dotierung 2 x 25.000 Euro: Sebastian Schmidt, Gießen (Thema: Die regulierbare Expression des Fab Fragmentes Ranibizumab in der Retina nach rAAV vermitteltem Gentransfer), Priv.-Doz. Dr. Franz Grus, Mainz (Thema: Glaukom und Autoimmunität: Was versucht die Apoptose der retinalen Ganglienzellen)

Forschungsförderung Tropenophthalmologie der DOG, Dotierung gesamt 10.288 Euro: Dr. Riad Khaireddin, Hamburg (Thema: Keratokonus in Qatar: vergleichende Untersuchung von Genmutationen bei arabischen und deutschen Keratokonuspatienten), Dr. Martin Kollmann, Nairobi (Thema: Microbial contamination of lcare rebound tonometer single use probes), Dr. David Kupitz, Dr. Robert Finger, Bonn (Thema: Impact of cataract surgery in Low-income South Indian Patients)

Glaukomforschungspreis, gestiftet von Pharm-Allergan GmbH, Dotierung 5.000 Euro: Dr. Maurice Schallenberg, Münster (Thema: GM-CSF regulates the ERK1/2 pathways and protects injured retinal ganglion cells from induced deaths)

Von Graefe-Preise der DOG, Dotierung 5.000 Euro: Prof. Dr. Günther Krieglstein, Köln (für sein überragendes wissenschaftliches Lebenswerk auf dem Gebiet der Glaukomforschung)

Julius Springer-Preis für Ophthalmologie, gestiftet vom Springer Medizin Verlag, Dotierung 2.500 Euro: Priv.-Doz. Dr. Maya Müller, Lübeck (Thema: Mutationen des Frizzed-4-Gens – Ihre Bedeutung in der Betreuung von Familien mit autosmal-dominanter exsudativer Vitreoretinopathie)

Kröner Forschungspreis, gestiftet von der Kröner Stiftung, Dotierung 10.000 Euro: Priv.-Doz. Dr. Hendrik Scholl, Bonn (Thema: Systemic complement activation in AMD (PLoS One: in press)

Kurzzeitdozenturen Tropenophthalmologie der DOG, Dotierung gesamt 9.260 Euro: Priv.-Doz. Dr. Florian Gekeler, Tübingen (Projekt: Ribeirao Preto/Brasilien), Prof. Dr. Manfred Mertz, München (Projekt: Kenia), Dr. Hans-Joachim Miertsch, Eckernförde (Projekt: Tansania), Prof. Dr. Nhung X. Nguyen, Tübingen (Projekt: Vietnam), Prof. Dr. Paul-Rolf Preußner, Mainz (Projekt: Bafoussam/Kamerun)

Leonhard-Klein-Preis, gestiftet von der Leonhard-Klein-Stiftung, Dotierung 15.000 Euro: Prof. Dr. Burkhard Dick, Bochum (Thema: Digitale Daten- und Objekteinspiegelung in das Operationsmikroskop)

Makula-Forschungspreis zur Verhütung von Blindheit, gestiftet von Pro Retina Deutschland e. V., Dotierung 2.000 Euro und Finanzierung eines Kongressaufenthaltes in Übersee im Wert von 1.500 Euro: Dr. Monika Fleckenstein, Bonn (zuerkannt für drei miteinander verbundene Publikationen über innovative Bildgebungsverfahren bei der komplexen multifaktoriellen altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) sowie bei genetisch determinierten Makula- und diffusen Netzhautdystrophien)

Meyer-Schwickerath-Preis, gestiftet von der Firma Takeda-Pharma, Dotierung 5.000 Euro: Dr. Heidrun Deißler, Ulm (Thema: Zusammensetzung der tight-junctions mikrovaskulärer Endothezellen aus der Retina vor und nach länger andauernder Exposition mit VEGF165 unter Normalbedingungen und Glukosestress)

Posterpreis der DOG, Dotierung 3 x 1.000 Euro. Die Preisträger sind: Philipp S. Müther, Köln (Postoperative Tensioentwicklung nach vitreoretinaler Chirurgie), Prof. Dr. Solon Thanos, Münster (Differentielle Wirkung von Serumfaktoren auf die kultivierten Spenderhornhäute: Ein proteomischer Vergleich zwischen fötalem Kälbserum und humanem Serum), Dr. Stephan J. Linke, Hamburg (Neurale Stammzellen für den Aufbau eines intraokulären Applikationssystems von therapeutischen Genprodukten)

Projektbezogene Forschungsförderung der DOG für Augenärzte aus den MOE-Staaten, Asien, Afrika und Lateinamerika, Dotierung 25.000 Euro: Inna Georgieva, Bulgarien (Thema: Die Bedeutung von Survivin und Aurora Kianse B Expression bei der Entsteheung des Aderhautmelanoms)

Promotionspreis des Hermann-Wacker-Fonds, gestiftet vom Hermann-Wacker-Fonds, Dotierung 1.000 Euro: Christoph Ehlken, Freiburg (Thema: Expression angiogeneseassoziierter Faktoren in der sich postnatal entwickelten Retina der Maus unter besonderer Berücksichtigung des Eph-/Ephrin-Rezeptor-Liganden-Systems)

Retinits-Pigmentosa-Preis, gestiftet von Pro Retina Deutschland e. V. und der RP-Vereinigung Schweiz, Dotierung 2.000 Euro und Finanzierung eines Kongressaufenthaltes in Übersee im Wert von 1.500 Euro: Dr. rer. nat. Tina Märker, Mainz (Thema: A novel Usher protein network at the periciliary reloading point between molecuar tranpsort machineries in vertebrate photorecetor cells)

Themenbezogene Forschungsförderung der DOG für innovative wissenschaftliche Projekte in der Augeneilkunde, Dotierung 2 x 12.500 Euro: Dr. Martin Rudolf, Lübeck (Thema: Histologische Basis der Autofluoreszenz in Augen mit geographischer Atrophie und ihre Bedeutung für die Interpretation klinischer Untersuchungsergebnisse), Dr. Marcus Kernt, München (Thema: AMD: Die Rolle von Licht bei der Entstehung degenerativer Veränderungen im menschlichen RPE und möglicher Zellschutz durch Minocyclin)

Tropenophthalmologie-Preis, gestiftet von den Firmen AMO Germany GmbH, Ursapharm Arzneimittel GmbH & Co. KG und Bausch & Lomb GmbH, Dotierung 5.000 Euro: Dr. Ma-Nkiew Makwanga, Republik Kongo

Videopreis, gestiftet von Carl Zeiss Meditec AG: 1. Preis, dotiert mit 2.500 Euro: Prof. Dr. Siegfried Priglinger und Mitarbeiter, Linz (Thema: Y-Splitting Operation: Ein effektives Verfahren zur Drehmomentminderung bei schwankendem Schielwinkel), 2. Preis, dotiert mit 1.500 Euro: Prof. Dr. Walter Sekundo, Mainz, Prof. Dr. Marcus Blum, Erfurt (Thema: Femtosekunden-Lentikel-Extraktion), 3. Preis, dotiert mit 1.000 Euro: Dr. Fritz Hengerer und Mitarbeiter, Bochum (Thema: Posterior optic button holing: Technik und operatives Management)

Zusatzförderung von bereits geförderten Projekten, gestiftet von der DOG, Dotierung 25.000 Euro: Dr. Henrike Westermann, Dr. Harun Akgül, Essen (Chemosensivität von malignen Melanomen der Aderhaut und Bindehaut – Übertragung der Ergebnisse aus der Testung von Zelllinien in den Tierversuchen)

 

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