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DGII und ESCRS tagen gemeinsam in Frankfurt

Interview mit DGII-Tagungspräsident Prof. Thomas Kohnen

Vom 15. bis 18. Februar findet auf dem Messegelände in Frankfurt am Main der 38. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (DGII) gemeinsam mit dem 28. Winter-Meeting der European Society of Cataract and Refractive Surgeons (ESCRS) statt. DER AUGENSPIEGEL sprach mit Prof. Thomas Kohnen, Tagungspräsident der diesjährigen DGII und Vorstandsmitglied von DGII und ESCRS, über die Doppeltagung.

Herr Professor Kohnen, welchen Stellenwert hat es für die DGII und für die deutsche Augenheilkunde, dass ein gemeinsamer Kongress mit der ESCRS ausgerichtet wird?
Die DGII kann sich glücklich schätzen, mit der ESCRS, die in den letzten beiden Jahren (2022, 2023) mit ihrer Hauptjahrestagung den weltweit größten Kongress in der Augenheilkunde ausgerichtet hat, eine gemeinsame Tagung durchführen zu dürfen. Daher ist der Stellenwert für die deutsche Augenheilkunde als nicht unerheblich einzuschätzen.

Die Tagung wird von der ESCRS ausgerichtet und von der DGII mit den bewährten Kursen und Wetlabs am Donnerstag und deutschsprachigen Vorträgen am Freitag und Samstag bereichert. Auf welche Sitzungen können sich die DGII-Teilnehmer freuen?
Die Kongressteilnehmer können sich auf ein Doppelprogramm freuen, nämlich auf ihre bekannten deutschsprachigen Sitzungen, die unter anderem Katarakt-, refraktive Chirurgie, Glaukom, Hornhaut und Retina beinhalten, aber selbstverständlich auch parallel dazu die ESCRS-Tagung genießen, die in vier Main Symposia an unterschiedlichen Tagen und am Ende in der gemeinsamen Joint Session von DGII und ESCRS Highlights setzen wird.

Im Rahmen der letztjährigen Tagung in Weimar hat die Young-DGII ihre Arbeit aufgenommen und wird in Frankfurt erstmals eine eigene Sitzung abhalten. Welche Inhalte werden präsentiert?
Die Vorträge dieser Sitzung reichen von Grundlagen über Tipps und Tricks bis zu Diskussionen.

Das Programm der ESCRS wird zeitgleich zu dem der DGII abgehalten. Welche Herausforderungen und Möglichkeiten birgt eine gemeinsame Tagung für die Programmgestaltung? 
Die Herausforderung in der Planung war sicherlich, die unterschiedlichen Stränge zwischen dem deutschen (DGII) und dem internationalen (ESCRS) Programm zusammenzuführen, was aber mit viel Arbeit und Fleiß von allen Beteiligten gut gemanagt wurde.

Erstmalig gliedert sich das Programm der ESCRS-Wintertagung in die zwei Themenschwerpunkte Intraocular Refractive Surgery und Corneal Refractive Surgery. Aus welchen Gründen wurde diese Unterteilung vorgenommen?
Diese Unterteilung ist der Tatsache geschuldet, dass die refraktive Chirurgie sich so entwickelt hat. Refraktive Fehler werden entweder an der Hornhaut oder an der Linse behoben, so dass ganz natürlicherweise diese Einteilung gekommen ist.

Welche Sitzungen sollten sich die Kongressbesucher Ihrer Meinung nach nicht entgehen lassen?
Die oben genannte „Best-of“-Session, die Main Symposia des ESCRS, die Kurse der DGII und die Session der Young Ophthalmologists.

Sie haben 2015 weltweit die erste Intraokularlinse mit vier Brennpunkten eingesetzt. Was sind aktuell spannende Ergebnisse oder auch interessante Ansätze in der Ophthalmologie?
Seitdem haben sich weitere multifokale, aber besonders auch Tiefenschärfenlinsen zur Alterssichtigkeitskorrektur weiterentwickelt. Hier möchte ich besonders die nicht-diffraktiven Optiken im EDOF-Bereich nennen, die sich auch in meiner Klinik durchgesetzt haben. Allerdings wird bei den Multifokallinsen immer noch der Vorteil der kompletten Brillenfreiheit angestrebt, was mit den Tiefenschärfenlinsen nicht immer komplett zu erzielen ist, dafür sind aber weniger optische Phänomene erreichbar. Diese sind allerdings bei den neuen trifokalen und quadrofokalen Linsen auch deutlich geringer als bei den alten multifokalen Optiken.
Dann interessiert mich noch die neue Entwicklung im Sekundärtimplantatbereich: Sklerafixation durch Techniken wie Yamane oder die retropopuläre Artisanfixation sind große Hilfen bei der fast schon endemischen Entwicklung von Linsenluxationen und -dislokationen, die vor 10 bis 30 Jahren in die Augen gesetzt wurden, wo die Kapselsäcke jetzt langsam ihre Funktion aufgeben und die Linsen dislozieren bis in den Glaskörperbereich. 
Weitere interessante, zu beobachtende Themen sind KLEx und akkommodierende Intraokularlinsen.

Neben Ihrer ärztlichen Tätigkeit absolvierten Sie ein Studium der Gesundheitsökonomie an der International University Schloss Reichartshausen. Was wünschen Sie sich für 2024 von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach?
Wenn Sie mich auf Herrn Lauterbach ansprechen, ist eines der größten Probleme, die Kosten des Gesundheitssystems in den Griff zu bekommen. Nicht alles, was heute angeboten werden kann, kann auch von den Kassen finanziert werden. Hier müssen alternative Finanzierungsmodelle gesucht werden, ansonsten können wir keine Weiterentwicklung der modernen Medizin in Deutschland gewährleisten.

Seit 2012 sind Sie Direktor an der Universitäts-Augenklinik Frankfurt. Welche Bedeutung hat es für Sie persönlich, dass die Doppeltagung in Ihrer Heimatstadt ausgerichtet wird?
Beide Gesellschaften, sowohl DGII, der ich als Präsident von 2008 bis 2012 vorstand, als auch ESCRS, in deren Board ich seit vielen Jahren tätig bin, aktuell als Treasurer/Schatzmeister arbeite, liegen mir sehr am Herzen und deshalb freut mich natürlich ganz besonders, dass diese Tagung in Frankfurt zusammen stattfindet. Ich freue mich sehr auf viele interessante Begegnungen und Gespräche und möchte alle Teilnehmenden herzlich begrüßen!

Herr Professor Kohnen, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Katica Djakovic
E-Mail: redaktion@augenspiegel.com

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