CALT: Beteiligt an der Pathogenese des Trockenen Auges?

Zum Einfluss des Konjunktiva-assoziierten lymphatischen Gewebes (CALT)
In der vielschichtigen Pathogenese des Trockenen Auges wird eine Beteiligung des Konjunktiva-assoziierten lymphatischen Gewebes (CALT) diskutiert. Bislang existieren jedoch keine funktionellen Studien, die diesen Zusammenhang untersuchen. Durch die Etablierung eines neuen Tiermodells und eines 2-Photonenmikroskops für die minimal-invasive Darstellung von CALT sind erstmals funktionelle Untersuchungen am lebenden Tier möglich. Dr. Philipp Steven stellt das Projekt vor, dass durch den vom Ressort Trockenes Auge im BVA vergebenen Sicca-Förderpreis 2008 unterstützt wird.

In der Pathogenese des Trockenen Auges spielt das okuläre Immunsystem eine entscheidende Rolle. So ist bekannt, dass außer Faktoren wie Zunahme der Tränenfilm-Osmolarität und Instabilität des Tränenfilms, autoreaktive T-Zellen eine chronische Entzündungsreaktion unterhalten können, die zu einem Verlust von Becherzellen und Epithelzellen führt. Diese Entzündungsreaktion wird initial häufig mit Cortison oder neuerdings mit dem T-Zell inhibierenden Ciclosporin A behandelt. In diesem Zusammenhang ist jedoch völlig unklar, wie es zur Bildung der autoreaktiven T-Zellen kommt. Es wird diskutiert, dass die autoreaktive Immunantwort aufgrund einer Fehlregulation des Konjunktiva-assoziierten lymphatischen Gewebes (CALT) entsteht.

CALT wird unter physiologischen Bedingungen regelmäßig in der tarsalen Bindehaut des Menschen gefunden und ist mit der Spaltlampe als Follikel klinisch sichtbar. Morphologische Untersuchungen zeigen, dass CALT aus einem Lymphoepithel, follikulär angeordneten B- und T-Zellen sowie hochendothelialen Venolen besteht (Franklin and Remus 1984; Wotherspoon et al. 1994). Aufgrund der Ähnlichkeiten mit dem Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebe (MALT) anderer Schleimhautregionen wird angenommen, dass CALT normalerweise eine immunologische Schnittstelle zwischen Oberfläche und Körperinnerem darstellt. So wird postuliert, dass Antigene aktiv über das Lymphoepithel ins Gewebe transportiert und dann immunkompetenten Zellen präsentiert werden.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 01/2009.

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