Aktuelle Therapie des Trockenen Auges in der Praxis

Die Grundlage in der Siccatherapie ist die Substitution, durch die mit einer Verbesserung der Benetzung auch eine Verbesserung des Epithels und damit indirekt eine Reduktion der Entzündung erreicht wird. Es gibt nicht ein Präparat, dass das Beste für alle Patienten ist, sondern das optimale Präparat muss individuell ausgetestet werden. Prof. Dr. Hans H. Stolze stellt verschiedene Tränenersatzmedikamente vor, die sich durch ihr Verdickungsmittel, Konservierungsmittel und eventuelle Zusatzstoffe und Lipide unterscheiden.

Während noch vor wenigen Jahren die Benetzungsstörung des Auges eine Erkrankung war, die fast ausschließlich vom Augenarzt diagnostiziert und behandelt wurde, ist sie in der letzten Zeit von den Apothekern entdeckt worden. Die mehr oder weniger wirksamen Erkältungsmittel werden aus dem Schaufenster genommen und durch Siccapräparate ersetzt. Diese „Aufklärungshilfe“ von unerwarteter Seite ist im wesentlichen der aktuellen Gesundheitspolitik zu verdanken: Durch die zehn Euro Praxisgebühr werden nachgewiesenermaßen ärmere Patienten vom Arztbesuch abgehalten und veranlasst, direkt in die Apotheke zu gehen. Aber auch diejenigen Patienten, die primär in der Augenarztpraxis richtig diagnostiziert und behandelt werden, müssen ihr Medikament in der Regel selbst bezahlen und werden daher bei fortbestehendem Bedarf ohne Verlaufskontrolle direkt in die Apotheke gehen.

Zweifellos ist das Marketing bei Apothekern ohne Terminvergabe und Wartezeit attraktiver als bei Augenärzten, die im Medizinstudium nicht einmal das ABC des Umgangs gelernt haben: Aussprechen lassen (den Patienten!), Begrüßen mit Namen und Hand geben. Optimal wäre das Erlernen des aktiven Zuhörens und verbaler Interventionstechniken, wie es im Rahmen der Kurse zur psychosomatischen Grundversorgung erfolgt. Bei einer chronisch-rezidivierenden Erkrankung wie den Benetzungsstörungen hat das „sich verstanden fühlen“ für den Patienten eine ganz wesentliche therapeutische Wirkung.
Fachlich hat die Betreuung durch den Augenarzt entscheidende Vorteile, zumal er in der Regel in der Wahl der Therapeutika unabhängig ist. Da er exklusiv Augenpatienten sieht, hat er auch gegenüber dem Hausarzt einen enormen Erfahrungsvorsprung und kann durch Spaltlampe und Siccatests die Diagnose relativ schnell sichern. Dass die gesetzlichen Krankenkassen siccaspezifische Tests (Bengalrosa, Lissamingrün) nicht als Sprechstundenbedarf übernehmen, ist ein weiteres Hindernis einer guten Patientenversorgung.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 07-08/2008.

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